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/466/AE 128

Dazu kam, daß um jene Zeit die deutsche Abwehr gegen Devisenzahlung ebenfalls Juden in das Ausland schleuste. Ich aber wie eine Pick-Neun da saß und in wenigen Wochen, in wenigen Tagen, würde ich Fernschreiben mit abgegangenen Transportzügen an die befohlenen Stellen zu richten haben. Berichte an den Befehlshaber der Sicherheitspolizei für das Reichssicherheitshauptamt, nachrichtlich an den Höheren SS- u. Polizeiführer; dazwischen wieder Einholung von Detailauskünften aus dem ungar. Innenministerium oder an die Reichsbahndirektion Wien, wegen Anberaumung einer Fahrplankonferenz, zu der ich Befehl erhielt. Dazwischen dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei auf Grund der Fahrpläne, die Zahl der befohlenen Transportbegleitmannschaften auszurechnen, welche dieser in Verhandlung mit dem Befehlshaber der Ordnungspolizei klarmachen mußte. Die komplizierte Korrespondenz bezüglich der Variationen in der Behandlung von Juden der verschiedenen ausländischen Staatsangehörigkeiten und was dergleichen bürokratischen Tätigkeiten mehr waren.

Und da begann ich zu überlegen.

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Ich dachte mir, was die können, daß kannst Du auch. Ich schickte Obersturmbannführer Krumey los und mit ihm den SS-Hauptmann Mislicenz. Ich ließ bei den jüdischen Funktionären einmal sondieren, was für eine Auswanderungsgenehmigung für sagen wir, 100.000 Juden, geboten würde. Devisen wurden geboten. Aber dies half mir nichts; es war nichts Neues. Abwehr und der Sonderbevollmächtigte waren darin ohnedies tätig.

Wie ich nun im Einzelnen mit dem jüdischen Funktionär Joel Brand damals zusammen kam, wer dies arrangierte, dies weiß ich nicht mehr genau zu schildern. Ich weiß nur, daß er eines Tages vor meinem Schreibtisch saß und wir zusammen einen Plan besprachen; besser gesagt, ich entwickelte ihm meinen Plan.

Ich fuhr in jener kurzen, knappen Zeit, einigemale zwischen Berlin und Budapest hin und her.

Irgendjemand hatte nun damals eine Zahl von 10.000 Lastkraftwagen geborgen. War ich es, war es mein Chef in Berlin, der Generalleutnant Müller, war es Himmler oder Becker, ich vermag es mit Genauigkeit nicht mehr zu sagen. Genau weiß ich noch, daß ich meinem langjährigen Chef Müller einen Vortrag

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hielt, 1,000.000 Juden an irgendwelche von den jüdischen Organisationen gewünschten Punkte zu transportieren. Dafür wurden eben die 10.000 LKW, winterfest, mit Anhängern, unter der Zusicherung, dieselben nicht an der Westfront einzusetzen, verlangt. 10%, also 100.000 Juden sollten, falls Joel Brand mit günstigem Bescheid aus dem Ausland zurückkam, sofort auf diesen Bescheid hin als Vorschubleistung zur Auswanderung gebracht werden.

Es ist zum heulen und zum lachen; zum lachen, wenn ich bedenke, daß dieses Projekt seitens meiner Vorgesetzten genehmigt wurde. Himmler selbst genehmigte es;

zum heulen, … doch darüber später.

Jetzt ging alles schnell

Eine aus dem Ausland angekommenen Sendung Devisen in der Höhe von etwa 120.000 Dollar, samt Auslandspost konnte sich Joel Brand bei mir abholen. Die Post wurde nicht einmal kontrolliert; jede Auslandspost für jeden wurde in jener Zeit kontrolliert. Mir stand der Sinn nach anderen Dingen. Damit hielt ich mich nicht mehr auf. Joel Brand sagte während meines Prozesses als Zeuge der Anklagebehörde, darüber aus, daß er nicht wußte wie ihm geschah; 120.000 Dollar, Post, 100.000 Juden Vorschubsleistung, Flug nach Konstantinopel –

Unterschriftkürzel

/469, 470/

AE 131

Eine Kuriermaschine der deutschen Luftwaffe brachte Joel Brand nach Konstantinopel.

Krumez, als mein höchster Dienstgrad in meiner Dienststelle, erhielt von mir Befehl, Brand sicher nach Wien zu bringen. Der Befehlshaber der Sicherheitspolizei u. des SD in Budapest bestimmte die Person, welche Brand zu begleiten hatte, einen Bondy Grosz. Auch diesen brachte Krumey pünktlich zum Flugzeug.

So, dachte ich in meinem Sinn: diese Sache geht auf alle Fälle in Ordnung; da kann nichts mehr schief gehen. Und mit keiner Winper zuckte ich, als die ersten Deportationstransporte rollten. Denn jeden Tag konnte Nachricht von Brand kommen; konnte Brand selbst kommen und der Fahrplan würde umgebaut nach Spanien, Portugal, Rumänien. Weiter würden die jüdischen Organisationen schon sehen. –

Und was mich während des Proyesses gegen mich, sehr in Erstaunen versetzte war die Tatsache, daß Joel Brand, als Zeuge der Anklage, bis auf einiges Weniges, genau wahrheitsgemäß über den Vorgang aussagte. Nicht richtig ist, daß ich gesagt haben soll, die Deportationstransporte würden während der Zeit bis zur Entscheidung eingestellt bzw. die Juden würden in Österreich "auf Eis gelegt" werden. Ich sagte jedem, der es hören wollte, daß ich befehlsmäßig zu sagen hätte,

/471/AE 132

daß die Transporte zufolge dem vorgesehenen Fahrplan solange laufen werden, bis der Bescheid da sei. Diesen auftrag hatte ich.

Wie hätte ich als Obersturmbannführer etwas aufhalten, beschleunigen oder umstoßen können, was ein halbes Dutzend hoher und höchster Vorgesetzter von mir, in den verschiedensten Instanzen und Zentralinstanzen befohlen hatten. Man nenne mir einen Menschen in einem europäischen Land, der an meiner Stelle, so etwas während des Krieges zu tun in der Lage gewesen wäre. /1 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/

Brand sagte, daß Krumey beim Abflug zu ihm gesagt haben solle, es gäbe auch noch andere SS-Offiziere wie Eichmann. Es gäbe auch noch Krumey‘s und Wislicenz‘s. Daran möge er, wenn er bei seinen Freunden im Ausland wäre denken. Obzwar der ehemalige SS-Obersturmbannführer seit langer Zeit selbst als Angeklagter in einem deutschen Untersuchungsgefängnis einsetzt, sagte er – auch darüber als Zeuge vernommen – aus, daß er solches nie gesagt habe.

Und es ist glaubwürdig, denn es wäre sicher keine Belastung für Krumey gewesen, hätte er Brand‘s Version bestätigt.

/5 Zeilen gestrichen, unleserlich/

/472/AE 133

/7 Zeilen gestrichen, unleserlich/

Nun, während des Prozesses gegen mich wurden im Zusammenhang mit dieser Mission eine Reihe von Dokumente aus dem israelischen Geheimarchiv, seitens der Anklagebehörde dem Gerichtshof als Beweismaterial vorgelegt und eingebracht. Es ist nicht meine Aufgabe, hier diese Sache näher zu beleuchten. Es mögen auch sicherlich noch ähnliche oder sogar ergänzende Dokumente in den Geheimarchiven Englands und Nordamerikas liegen und für eine allfällige Veröffentlichung in späteren Zeiten aufbewahrt bleiben.

Mir bleibt lediglich die traurige Aufgabe festzustellen, daß Brand – ohne eigenem Verschulden – nicht wiederkam und daß eine Art Bestätigung, nie einging. Die Deportationen aber ließen andere weiterrollen, wie die nächsten Dokumente aufzeigen werden.

Nur Joel Brand und sonst keiner – so glaube ich – wird meinen Zorn und meinen Schmerz nachfühlen könne, daß die Dinge so und nicht anders liefen; und umgekehrt kann ich den Zorn und Schmerz eines Joel Brand

/473/AE 134

nachfühlen, ebenfalls aus erster Quelle, daß Papier, welches sonst stets so geduldig ist, in diesem Falle offenbar nicht tauglich war. Denn die Ingangsetzung von vorerst einmal 100.000 <auswanderungsbewilligten> Juden noch ohne jede ausländische Gegenleistung, hätte ein völlig anderes Bild zur Folge gehabt. Mit diesen oder ähnlichen Worten schloß ich meine diesbezügliche Stellungnahme vor dem Gerichtshof, während des Prozesses gegen mich.

Nun der andere Punkt des von Herrn von Thadden angeschnittenen Geheimabkommens seitens Winkelmann, hinter Veesemayers Rücken, war ein Abkommen des Bevollmächtigten Becker. Er kassierte gewissermaßen den Rüstungsbetrieb des "ungarischen Krupp", den sogenannten Manfred Weiss – Konzern, bei Budapest, gegen die Auswanderung der Gesamten Familien dieses jüdischen Industriellen, nach Portugal.

