Jedes Jahr am 27. Nissan wird der Opfer der Schoah
gedacht. Dieses
Datum wurde gewählt, da an diesem Tag des Jahres 1943 der Aufstand im
Warschauer Ghetto begann. (siehe auch: Antisemitismus)
Schoah - Holocaust oder Churban
Diese Begriffe bezeichnen die Verfolgung der Juden durch die
Nationalsozialisten in den Jahren 1933 bis 1945. Die Schoah erreichte ihren
Höhepunkt mit der so genannten "Endlösung", der Vernichtung des
europäischen
Judentums.
Die Judenverfolgung begann einen Monat nach Hitlers Machtergreifung am 30.
Januar 1933. Jüdische Geschäfte wurden boykottiert und verwüstet, jüdisches
Personal wurde aus Regierungen, Gerichten und Universitäten entlassen. Durch
eine Reihe von Gesetzen, Beschlagnahmungen und Pogromen gelang es Hitler
zwischen 1933 und 1938, den Juden Deutschlands (zu denen auch tausende deutscher
Christen jüdischer Abstammung zählten) die politische und wirtschaftliche
Basis zu entziehen. Durch die Nürnberger Gesetze von 1935 verloren die Juden
ihre Rechte als Staatsbürger, und es wurde verboten, Mischehen einzugehen.
Im Novemberpogrom in der Nacht von 9. auf 10. November 1938
("Reichskristallnacht", wie dieses Pogrom in Naziterminologie zynisch genannt
wurde) wurden im gesamten Reichsgebiet Synagogen, Geschaefte und andere
Einrichtungen zerstoert. Tausende Juden wurden verhaftet und in
Konzentrationslager gebracht. Da das Novemberpogrom als "Reaktion" auf das
Attentat des jungen polnischen Juden Herschel Grynszpan auf den deutschen
Botschaftsangehoerigen in Paris, vom Rath, organisiert worden war, mussten die
Juden fuer die Schaeden aufkommen und juedisches Eigentum wurde konfisziert.
Als am 1. September 1939 der Zweite Weltkrieg ausbrach, waren die Juden
laengst keine Buerger mehr, durften keine Schulen besuchen, keine Berufe
ausueben, kein Land besitzen, sich nicht mit Nichtjuden anfreunden, sich in
keinen Parkanlagen, Museen oder Bibliotheken aufhalten. Sie wurden gezwungen, in
Ghettos zu leben.
Ab 1941 mussten Knaben ueber 12 Jahre in Munitionsfabriken arbeiten, die
Benutzung des Telefons und oeffentlicher Verkehrsmittel war verboten, und Juden
ueber sechs Jahre mussten den gelben Judenstern tragen.
Andere europaeische Laender uebernahmen die deutsche antijuedische Gesetzgebung.
1938 hatte das Faschistische Italien antijuedische Gesetze herausgebracht; durch
den Einmarsch in Oesterreich 1938 und in der Tschechoslowakei 1939 wurde auch
die juedische Bevoelkerung dieser Laender der Nazigesetzegbung unterworfen.
Ungarn, das ebenso einen eigenen antisemitischen Hintergrund hatte und dazu ein
Satellitenstaat Nazideutschlands war, gab 1938 die ersten antisemitischen
Gesetze heraus, in Rumaenien hatte der Antisemitismus bereits 1937 einen ersten
Hoehepunkt erreicht.
Die sozialen und politischen Kraefte der Welt unternahmen bis auf wenige
Ausnahmen kaum etwas zur Unterstuetzung der Juden. Die orthodoxen Juden Mittel-
und Osteuropas lehnten die Verbindung mit liberalen Gruppen ab. Die liberalen
Parteien selbst wurden unterdrueckt oder zerstoert. Die gelegentlichen Proteste
der Kirchen waren schwach und unwirksam.
Die Methoden der Juden, sich selbst zu helfen, verbesserten ihre Situation nur
bis zu einem gewissen Grad. Die Mehrheit erhoffte sich die Emigration. Zwischen
1931 und 1941 erhielten jedoch nur 161.262 Juden die Erlaubnis, in die
Vereinigten Staaten einzuwandern.Zehntausende flohen nach Palaestina, wo die
britische Mandatsregierung die Einwanderung beschraenkte.
Die Siege der deutschen Wehrmacht in den ersten Kriegsjahren brachten die
Mehrheit der europaeischen Juden unter die Herrschaft Nazideutschlands und
seiner Satelliten. Vom Atlantik bis zur Wolga, von Norwegen bis nach Sizilien
wurden Juden ihrer Menschenrechte beraubt, ihr Eigentum gestohlen und in
Konzentrationslager und Ghettos deportiert.
Als sich die deutsche Armee ostwaerts bewegte, zuerst nach Polen, spaeter auf
den Balkan und in die Sowjetunion, wurde die "Loesung der Judenfrage" auf
schreckliche Weise durch die SS Einsatzgruppen begonnen. Die juedische
Bevoelkerung von Doerfern und Staedten, aber auch viele Roma und Sinti und
nichtjuedische Slawen, wurden zusammengetrieben, erschossen und in
Massengraebern verscharrt. Eine andere Vernichtungsart bestand darin, die Opfer
in abgeschlossene Lastautos zu pferchen, in die Auspuffgase geleitet wurden, die
die Insassen auf dem Weg zu den Massengraebern toeteten.