Der Chef des Verwaltungs und Wirtschaftshauptamtes des Reichsführers SS, SS Ober-Gruppenführer und General der Waffen SS Oswald Pohl, dem sämtliche Konzentrationslager unterstanden richtete am 24. Mai 1944 an himmler ein Fernschreiben, indem er ihn um Genehmigung bat, der "Organisation OT"

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der deutschen staatlichen Großbaufirma, für deren Bauvorhaben, jüdische Frauen aus Ungarn zuführen zu können. Himmler versah dieses Fernschreiben mit seinen charakteristischen beiden großen "HH" und es ist anzunehmen, daß er Pohl dies bewilligte. (150)

Etwa im Mai/Juni befaßten sich die planenden Köpfe mit einer Deportierung der Juden aus Budapest. Herr von Thadden schreibt an Veesenmayer daß die Presseabteilung des Auswärtigen Amtes beabsichtigt, beim Reichsaußenminister anzuregen, daß man äußere Anläße und Begründungen für die Aktion schafft wie z.B. Sprengstoffunde in jüdischen Vereinshäusern und Synagogen; Sabotageorganisationen; Umsturzpläne; Überfälle auf Polizisten; Devisenschiebungen großen Stils, mit dem Ziel der Untergrabung des ungarischen Währungsgefüges. Der Schlußstein unter eine solche Aktion müßte ein besonders krasser Fall sein, an dem man dann die Großrazzia aufhängt. Veesemayer wird um Drahtstellungnahme gebeten.

Dieser aber muß dringen bitten, von jeder propagandistischen Aktion Abstand zu nehmen, denn es sei überall bekannt, daß seit Wochen jüdische Vereinshäuser und Synagogen unter scharfer Kontralle der ungarischen Polizei stehen, bzw. zum Teil beschlagnahmt worden sind, das jüdische Vermögen ebenfalls beschlagnahmt, bzw. gesperrt ist und daß die Juden in ihrer Bewegungsfreiheit sehr eingeschränkt seien. (151)

/475/AE 136

Blaschke, der Bürgermeister der Stadt Wien, schreibt am 7. Juni seinem Freunde Kaltenbrunner, daß er jüdische Arbeitskräfte haben möchte. Daraufhin bewilligt ihm Kaltenbrunner, als Chef der Sicherheitspolizei, 4 Transporte mit zusammen 12.000 Juden und schreibt ihm, daß davon etwa schätzungsweise 30 % an arbeitsfähigen Juden abfallen dürften. Sowohl die arbeitsfähigen, als auch die nichtarbeitsfähigen Juden müßten in bewachte Lager untergebracht werden. Nähere Einzelheiten möge er mit dem SS-Obersurmbannführer Krumey vom Sondereinsatzkommando Ungarn, besprechen.

Es werden sodann /2 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/ im einzelnen Richtlinien für den Einsatz dieser jüdischen Arbeitsgruppen, die auf etwa 20 politische Kreise von Niederösterrreich aufgeteilt werden, besprochen. (152)

"Während bis zum 19. März zahlreiche Juden aus der Slowakei nach Ungarn wanderten, ist nunmehr eine umgekehrte Wanderbewegung festzustellen. Es würde die hiesige Arbeit erheblich erleichtern, wenn nunmehr auch in der Slowakei gründlich gegen die Juden vorgegangen würde. Falls entsprechende Weisung erfolgt, würde ich mich zu einer diesbezüglichen Besprechung mit Ludin in Pressburg treffen, um gemeinsam prktische Vorschläge auszuarbeiten." Dies schreibt Veesenmayer am 14. Juni, an das Auswärtige Amt. Und General Winkelmann richtet einige

/476, 477/AE 137

Tage später an Himmler ein persönliches Schreiben. "Hochzuverehrender Reichsführer! In der letzten Woche gab es hier eine größere Zahl von Ereignissen, die in anderen Gegenden wohl Besorgnis hätten erregen können." Er kommt über Judenfragen und deren Lösungsbestrebungen auf ungarisch-innenpolitische Dinge zu sprechen, charkterisiert Einzelfiguren des politischen Lebens und meint dann: "Das beste wäre natürlich, wenn der Führer den Reichsverweser zu sich bestellte, um ihm in aller Deutlichkeit seine Meinung zu sagen. Es müßte aber auch so gehen, daß Veesenmayer endlich einmal strikte Anweisung erhält, hier auf den Tisch zu schlagen. Mit seiner Verhandlungstaktik kommt er nun wirklich nicht mehr weiter." Am 4. Juli – so schreibt er weiter – nahm er, Winkelmann an einer Besprechung teil, welche Becker (der Sonderbevollmächtigte Himmlers) mit dem ungarischen Minister Imredy über den "Manfred – Weiss – Konzern", hatte. Unter anderen ging es um die Frage der Nationalität des Generaldirektors. Die Ungarn wünschten einen Ungarn. Becker erklärte, daß eine solche Forderung gänzlich unannehmbar sei, denn Generaldirektor könne nur ein Mann werden, der seine Befehle unmittelbar von Himmler entgegennehmen könne und dessen volles Vertrauen haben müße. Mit "Reichsführers gehorsamster Winkelmann", endete das Schreiben.

Dazwischen funkt eine Botschaft von Ribbentrop persönlich. Er bittet Veesenmayer, der ungarischen Regierung mitzuteilen,

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daß es nicht opportun ist, auf die verschiedenen ausländischen Angebote zugunsten der Juden einzugehen und er bittet um eine entsprechende Sicherstellung der Angelegenheit. (153)

Und was tat ich in jener Zeit? Was trieben die Leute meines Kommandos? Man wird es mir sicherlich nur schwerlich glauben, wenn ich sage, nie hatte ich in all den letzten Jahren mehr freie Zeit und weniger zu tun, als während der Budapester Monate. Und doch ist es so. Derjenige Leser, welcher die sicherlich sehr trockene Aneinandereihung der Dokumente, nach ihrem chronologischen Ablauf, verfolgt, sah und wird weiter sehen, daß alles, buchstäblich alles, was auch nur einigermaßen von Bedeutung war, entweder von Veesenmayer oder Winkelmann persönlich behandelt wurde. Hatte ich mich während der "Berliner – Jahre" geweigert, von dem mir eigentlich zustehenden kleinen Ausführungsrecht, welches einem jeden Referenten zukam, Gebrauch zu machen und hatte in es mir zur Gepflogenheit gemacht, in allen Dingen Weisung meiner Vorgesetzten einzuholen, so brauchte ich selbst dieses in Ungarn sehr selten zu tun. Denn die ständige Sorge beherrschte den Reichsbevollmächtigten, wie den Höheren SS- u. Polizeiführer, einer könnte dem anderen den Rang in der Zuständigkeit ablaufen. Daher trieb diese Sorge alleine schon den einen wie den anderen, und ließ sie Dinge anordnen und verhandeln, welche sie in normalem Zustand einem ihrer Untergeordneten

/480, 481/AE 139

übertragen hätten. Selbst der Befehlshaber der Sicherheitspolizei als Person, hatte im Gegensatz zu anderen besetzten Gebieten, in Ungarn mit diesen Dingen aus den angeführten Gründen recht wenig zu tun. Was im Vergleich zu anderen Ländern sehr ins Auge fallend ist. Freilich muß ich billigerweise zugeben, daß die Maschinerie der ungarischen inneren Behörde so funktionierte, wie dies wohl selten von einer anderen Behörde in einem anderen Gebiet um jene Zeit behauptet hätte werden können. Sie funktionierte nicht nur in Judenangelegenheiten, sondern schlechtweg in allen ihren dienstlichen Obliegenheiten; und mehr als einmal sagte ich zu mir selber, Donnerwetter, bisher glaubtest du, nur in Deutschland würde jene exakte Genauigkeit obwalten; hier siehst du mindestens genau dieselbe peinlich saubere Akuratesse. Ich bewunderte um jene Zeit die ungarische innere Verwaltung; nicht im Hinblick auf die Erledigung der Judenangelegenheiten, sondern ich spreche ganz allgemein, von behörden-sachlichen Standpunkt aus.

Krumey ging oft und oft schon am frühesten nachmittag zum Tennisspielen ab; und etwa im Juni/Juli wurde er nach Österreich versetzt, denn es gab für uns wirklich herzlich wenig zu tun.

Es sagte noch 1961 als Zeuge in Deutschland vernommen hierüber: "Beobachtet habe ich, daß seine (Eichmann‘s) Schreibkraft nicht viel zu tun hatte. Eichmann hat auf der Dienststelle selbst wenig Zeit zugebracht. Er kam und ging wann er wollte. Er hatte in Budapest ein ausgeprägtes und zeitlich ausgedehntes Privatleben."

Ich hatte ja nicht einmal personelle Befugnisse

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bezüglich der kaum zwanzig Angehörigen meines Kommandos; selbst diese Arbeit erledigten andere, wie Krumey weiter bestätigt. Schon in Mauthausen nämlich sah und hörte er, daß Dr. Geschke die Sicherheitspolizei leitete. Von ihm erhielt er bereits dort seine Aufträge. Und er erklärt ferner, daß er von dem Befehlshaber der Sicherheitspolizei – Ungarn, Dr. Geschke, von Ungarn, wo er mein "Ständiger Vertreter" war, versetzt wurde; und nicht etwa von mir. (154)

Nun ja, ich kann verstehen, daß dies alles noch keine Antwort auf die Frage ist, was ich denn nun wirklich tat; sowohl dienstlich, als auch privat. Dienstlich: solange die fahrplanmäßigen Transporte liefen, hatte ich Ariso?fernschreiben gemäß den erhaltenen Abfahrtsmeldungen nach Auschwitz, über den Befehlshaber der Sicherheitspolizei – Ungarn an das Reichssicherheitshauptamt zu senden; die Statistik zu führen, meine Vorgesetzten in Ungarn täglichen mündlichen Bericht zu erstatten; mindestens wöchentlich einmal auch einen schriftlichen Lagebericht zu geben. Dazu mußte ich mir die Unterlagen aus dem ungarischen Innenministerium besorgen; in der Regel direkt von Staatsekretär Endre. Ich bekam tägliche Mitteilungen von der ungarischen Gendamerie; kurz und gut, all jenes war meine Obliegenheit, was mit der befohlenen Lageberichterstattung zusammen-

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hing, dazu kam all jene bürokratische Arbeit, von der ich anfangs berichtete. Und das ganze aufgeteilt auf etwa fünf bis sechs Mann. Weitere acht Personen zählten zur Wache, waren Kraftfahrer und Schreibkräfte. Der Rest war in der Provinz und hatte darauf zu achten, daß Juden bestimmter ausländischer Staatsangehörigkeit nicht deportiert wurden, so wie der Befehl es vorschrieb.

Privat: Ja, neben Motorsport und Segelsport am Plattensee (ich hatte entfernte Verwandte in Ungarn) und neben zahlreichen privaten Besuchen und familiär-gesellschaftlichen Beisammensein hatte ich in den Jahren 1943 und 1944 ein Steckenpferd, welches mir nach 1945 einigemale wieder einfiel, meistens aber der Vergessenheit überantwortet blieb. Ich will es hier erzählen. Nach dem Unglück von Stalingrad begann ich mich mit der Überlegung der Konstruktion eines Motors zu beschäftigen, gerade stark genug, um einen bewaffneten Soldaten wenige Meter hoch, kurze Strecken zu transportieren. Die taktischen, ja strategischen Möglichkeiten bei Serienproduktion eines solchen Gerätes schienen mir enorme zu sein. Leider verstand ich von dem konstruktiven Teil der Seite doch zu wenig, um diese Sache alleine weiter zu betreiben, denn ich war kein Explosionsmotorenbauer. Das einzige, was ich tun konnte, war vorerst, daß ich mir einschlägige neueste Literatur

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besorgte und mich mit Verbissenheit dem Studium hingab. Bedauerlicherweise hatte ich auch in jener Zeit zu viel bürokratisches Getriebe um die Ohren und die zunehmenden Heftigkeiten der Bombennächte förderten die Angelegenheit keinesfalls.

Trotzdem nahm ich nach einigem Studium Verbindung mit einer Kapazität auf dem Gebiete des Hubschrauberbaues, dem Professor Flettmer auf; dem Erfinder des Flettmer-Rotors; dem Erbauer von Kleinhubschrauber für unsere U-Boote. Er erzählte mir eines Tages, daß seiner Tochter die Idee der sogenannten Versorgungsbombe zuzuschreiben sei, denn inspiriert durch die propellerartige Frucht des Ahornbaumes und ihr flatterndes, Zubodenfallen, wäre sie durch Überlegung, zur Versorgungsbombe gelangt.

Kurz und gut, der Mann schien mir richtig zu sein. Und er war zwar von meiner Idee begeistert, besonders, als ich ihm die herrlichen militärischen Ausrüstungsmöglichkeiten entwickelte, aber infolge unseres latenten Buntmetallengpasses, war das PS-Gewicht des deutschen Motors, beispielsweise im Vergleich zu einem USA-Motor ungleich höher. Ich glaube mich erinnern zu können, daß der Unterschied zwischen 30 oder 35% lag, zu ungunsten des deutschen Motors oder noch höher. Aber er versprach mir, die Sache in die Hand

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zu nehmen, zu studieren uund mit mir auf dem Laufenden zu bleiben. So war es mir recht. Da ich nichts für mich haben wollte, sondern für die Sache, war es mir egal, wer die allfalligen Anerkennungen oder gar Früchte aus dieser Sache erntete, wenn die Idee nur der Verwirklichung näher gebracht würde und eine operative Erleichterung für die Truppe abgeben würde. Daher war es auch völlig überflüßig, etwa einen Vertrag zu machen. Lediglich zum Schweigen gegenüber Unbefugten mußte er sich verpflichten. Mein vornehmliches Interesse in jener Zeit galt mehr dem Motor der Getriebereduktion /2 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/, den Drehbewegungsübertragungen und anderen einschlägigen Dingen mehr, als allen sonstigen Sachen.

Flettmer besuchte mich dann einige Male auf meiner Dienststelle; ich besuchte ihn in seinem kleinen Werk und sah mir interessiert seine im Bau befindlichen Kleinhubschrauber an. Ich wollt ja eigentlich dasselbe, nur einen Kleinsthubschrauber, bzw. eine dem Hubschrauber ähnliche Konstruktion, oder wie ich es damals kurz ausdrückte "Motor-Rotor" mit dem allernotwendigsten Drum und Dran.

Darüber kam allmälig Ungarn und ich hatte Zeit. Sehr viel Zeit. Aber leider war Flettmer weit weg.; in Berlin. Und ich glaubte, ich müße es zwingen. Ich skizzierte, ich studierte und plagte mich ab, wie man eine oder zwei Divisionen auf diese Art und Weise "motorisieren" könnte. Aber Flettmer blieb stumm und nichts ging weiter. Es kam

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die V1 und sofort dachte ich getröstet, den Kohl mit dem "Motor-Rotor" braucht nunmehr kein Mensch. Und ich sagte mir, daß mich in diesem Stadium die dümmsten Säue auslachen würden, würde ich nur meinen Schnabel aufsperren. Meinem Chef, dem Generalleutnant Müller, trug ich die Idee eines Tages des mittleren Jahres 1943 vor. Aber ich hätte sie ebensogut seinem Papierkorb erzählen können. Er hörte mir geduldig zu, sah mich an und lächelte dünn, um mich dann mit einer dienstlichen Angelegenheit wieder in den Alltag zurückzurufen. Dies war einer meiner leider fruchtlosen privaten Beschäftigungen in Budapest. –

Wir stehen am Anfang Juli des Jahres 1944. Veesenmayer muß nach Berlin berichten, daß ihm Ministerpräsident Sztojay mitteilte, Horthy habe die Fortsetzung der Juden-Aktionen gestoppt; Sztojay bat ihn, sich bei Ribbentrop dafür einzusetzen, daß verschiedenen ausländischen Angeboten zu Gunsten einer Ausreise bestimmter jüdischer Personenverbände, nähergetreten werden könnte.

Auf Ribbentrop‘s Vorschlag, genehmigte Hitler daraufhin einige dieser Angebote unter der Voraussetzung, daß der von Horthy vorrübergehend gestoppte Abtransport der Juden nach dem Reich, sofort und schnellstens zu Ende geführt würde.

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Aber die Dinge komplizieren sich immer mehr; wenige Tage danach, am 16.Juli, drahtet Ribbentrop erneut nach Budapest: "Hitler habe davon Kenntnis genommen, daß Horthy die derzeitige Regierung Sztojay abzuberufen und an ihre Stelle eine Militärregierung einzusetzen gedenke. Er habe dies mit Befremden zur Kenntnis genommen. Mit noch größerem Befremden habe Hitler vernommen, daß Horthy Verhaftungsbefehle gegen einzelne Minister und Staatssekretäre der Regierung Sztojay, welche in letzter Zeit Maßnahmen gegen die Juden durchgeführt haben, erlassen hätte.

Er drohte mit der sofortigen Abberufung Veesenmayers und der Ergreifung jener Maßnahmen, die eine Wiederholung solcher Vorfälle ein für allemal ausschließen würden. In diesem Falle, würde Hitler in Zukunft jede Rücksicht fallen lassen.