Die "Ineffizienz" dieser Toetungsarten und das Unbehagen darueber, besonders
in Kreisen der Wehrmacht, die teilweise in die Einsatzgruppen miteinbezogen
wurde, machten es notwendig, neue Methoden des Massenmordes einzufuehren. Der
Mord und die Verbrennung der Leichen in abgelegenen Vernichtungslagern wuerde
gewaehrleisten, dass die Toetungen geheim und bei weitem wirksamer durchgefuehrt
werden koennten. Am 20. Jaenner 1942 trafen einander bei der Wannseekonferenz in
Berlin der Leiter des Reichssicherheitshauptamtes, Reinhard Heydrich, der Leiter
der Abteilung IV-B-4, Adolf Eichmann, und weitere prominente Nazis, um die "Endloesung
der Judenfrage" zu koordinieren. Die Juden sollten systematisch aus allen
eroberten Gebieten evakuiert und in Konzentrationslager im Osten deportiert
werden. Einige wuerde man sofort ermorden, andere wuerden zuerst unter
schlechtesten Bedingungen Zwangsarbeit leisten muessen.
Die effektivste Methode der Massenvernichtung war die Vergasung durch Zyklon
B in speziell gebauten Gaskammern, die als "Duschen" getarnt waren. Danach
wurden die Leichen zuerst in grossen Gruben verscharrt, spaeter verbrannt, um
Spuren zu verwischen. In den Vernichtungslagern von Auschwitz, Majdanek,
Treblinka, Chelmno, Sobibor und Belzec und in den anderen Konzentrationslagern
wurden an die vier Millionen Juden ermordet. Die Gesamtzahl der ermordeten Juden
betraegt sechs Millionen. Diese Zahl beeinhaltet rund drei Millionen polnische,
eine Million sowjetische und eine halbe Million ungarische Juden. Zusaetzlich
verschwanden ungefaehr 400.000 Roma und Sinti im Holocaust.
Dieser Voelkermord wurde wirksam und systematisch ausgefuehrt, und die Opfer,
deren Willen durch Hunger und Krankheit erschoepft war, waren sich oft bis zum
letzen Augenblick nicht bewusst, dass sie ihr Weg in die Gaskammer fuehrte.
Trotzdem gab es aktiven und passiven juedischen Widerstand. In Laendern mit
judenfreundlicher Bevoelkerung, wie Daenemark, Frankreich, Italien und
Bulgarien, war es moeglich, Juden durch Verstecken, falsche Dokumente und
Evakuierung in neutrale Laender zu retten, wie es zum Beispiel in Daenemark
geschah, dem es gelang, fast alle seine Juden uebers Meer nach Schweden zu
bringen. Franzoesische Juden fanden Zuflucht in Spanien, Portugal oder in der
Schweiz. In Osteuropa verbreiteten die Nazis die antisemitische Propaganda
erfolgreich unter der Bevoelkerung, wodurch es fast unmoeglich wurde, auf Hilfe
zu hoffen. Im Gegenteil, diese Unterstuetzer der Nazis gehoerten zum brutalsten
Personal in den Lagern. Trotz dieser verzweifelten Lage schlossen sich viele
Juden verschiedenen Untergrund- und Partisanengruppen in Polen, der UDSSR,
Jugoslawien, Italien und Frankreich an. Juedische Partisanen bildeten oft ihre
eigenen Einheiten, und in Frankreich gab es eine juedische Abteilung der Maquis
("Unterholz").
Vor allem in den grossen polnischen Ghettos - Warschau, Bialystok und Wilna -
kaempften die Juden gegen eine ueberwaeltigende Mehrheit. Im Warschauer Ghetto
lebten 400.000 Juden, die letzten 60.000, die noch nicht deportiert worden
waren, widersetzen sich der deutschen Aufforderung zur Deportation und hielten,
fast waffenlos, im April/Mai 1943 einen Monat der deutschen Armee stand, die das
Ghetto mit Flammenwerfern, Panzern und bewaffneten Fahrzeugen angriff.
Die Regierungen der Alliierten waren zu sehr mit ihren eigenen Kriegsbemuehungen
beschaeftigt, um Juden zu Hilfe zu kommen. Auch der verzweifelte Aufruf, die
Eisenbahnlinien nach Auschwitz zu bombardieren, stiess auf taube Ohren.
Der Zweite Weltkrieg endete in Europa am 8. Mai 1945. In den folgenden Jahren
moegen vielleicht einige persoenliche Wunden verheilt sein, aber die Verluste,
die der europaeischen Judenheit durch die Schoah zugefuegt wurden, werden
niemals wieder aufgeholt werden. Die juedischen Hoffnungen konzentrierten sich
auf die Gruendung und Erhaltung eines juedischen Staates und auf die Ergreifung
und Verurteilung der Nazikriegsverbrecher.
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