Hitler hoffe jedoch, daß Horthy einsehen wird, daß jedes Abweichen von dem in Klessheim beschlossenen Wege, Komplikationen in sich bergen würde. (155)

/1 Zeile gestrichen, unleserlich/

Die Deportationstransporte würden von Ordnungspolizei oder wenn äußerster Personalmangel zu verzeichnen ist, gemischt mit Angehörigen der Dienststelle des Befehlshabers der Sicherheitspolizei begleitet. Letzteres traf jedoch meiner Erinnerung nach sehr selten ein. Die Verhandlungen zur Abstellung dieser Kräfte von der Ordnungspolizei, führten

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jeweils die Befehlshaber dieser Polizeieinheiten unmittelbar. /4 Zeilen gestrichen, unleserlich/

Während eines Transportes, kam es glaublich auf slowakischem Gebiet einmal, zu Ausschreitungen der Transportbegleitung gegen die Juden. Die deutsche Gesandtschaft Budapest berichtet unter anderem darüber an das Auswärtige Amt am 2. August: "Die Angelegenheit ist vom Befehlshaber der Sicherheitspolizei und des SD in Ungarn – das Sondereinsatzkommando des SS-Obersurmbannführer Eichmann ist ausschließlich für die technische Durchführung der Judentransporte zuständig – untersucht worden, der über das Ergebnis dem Reichssicherheitshauptamt berichtet hat."

Ich glaubte dieses Dokument mit einschalten zu müßen, da es schlagartig erhellt, daß meine Männer mit der exekutiven Angelegenheit nichts zu tun hatten, sondern sich deren Tätigkeit ausschließlich auf die Dinge beschränkte, die ich im Wesentlichen bereits beschrieben habe.

Und wie wenig selbst in technischen Dingen mein Kommando entscheiden konnte, zeigt daß ich sogar beim Vorliegen von Auswanderungsgenehmigungen, an den Himmler-Befehl welcher der Sicher-

/501/AE 147

heitspolizei übermittelt wurde, gebunden war. Veesenmayer will Anfang August vertraulich erfahren haben, daß ich mich nochmals an das Reichssicherheitshauptamt mit der Bitte wandte, endgültige Entscheidung Himmlers herbeizuführen, ob die Ausreise einer sogannten "Schweizer Aktion" nach Palästina über Rumänien genehmigt werden könne. Ich hatte bisher in Budapest vorgeschlagen lediglich nach Lissabon durch Westeuropa zu gestatten; denn ich konnte aus eigener Vollmacht ja schließlich auch keinen Befehl meiner Vorgesetzten umändern. Dieser Weg über Lissabon aber war in solchen Fällen, im Hinblick auf das Abkommen zwischen Ribbentrop-Himmler-Mufti, genehmigt. (156)

Es gab ja – wie ich den jüdischen Funktionären in Budapest oft und oft sagte, schließlich auch die "grüne Grenze". Dazu brauchte es keiner Genehmigung, und da mich der exekutive Teil nichts anging, interessierte mich auch die "grüne Grenze" nicht.

Im August ging nun das Tauziehen zwischen Veesenmayer und der ungarischen Regierung wegen des Beginnes der Deportation aus Budapest los. Mir wurde daraufhin seitens des ungarischen Inneministeriums mitgeteilt, daß damit begonnen würde; dann gab man wieder den gegenteiligen Befehl bekannt, kurz und gut, es ging hin und her;

/502/AE 148

Das Resultat war schließlich, daß Horthy die Deportation verbot. Dieses Verbot wurde von Veesenmayer am 24. August um 10,20 Uhr nach Berlin durchgegeben.

Und am nächsten Tag um 11,15 Uhr konnte er dem Auswärtigen Amt melden, daß ihm Winkelmann soeben telephonisch mitgeteilt habe, daß Himmler um 3 Uhr früh, durch Fernschreiben den Befehl gab, jede Deportation von Juden stengstens zu untersagen. (157)

Aber am 30. August geht es wieder von vorne an. Veesenmayer schreibt an Ribbentrop, daß anschließend an die Vereidigung der neuen ungarischen Regierung eine Ministerratssitzung stattfand, in der als Hauptgegenstand, die Evakuierung der Juden aus Budapest zur Debatte stand. Es wurde beschlossen, die Aktion sofort einzuleiten. (158)

Ich selbst war mit meinem Kommando schon längst nicht mehr in Budapest, denn der Befehlshaber der Sicherheitspolizei, Dr. Geschke, erteilte mir Befehl, mich mit meinem Kommando in den Raum von Groß Nikolsburg zu begeben, um dort durch die Abtransportierung von 10.000 Volksdeutschen diese einem russischen Zugriff zu entziehen. Aus Neu Arad transportierte ein Teilkommando von mir ein deutsches Wehrmachtlazarett ab, welches vorübergehend von der russischen Besetzung

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befreit war. Und am 22. September 1944, löste ich befehlsmäßig mit einem Schlußappell das Kommando auf. (159) Ich wurde nach Berlin in das Reichssicherheitshauptamt zurückbefohlen, wurde jedoch angewiesen noch eine Woche in Budapest zu bleiben und mich dann in Berlin zurückzumelden.

Inzwischen berichtet Veesenmayer seiner Berliner Zentrale, daß die Ungarn die eingegangenen Verpflichtungen zur Lösung der Judenfrage in Budapest als innerstaatliche Maßnahme, bisher nicht nachgekommen seien und Legationsrat Wagner als Gruppenleiter Inland II des Auswärtigen Amtes, schlug Ribbentrop am 12. Oktober im Hinblick auf das Nähherrücken der Front vor, die deutsche Haltung grundsätzlich zu ändern und entweder die Evakuierung der restlichen Juden in eigener Regie, oder durch entsprechenden Druck auf die ungarische Regierung, zur Durchführung zu bringen. (160)

/Unterstaatsekretär Luther hatte inzwischen den in Berlin akkreditierten ungarischen Gesandten bearbeitet, welcher am 18. Oktober zur Berichterstattung nach Budapest reise und die ganze Angelegenheit seinem Ministerpräsidenten und dem Reichsverweser vorzutragen gedenke.

Außerdem habe er einen offiziellen

/504, 505/AE 150

Schritt deutscherseits bei der ungarischen Regierung in Aussicht gestellt und gibt an Veesenmayer nunmehr die Anweisung zu erreichen, daß die Maßnahmen gegen die Juden in Ungarn entsprechen weiter zu betreiben seien. Und dann am 14. Oktober schreibt er daß Ziel müße daher in Ungarn sein:

Die Juden auf dem Wege fortschreitender Gesetzgebung unterschiedslos aus dem kulturellen und wirtschaftlichen Leben auszuschalten.

Durch sofortige Kennzeichnung aller Juden die entsprechenden Regierungsmaßnahmen erleichtern und dem Volke die Möglichkeit zu klarer Distanzierung zu verschaffen.

Die Aussiedelung und den Abtransport nach dem Osten vorzubereiten. – durchgestrichen/

Der Leser dieser Zeilen wird sich allgemach darüber wundern, warum ich, als der Schreiber und gewissermaßen im Geschehen gestandene zeitgenössische Chronist, denn mir immer vom Tun und Handeln des Reichsbevollmächtigten des Auswärtigen Amtes, und allenfalls von dem des Höheren SS- u. Polizeiführers berichte. Haben denn – so wird er sich fragen- nicht auch anderer Stellen hier mehr ihre Finger im Spiel gehabt, als er durch deutschreiber dargestellt ist? Will der Schreiber etwa Himmler, Kaltenbrunner, seinen eigenen unmittelbaren Vorgesetzten, Müller, kurz Namen denen man sonst auf Schritt und Tritt begegnet, bewußt aus den Belangen in Ungarn ferne halten? Etwa gar aus dem Grund, weil er selbst dort tätig war?

Ich darf darauf erwiedern, daß dies keinesfalls so ist. Ungarn war im Wesentlichen das "Rennen des Auswärtigen Amtes". Nicht daß, der Sicherheitspolizei oder Himmlers. Ich habe sämtliche Dokumente, die hier in Israel in dem Prozess gegen mich, vorlagen und denen ich auch nur eineige Bedeutung

/506/AE 151

im Hinblick auf die Linienführung oder zu derem besseren Verständnis einräumte, herangezogen. Es ist nicht mehr davon da. Man kann auch nicht gur sagen, na ja klar, das Reichssicherheitshauptamt hat seine Akten ja im Jahre 1945 verbrannt. Dies stimmt zwar. Aber die anderen Zentralinstanzen taten es nicht. Und da wurden eben nach 1945 alle die Schreiben mitgefunden, von denen im Reichssicherheitshauptamt die Durchschläge verbrannt wurden. Sicher mag es sein, daß im Laufe der Zeiten das eine oder andere Dokument sich noch auffinden wird; aber das Gesamtbild kann sich dadurch nicht mehr ändern.

-"-

Kaum mag ich nach einigen Urlaubstagen bei meiner Familie – (soweit man in diesem vorgerückten Kriegsstadium überhaupt noch von Urlaub sprechen kann) – wieder in Berlin gewesen sein, da traf mich der Befehl meines Chefs, abermals nach Budapest zurückzufahren. Was war geschehen?

Der Höhere SS- u. Polizeiführer drängelte den deutschen Gesandten ? Reichbevollmächtigten.

Der Reichsbevollmächtigte drängelte die ungarische Regierung!

Das Auswärtige Amt und Veesenmayer drängelten sich gegenseitig!

Wozu?

Die Deportationen waren dort eingestellt. Himmler hatte sie doch verboten, auch Horthy hatte sie verboten. –

Aber in Ungarn waren inzwischen die

/507, 508/AE 152

"Pfeilkreuzler" unter Szalasi als Staatsoberhaupt, an die Macht gekommen. Und Veesenmayer unterrichtete das Auswärtige Amt am 18. Oktober wie folgt: "Mit geänderter politischer Lage ist auch die Judenfrage hier in neues Stadium getreten. Obersturmbannführer Eichmann, der auf Antrag des hiesigen Höheren SS- und Polizeiführers und Befehl des Chefs der Sicherheitspolizei heute nach Budapest zurückgeholt ist, hat Verhandlungen mit ungarischer Regierung dahin aufgenommen, daß 50.000 männliche, arbeitsfähige Juden aus Budapest zum Arbeitseinsatz nach Deutschland transportiert werden.

Aus Veröffentlichungen neuer Regierung ist im übrigen zu ersehen, daß auch bisherige Ausnahmejuden, wieder zum Sterntragen verpflichtet werden." (161)

Noch am selben Tag berichtet Veesenmayer weiter: "Trotz seitens Szalasi bereits erfolgter grundsätzlicher Stellungnahme, keinen ungarischen Juden weiterhin in das Reich abtransportieren zu lassen, wird Innenminister versuchen, ausnahmsweise Zustimmung zu beantragter, zeitweiser Überlassung von 50.000 arbeitsfähigen, männlichen Juden zu erlangen, die im Reichsgebiet für Jägerprogramm, und zur Ablösung von russischen Kriegsgefangenen, die anderwärts dringen benötigt werden, eingesetzt werden sollen. Transport soll durch Fußtrecks in Begleitung deutscher Kommandos erfolgen. Das Einsatzkommando Eichmann

/509, 510/AE 153

wird abgesehen von teilweiser Übernahme der Bewachung des Fußtrecks, nur beratend mitwirken, während Aktion im übrigen von ungarischer Gendarmerie unter Leitung bisherigen Beauftragten für Judenfragen Oberleutnant Ferencsy und Oberleitung Staatssekretär im Innenmi Laday, durchgeführt werden soll. (162)

Und an den Reichsaußenminister geht am 24. Oktober eine Geheime Reichssache von Veesenmayer ab in der er seinem Minister berichtet:

"… teile ich mit, daß ich gestern auf die dringende, wiederholte Bitte von SA Obergruppenführer Winkelmann, Syalasi gebeten habe, uns wenigstens 25.000 Arbeitsjuden leihweise für ein halbes Jahr für die Verwendung im deutschen Jägerprogramm zur Verfügung zu stellen. SA Obergruppenführer Winkelmann hat an sich die Forderung auf 50.000 Arbeitsjuden erhoben, doch ist diese bisher am Widerstand der ungarischen Regierungsstellen gescheitert. Ich hielt es für richtig, zunächst eine Teilforderung zu realisieren, mit der Absicht, gegebenfalls später erneut unsere Wünsche vorzubringen.

Szalasi hat sofort dieser Bitte entsprochen, hat lediglich zunächst darauf hingewiesen, daß Ungarn selbst das Gros der ungarischen Juden für Schanzarbeiten brauche und hat mich gebeten die weitere Bearbeitung der Angelegenheit zwischen Obergruppneführer Winkelmann und Minister Kowacs in die Wege zu leiten." (163)

/511/AE 154

Folgendes war geschehen:

DerHöhere SS- u. Polizeiführer General Winkelmann wurde wiederholt bei Veesenmayer vorstellig, daß 50.000 Arbeitsjuden in das Reichsgebiet zu marschieren hätten.

Und er setzte sich darüber hinaus direkt mit dem Chef der Sicherheitspolizei und des SD, Dr. Kaltenbrunner in Verbindung, mit der Forderung meiner sofortigen Wiederinmarschsetzung nach Ungarn.

Den Befehl dazu bekam ich.

Ich hatte zu gehorchen.

Ich hätte keinesfalls etwa sagen können: "nein ich will nicht; sucht Euch jemanden anderen."

Krankspielen durfte ich nicht, denn ich hatte ja einen Fahneneid geliestet. Außerdem sah ich zum krankspielen zu gesund aus.

Was war das Jägerprogramm?

Die letzte Anstrengung, die feindlichenBomberströme vom deutschen Himmel zu verjagen.

Tausende und abertausende Einmannturbinenjäger mit fantastischer Geschwindikeit und Wendigkeit wurden gebraucht. Als sie fertig waren, standen sie wie Hornissen auf den Autobahnen, auf Feldern, auf Flugplätzen, an Waldesrändern. Aber sie stiegen kaum auf. Treibstoffmangel. Die Alliierten hatten die deutschen Raffinerien – Duzende und aberduzende von Kleinraffinerien, geschickt wie kleine

/512/AE 155

Schwalbennester in Bodenmulden und an Berghängen gegen feindliche Flieger sicher getarnt, - durch systematische Kleinarbeit, oft in Tiefangriffen, zerstört. Gut noch war es nicht so weit.

Noch lautete der Befehl: Jägerprogramm. Dazu hatte Winkelmann Gott und die Welt verrückt gemacht.

Dazu bekkam ich Befehl, mit dem ungarischen Inneministerium Detailbesprechungen zu führen.

Die Trecks;

Die Verpflegungslager;

Die Nächtigungslager;

Die Bewachung der Lebensmitteltransports;

Nur männliche Juden;

Nur arbeitsfähige Juden;

Zeitweise;

Leihweise;

Mir gelang die Verhandlung nicht, wie die Dokumente es besagen.

Neuer Vorstoß Winkelmanns bei Veesenmayer. Dieser reduziert die Winklemann‘sche Forderung auf die Hälfte.

Er muß dieserhalb mit dem ungarischen Staatschef sprechen.

Szalasi genehmigt.

Die Einzelheiten muß Winkelmann mit dem Minister Karacs erledigen.

Ein nervöses, hektisches Getue. Eine Handlung planvoll lenkender,

/513/AE 156

verantwortlicher Führer?

Quatsch!

Irrsinn; die Leute dachten nur von heute auf morgen.

Sie befahlen! Nach dem Motto, besser ein unsinniger Befehl, als gar keiner.

Und was sagt derselbe General a.D. Winklemann im Jahre 1961 als Zeuge in Deutschland vernommen?

"Himmler habe ihm erklärt, er sei an der Judenfrage in Ungarn nicht interessiert."

Dazu muß ich schon fragen; warum hat Himmler denn die Deportation der Juden von Osten nach Westen durchkämmend, aus strategischen Gründen, befohlen? Wozu war denn dann Himmler bei der Hitler-Horthy Besprechung auf Schloß Klessheim zugegen, wo die Dinge doch festgelegt wurden?

Warum ist denn der Obergruppenführer Winkelmann, als Höherer SS- u. Polizeiführer nicht gegen die Deportation eingeschritten? Er war doch die höchste SS u. Polizeiautorität als Vertreter Himmlers in Ungarn.

Warum wurde er dann wiederholt bei Veesenmayer wegen Durchführung der Judendeportation vorstellig.

Warum holte er mich, durch Drängen bei

/514/AE 157

Kaltenbrunner, denn wieder nach Ungarn zurück?

Und dann habe ich seine Erklärung gelesen: "Eichmann hätte in seiner subalternen Art seine Machtbefugnisse überschritten, wenn er glaubte damit im Sinne seines Befehlsgebers zu handeln."

Dazu auf ein Wort Herr General:

Ich würde solches Ihrem inzwischen erreichten hohen Alter /1 Zeile gestrichen, unleserlich/ zuschreiben. Aber wenn ich so bedenke, was für ein alberner und törrichter Mensch ich gewesen sein muß, Ihren Befehlen im Jahre 1944 nachzukommen, dann packt mich heute noch der Zorn über mich, und das Mitleid mit Ihnen Herr General!

Und daß ich albern und törricht gewesen sein muß, beweist mir Ihre ungeneralmäßigen Worte. /Ich sitze hier in diesem israelischen Gefängnis, aber ich habe den Mut, Ihnen dies zu sagen: - gestrichen/

/3 ¼ Zeilen gestrichen, unleserlich/

Sie werden daher verstehen, daß ich bei solcher Einstellung meiner Vorgesetzten von damals ihren Untergebenen gegenüber, mich umso genauer, und nur an den Wortlaut der Dokumente halte.

/515, 516/AE 158

/Sicher auch meine Ansichten haben sich in sechzehn Jahren geändert, aber ich würde nicht ich sein, wollte ich meine Gesinnungsänderung oder Wandlung in meinem Vorstellungsvermögen über die Dinge des Seins, in solch abgeschmacktem Gesabbere von mir geben.

Dieses Herr General, waren die Worte, die ich Ihnen sagen wollte. (164) gestrichen/

Sicher auch meine Ansichten haben sich in den letzten sechzehn Jahren geändert, aber ich würde eine solche Haltung, wie Sie sie als mein damals vorgesetzter General mir gegenüber heute einnehmen, nie gegenüber einem meiner mir damals unterstellt gewesenen Männer, Unteroffiziere oder Offiziere einnehmen, außer er würde sich so an die Unwahrheit klammern wie Sie. Dieses Herr General, waren die Worte, die ich Ihnen sagen wollte. (164)

-"-

Und wie liefen die Dinge weiter:

/1 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/ "Ich bitte Sie, den Ungarn bei Durchführung aller Maßnahmen, die sie in den Augen unserer Feinde kompromittieren, nicht hinderlich in die Arme zu fallen, sondern sie vielmehr hierbei in jeder Weise zu unterstützen, insbesondere liegt es sehr in unserem Interesse, wenn die Ungarn jetzt auf das allerschärfste gegen die Juden vorgehen." Dies drahtet Ribbentrop für den Gesandten persönlich, als Geheimvermerk für geheime Reichssachen am 20. Oktober. (165)

/Sollte hier Winkelmann und Veesenmayer aus diesem Grund einen planvollen Vorschlag zwecks Anlegung von Lebensmitteldepots, Nächtigungslager, usf. nicht zur Ausführung gelangen haben lassen, in dem sie sich nunmehr selbst in die Detailverhandlungen mit Minister Kowacs einließen? Personal! Gestrichen/

/517/AE 159

Am 31. Oktober legte der Leiter der Gruppe Inland des Auswärtigen Amtes Leg.Rat Wagner, dem Reichsaußenminister einen Lagebericht über die Judenfrage in Ungarn vor. In Ungarn habe es etwa 900.000 Juden gegeben. Davon seien bis zum 10. Juli 437.402 in die Ostgebiete abtransportiert worden. Nach Einsetzen der Regierung Szalasi sollen nun zunächst 25.000 Juden zum Arbeitseinsatz in das Reich gelangen und wegen weiterer 25.000, beabsichtigte Gesandter Veesenmayer demnächst zu verhandeln. (166)

Der zuständige Staatssekretär im Auswärtigen Amt, also Ribbentrops engster und nächster Mitarbeiter war jetzt ein Herr von Steengracht. Er wurde vor dem Internationalen Militär-Gerichtshof in Nürnberg vernommen und dort sagte er u.a. folgendes aus:

"Es gab in Deutschland Stellen, die die Judenaktionen durchführten und betrieben. Diese Organisationen griffen auch in das Ausland über und schafften von dort ohne Wissen des Auswärtigen Amtes und ohne sein Zutun die Leute aus dem Ausland weg."

/2 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/ Man könnte der Meinung sein, der Schreiber, wäre einem Irrtum anheimgefallen. Nein, nein,

/518/AE 160

ich irrte mich nicht. Es stimmt so, wie ich es schrieb und es ist jederzeit in den Quellen nachzuschlagen.

Ich hatte einmal vor vielen, vielen Jahren einen Lateinprofessor, der sich auch mit mir abmühte. Viel habe ich mir nicht behalten. Aber sicher hatte er Ursache, mir mehr als nur einmal folgendes "geflügeltes Wort" entgegenzuschleudern:

"Sitacuisses philosophus manisisses."

Aber auch dieses hatte ich mir trotz oftmaliger professoraler Anwendung nicht bis heute gemerkt, wäre dem lateinischen Zitat nicht jedesmal prompt die sehr handgreifliche freie Übersetzung gefolgt:

"Hättest Du das Maul gehalten, wärest Du eine Weiser geblieben."

Ein Mehr kann ich zu diesem Steengracht‘schen Märchen nicht sagen. (167)

Veesenmayer unterrichtet das Auswärtige Amt, daß gemäß einer Meldung von mir an ihn, bis zum Berichtstag rund 27.000 marsch- und arbeitsfähige Juden, in das Reichsgebeit in Marsch gesetzt worden sind. (168)

In Budapest hatte sich inzwischen folgendes zugetragen: nachdem Veesenmayer die Fußmarschgenehmigung bei dem

/519/AE 161

ungarischen Staatschef erwirkte und Winkelmann die Einzelheiten mit dem Minister Karacs beprochen hatten, wurde festgestellt, daß dieser Fußmarsch in Ungarn ausschließlich durch Pfeilkreuzler, unterstützt von Einheiten der Exekutive, durchzuführen sei. Deutsche Unterstützung, deutsche Bewachung und deutsche Transportbegleitung wurde auf ungarischem Gebiet, durch die ungarischen Behörden abgelehnt.

Und in den ersten Tagen scheint man sich im großen und ganzen auch an die Veesenmayer – Winkelmannschen Forderungen gehalten zu haben, mit der Ausnahme, daß nicht nur männliche Marschierer, sondern auch Frauen eingereiht wurden; dann aber wurde offenbar in Marsch gesetzt, was an Juden gerade angetroffen werden konnte.

Da ich, der Schreiber, gerade in diesem Punkte nach 1945 – wie man sehen wird sehr zu unrecht – heftigst angegriffen wurde, will ich keine eigenen Worte gebrauchen, um die Situation zu schildern, sondern mich hier auf ein Dokument berufen und dieses sprechen lassen. Ein Dokument, welches über jeden Zweifel erhaben sein muß, weiß man, welcher Art es ist.

Es handelt sich um ein Protokoll einer Sitzung in der Schwedischen Gesandtschaft zu Budapest am 22. Nov. 1944 um 6 Uhr abends.

/520/AE 162

Die Teilnehmer waren: Legationssekretär Raoul Wallenberg, Bevollmächtigter der schwedischen Gesandtschaft;

N. Krausz, Bevollmächtigter der Schweizerischen Gesandtschaft;

Dr. Körner, Bevollmächtigter der Portugiesischen Gesandtschaft und

Polizeihauptmann Dr. Batiztalvy.

Der Polizeihauptmann, welcher um Diskretion ersuchte, gibt an, daß die an der ungarisch-österreichischen Grenze ankommenden Juden, dort dem Bevollmächtigten der Deutschen, übergeben werden. Er gibt weiter an, daß 10.000 Juden auf den Landstraßen verschwunden sind. Geflohen, gestorben, oder erschoßen. Nichts oder zu wenig ist vorbereitet worden.

Es folgte dann ein Bericht der Abgesandten der Schweizer Gesandtschaft, Dr. Leopold Breszlauer und Ladislaus Kluger, über ihre Erfahrungen, welche sie während ihrer amtlichen Reise von Budapest, bis zur österreichischen Grenze, zwischen dem 23. Und 27. November 1944, gesammelt hatten.

Dem Berict zu folge, sind von den bis zum 22. Nov. deportierten 25.000 Juden, 10.000 an die Deutschen übergeben worden; 6-7.000 sollen in den nächsten Tagen übergeben werden und weitere 6-7.000 wurden von den

/521/AE 163

Pfeilkreuzlern unterwegs teilweise niedergeschoßen, teilweise sind sie den Strapazen erlegen, teilweise krank.

Der ungarische Gendamerieoberstleutnant Ferencsy hat dem Protokoll dieser Sitzung zufolge, das Kommando über den gesamten Fußmarsch.

Die Juden wurden in Budapest von den Straßen und aus den Häusern, durch die Polizei, haupsächlich aber durch die Mitglieder der Pfeilkreuzler-Partei ausgehoben.

Die Bewachung oblag prinzipiell der Polizei, tatsächlich aber sei die öffentliche Macht durch die Mitglieder der Pfeilkreuzler-Partei ausgeübt worden.

Die Deportierten wurden sodann ohne Rücksicht auf Alter und Geschlecht in großen Gruppen, zu Fuß nach den verschiedensten Richtungen, zumeist aber zur ungar.-österreichishcne Grenze getrieben.

Während des Marsches begleiteten ungarische Gendarmerie die marschierenden Gruppen, unter Kontrolle der Mitglieder der Pfeilkreuzler-Partei.

Die Kommission konnte feststellen, daß die Deutschen an der Grenze die Übernahme arbeitsunfähiger, alter oder kranker Personen, wie auch die von schwangeren Frauen, verweigerte.

Im allgemeinen, so fährt der Bericht fort – haben wir feststellen können, daß diejenigen Juden, die innerhalb des Landes unmittelbar unter deutschem Kommando arbeiten

/522/AE 164

ordentlich verköstigt und anständig behandelt werden; diejenigen Juden hingegen, die unter Aufsicht der Mitglieder der Pfeilkreuzler-Partei zu arbeiten haben, in grausamster Weise behandelt und sehr schlecht verköstigt werden.

Von einer Gruppe von 4000 jüdischen Arbeitsdienstlern, seien etwa 2.000 erschoßen worden, die restlichen 2.000 seien zu Fuß an die ungarisch-österreichische Grenze, in schlechter physischer Kondition, sozusagen halbnackt ohne Verköstigung, aber viel Schläge, angekommen. Diese Gruppe sei von den Deutschen in Deutschland zuerst desinfiziert, saodann eingekleidet und in Arbeit gestellt worden.

Die Übergabe und Übernahme der Juden und in Hegyeshalem (ungar.-österr. Grenze) von Gendarmen verrichtet, denen ungarische Honved behilflich ist.

Der Bericht enet mit der Feststellung der Kommission, daß der Zweck der gegenwärtigen ungarischen Regierung zweilfellos dersei, das ungarische Judentum vollständig zu vernichten und laut einer Erklärung Szalasi vor dem päpstlichen Nuntius, werden sie nicht um Gnade bitten, aber sie geben auch keine Gnade.

Ein abgesandter des Internationalen Roten Kreuzes vervollstaändigte das Bild der Kommission.

Dr. Leopold Breszlauer und seine Kommisssionskollegen geben in ihrem Bericht eine ganze Anzahl von Namen

/523/AE 165

jener Personen an, welche für die Angelegenheit verantwortlich waren.

Dr. Leopold Berszlauer trat auch als Zeuge der Anklage, in den Prozeß gegen mich, in Israel, auf.

Mit keinem Wort erwähnte der Zeuge meinen Namen im Zusammehang mit diesem Fußmarsch.

Und Dr. Breszlauer hätte es ganz sicher getan, er hätte es tun müßen, hätte ich meine Finger in der Sache gehabt. (169)

Gemäß einer eideststattlichen Erklärung, blieb es, dem SS-General Jüttner, am 3. Mai 1948, in Nürnberg, vorbehalten, hier ein Märchen aufzutischen:

"Als wir ankamen (Jüttner und Becker, der Sonderbevollmächtigte Himmlers, befanden sich auf einer Fahrt nach Budapest) fuhren wir also gleich zum Höheren SS- u. Polizeiführer. Winkelmann sagte mir damals, er wäre in dieser Angelegenheit völlig machtlos. Und er sagte mir, er wäre mir sehr dankbar, wenn ich gegen das, was ich gesehen habe, Einspruch erhaben würde. Ich verlangte nun, daß der für die Ausführung des Transportes verantwortliche Mann zu mir geholt wird. Mir wurde gesagt, das ist der Obersturmbannführer Eichmann. Ich forderte, daß er zu mir

/524/AE 166

geholt würde und zwar wollte ich ihn in Gegenwart des Höheren SS- u. Polizeiführers und Becker‘s sprechen. Eichmann war nicht da. Es kam ein Vertreter, soviel ich weiß ein Hauptsturmführer, den Namen weiß ich nicht mehr."

Er habe ihn nun in scharfen Worten zurechtgewiesen und soforttige Abstellung verlangt.

"Mir wurde in einer etwas schnoddrigen Weise von diesem Hauptsturmführer entgegnet, er befolge auch nur Befehle und ich hätte ihm gar nicht zu befehlen."

Jüttner wollte sich sofort mit Himmler in‘s Benehmen setzen, was er angeblich dann auch getan haben will.

Hierzu wird der damalige SS- u. Polizeiführer General Winkelmann im Jahre 1961 in Deutschland, als Zeuge vernommen. Er bestätigt die Aussage Jüttners, soweit sie sich auf die Schilderung des Fußmarsches bezieht. Er erinnert sich aber nicht, ob der Name Eichmann dabei gefallen ist.

Dem damaligen Aufsichtsratmitglied des durch Becker "vereinnahmten" Manfred-Weiss-Konzernes, General der Waffen SS – Jüttner, habe ich nur eines zu sagen:

Herr General, Sie scheinen mir nach bestem Wissen, der einzige General in der preußisch-deutschen Militärgeschichte

/525/AE 167

zu sein, der sich von einem Hauptmann in schnoddriger Weise erklären läßt, "Sie haben mir gar nichts zu befehlen."

Aber gestatten Sie, daß ich nicht glaube, daß Sie dieser einzige General sind. Hätte Ihnen dies um jene Zeit einer meiner Hauptleute wirklich gesagt, dann hätten Sie ihn sofort eingesperrt und einsperren müßen. Außerdem hätte der General Winkelmann, der ja Ihrem Bericht zufolge zugegen war, als der für diesen Hauptmann zuständige Gerichtsherr, denselben sofort der SS- und Polizeigerichtsbarkeit übergeben, weil er ihn hätte übergeben müßen.

Auf den anderen Unsinn, den Sie in Ihrer eidesstattlichen Erklärung zum Besten geben, kann ich – da ich in einem israelischen Gefängnis sitze – nichts anderes angeben, als Ihnen empfehlen, studieren Sie den Bericht, besser gesagt, das Protokoll der schwedischen, schweizerischen, portugisischen und spanischen Gesandtschaften vom 22.Nov. 1944, über den Fußmarsch, ferner die Berichterstattung des deutschen Gesandten und Reichsbevollmächtigten SS-Gruppenführer der Veesenmayer an das Auswärtige Amt und fragen Sie sich bei Herrn General Winkelmann an, wie das damals mit seinen

/526, 527/AE 168

Verhandlungen bezüglich der Einzelheiten des Marsches mit dem ungarischen Minister Karacs war.

Mehr wünsche ich mit Ihnen nicht zu tun zu haben, als das ich Ihnen nur noch dieses sage: Schämen Sie sich Herr General; (170) Sie werden schon wissen worüber. –

" –

Hätte der letzte ungarische Innenminister Vajna Gabor das Gesandtschaftsprotokoll der Vertretung der neutralen Mächte in Budapest gekannt, dazu die Veesenmayersche Berichterstattung nach Berlin, dann hätte er sicher in seiner Erklärung vom 28. August 1945, vor einer alliierten Stelle nicht geschrieben: "In Budapest wollte Eichmann auch die Frauen, Kindern und alte Männer deportieren, wogegen ich mich wiederholt einsetzte. Zum Schluß hat er erklärt: dann übernehmen die Deutschen die Abtransportierung der Juden." (171)

Die Geschichte hat diese Herren inzwischen zu jenen gestempelt, zu denen man vulgärerweise zu sagen pflegt: Lügner.

In Weiterführung der Judenevakuierung aus Budapest ist grundsätzliche Änderung eingetreten. So telegraphiert der deutsche Gesandte aus Budapest nach Berlin. Szalisi hat angeordnet, daß der Abtransport nicht mehr im Fußtreck, sondern durch Transportmittel stattzufinden habe. Was praktisch, infolge Fehlens solcher, Einstellung des Abtransportes gleichkäme.

Und noch am 23. Nov. 1944 unterrichtete Veesenmayer den Reichsaußenminister, daß er heute Szalasi weisungsgemäß ;itteilung gemacht habe und dieser gewillt ist, trotz der technischen Schwierigkeiten, die Evakuierung der Budapester Juden

/Unterschriftkürzel/

/528/AE 169

energisch voranzutreiben. Und er würde dafür sorgen, daß durch laufende Auskämmung, dem Wunsche des Herrn Reichsaußenministers weitgehen Rechnung getragen würde. (172)

Der ehemalige Legationsrat Dr.Grell, zeitweilig der deutschen Gesandtschaft in Budapest zugeteilt, hatte als einziger den Mut, anläßlich seiner Zeugenvernahme im Jahre 1961, in Deutschland, freiweg von der Leber zu erklären, jawohl, in Nürnberg wurde auf diejenigen, welche tot oder nicht gefangen waren, abgewälzt. –

Dies war einmal in jenen Zeiten, infolge Mangel an Dokumenten möglich, und zum anderen, warum sollte solches ein untergeordneter Befehlsempfänger auch nicht tun, wenn es seinem Plane entspricht.

Bei einem kommandierenden General jedoch, bei einem Staatssekratär, bei Reichsbevollmächtigten und dererlei hochgestellten Persönlichkeiten mehr, welche ja damals, in der Zeit des Geschehens befahlen, iniziierten und planten, ist eine solche Haltung meines Erachtens nur als schamlos zu bezeichnen.

Heute stehen, dank der Forschertätigkeit der letzten anderthalb Jahrzehnte bereits solch eine gewaltige Fülle an einwandfreien Dokumenten zur Verfügung, daß ein "Abwälzen" in keinem Falle mehr

/529, 530/AE 170

möglich ist. Sie bilden das Fundament für künftige Geschichtsforscher, und diese werden eines Tages, jenseits aller Leidenschaften und Subjektivitätsverhaftungen, jenseits aller politischen und propagandistischen Interessenbrücksichtigungen, ein objektives Bild des Geschehens geben.

Ich darf von mir sagen, daß ich der Meinung bin, mich als Angeklagter, während des Prozesses gegen mich in Israel, bemüht zu haben eine halbwegs objektive Einstellung zu den Dingen zu zeigen, wenngleich es für einen Angeklagten sehr schwer ist, das Wort objektiv überhaupt nur in den Mund zu nehmen.

Dort wo ich micht selbst belasten mußte, weil ich nun einmal die entsprechenden Befehle bezog, tat ich dies, ohne zu wanken oder zu zaudern. Aber dort, wo Unwahrheit, Feigheit ehemaliger Vorgesetzter, oder irgendwelche Interessen mancher Publizisten während der lezten 1 ½ Jahrzehnte, ihren geistigen Unrat auf mich abluden habe ich dagegen Stellung genommen und solches auch zum Ausdruck gebracht. Meine besten Verteidiger hierbei waren die Dokumente, soferne ich sie als einwandfrei und echt befand; und dies waren, von einigen Ausnahmen abgesehen, die sich in den Nachkriegsjahren auf dunkle Art und Weise zwischen den echten Papieren gemengt haben mögen, die weitaus überwiegende Mehrzahl, kurz: fast alle.

Bei der Darstellung der Linienführung in der Tätigkeit der Judenverfolgung, habe ich mich hauptsachlich auf Kerndokumente gestützt. Der Schwerpunkt

/531, 532/AE 171

Der Verantwortlichen hat sich dabei ganz von selbst herauskristallisiert und durch meine Bezugnahme auf das jeweilige Dokument habe ich die Möglichkeit gegeben, ohne Mühe, meine Zeilen einer Nachprüfung in sachlicher Hinsicht unterziehen zu können.

Zwölf Länder habe ich in diesem Block behandelt; daß, was mir damals, das von uns besetzte oder beeinflußte Ausland nannten. Und der Leser hat gesehen, daß der ehemalige Reichaußenminister Joachim von Ribbentrop und seine Gehilfen eifernd bestrebt waren, ihre Zuständigkeiten zu verteidigen. Sie ließen keinen unkontrollierten Einbruch des Reichsführers SS und Chef der Deutschen Polizei, in der Linienführung der Behandlung des Problems, in ihren Dokumenten zu.

" -

Ich habe den Totentanz der Götzen gezeigt. Jener Götzen, denen auch ich diente. Von ganz geringen Ausnahmen abgesehen, tanzten sie ina allen Ländern Europas; /Zeile gestrichen/ Es sei ferne von mir, diese hektische Katastrophenpolitik auch nun mit einem Strich zu verteidigen; denn hier gibt es kein Verteidigen mehr, hier gibt es nur ein Eingestehen. Obzwar es auch hier die Wiirkung der Ursache war. Nationalistischer Superegoismus der Siegermächte nach dem ersten Weltkrieg. Jener Egoismus, der zu Versailes führte, jener Egoismus, den Wirtschaftsneid und Konkurrenzfurcht, gebar. Der da weder seinsehen wollte noch konnte, daß runde ziehen sie Millionen Deutsche auch haben wollen. Ohne diesen Tatsachen wäre der Nationalsozialismus nie geboren wor Ja, der Nationalsozielaismus, jenes in Wahrheit größte Unheil der Völker.

-

Ich ? von Jugend auf einen mir innewohnenden Drang zur Freiheit des Geistes, zur Freiheit der Persönlichkeit, den ich erziehungsbedingt mit mir herumtrug.

/533/AE 172

Das Wort, "wo es Stärkere gibt nimmer auf der Seite der Schwächeren", wurde mir von meinem Vater oft und oft gepredigt. Durch eben dieselbe Erziehung, hatte ich mich an eine einfügung in eine äußere Ordnung ebenso frühzeitig zu gewöhnen gehabt.

Diese anerzogenen Werte waren es, welche mich später mit Macht und Zwang an die Seite derer trieb, die da, als Minorität noch, und verspottet und verlacht, ihrem Freiheitsdrang im Kampfe gegen das Schanddiktat von Versailles breiten Raum gaben und dagegen in Wort und Schrift zu Felde zogen.

Und auf diesem Wege ward ich, ohne es bewußt recht eigentlich gewahr zu werden, einer Wiilensbeherrschenden ? unterworfen, an die ich dann letztlich durch das bindende Mittel des Eides gebunden wurde.

Und ich wurde zum Diener der Gätzen, behangen mit dem Lametta und Schulterstücken und den Orden und Ehrenzeichen für die man mich würdig hielt. Es klingt wie ein Witz, / 1 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/ daß just jene, die mich dergestalt zur Damaligen Zeit mit diesen Dingen behangen und ie mit meinen Weg aus dem Zentralen Dients an diese Götzen verbauten und verwehrten, selbst in ihrren Zeugenaussagen vom Jahre 1961 noch, in ihrer Furcht und Sorge

/534, 535/AE 173

keinen anderen Weg glaubten gehen zu können, als den der Verhönung meiner Person, ihres ehemaligen Untergeordneten – und als den der Unwahrheit, in der törriesten Meinung, man würde ihnen glauben; in der eitlen Hoffnung, soe könnten ihren Körper und dazu ihre Seele, retten. (173)

Und wieder muß ich mich törricht schelten, ob meiner übergroßen Dummheit, und Unzulänglichkeit, daß ich mich einstens von der fixen Idee umfangen lassen gehalten hatte, diesen Götzen mit samt ihren Untergötzen, in Pflicht und Treue zu dienen. Und gläubig ihre Reden von Gehorsam und vom "Dienen am Reich", in mir aufnahm.

/4 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/

Es lebt wohl keiner mehr, dessen eigene Augen das potenzierte Grauen, das infernalische, apokalyptische Gewitter in jener Umfassenheit sah, wie solches zu sehen, mir bestimmt ward.

Niemand kann es mir daher verbieten, den Finger der Warnung zu recken.

Denn der Gätzen Zungen sind geschmeidig und ihre Worte verlockend.

/Und indem ich meine Söhne warne, vor solchen und ähnlichen "Goldverschnürten" Gehorsamspredigern mit ihren salbadernden Phrasen von Nationalismus, von Heiligem Krieg, und was dererlei wohltösrende Worte mehr sein mögen, warne ich – auf Grund meiner gemachten Erfahrungen – die gesamte Jugend, die heute und morgen, vor diesen tanzenden Götzen.

Es Lebt wohl keiner mehr, dessen eigene Augen das potnezierte Grauen, das infernalische apokalyptische Gewitter, in jener Umfassenheit sehen, wie mir es bestimmt ward.

Daher mag es die Jugend mir glauben, daß meine Warnungsworte von erheblichen Gewichte sind, und aus jener Sorge

/536/AE 174

entspringen, 3 Zeilen unleserlich wieder einmal zu Dienern an ähnlichem Götzentotentanze werden.

5 ½ Zeilen unleserlich – gestrichen/

/536/AE 174

14 –

Ich rückte genau am 24. Dezember 1944 um ½ 4 Uhr nachmittags, gemäß dem Befehl, den ich erhielt von budapest ab. Über beinhart gefrorene Straßen und Feldern vorbei an zerschossenen und ? Tieffliegern zerhackten Deutschen und ungarischen Militäreinheiten, der ungarisch-österreichischen Grenze zu. Nach dem Neujahrstag meldete ich mich bei meinem Vorgesetzten in Berlin, dem Generalleutnant der Polizei Müller, zurück. Berlin war um jene Zeit ein Hexenkesse. Schier Tag und Nacht luden anglo-amerikanische Bomber ihren Segen auf des Häusermeer ab. Es stank nach Qualm und Moder, nach verbranntem Fleisch und verwesenden Leichen.

An eine geregelte Behördenarbeit war nicht mehr zu denken. Auch ich richtete mich mit meinen Männern zur Verteidigung ein, denn die gegneischen Panzerarmeen drückten auf Berlin. Das Ruienenfeld

/537/AE 175

rings um meine Dienststelle bot für Panzerfallen und Schützennester, gutes Gebäude. Ich wurde in den Verteidigungssektro "Wehrkanal" eingebaut. Die Waffenbestände wurden aufgefüllt, Munition eingelagert und Eiserne-Ration deponiert. Ein Befehl jagte den anderen; eine Parole die andere. In dieser Zeit teilte mit Müller mit, daß ich mich bei Himmler zu melden hätte. Ich fuhr in seine Feldkommandostele; ein kleines Schloß, welches Friedrich der Große einstens seinem Reitergeneral von Ziethen schenkte.

Hier sagte er mir, daß wir zwar "Haare lassen mäßten", aber im großen und ganzen einen besseren Frieden als den "Hubertusburger" bekämen. Himmler hatte sich in jenen Zeiten ganz und gar in die Sorgen- und Vorstellungswelt des "Alten Fritzen" geflüchtet. Und hatte jenen der Tod der Zarin vor der Vernichtung gerettet, so hoffte wohl Himmler auf eine ähnliche Schicksalsfügung, den gegebenen Zeitumständen entsprechend. Über siene Mittelmänner hatte er seine Fähler bezüglich allfälliger Kriegsbeendigungsmöglichkeiten ausgestreckt.

Und seine Konzeptionslosigkeit gipfelt in der Tatsache, daß er mir befahl, 100 bis 200 prominente Juden aus Theresienstadt nach Tirol, welches in der geplanten "Alpenfestung" mit eingeschlossen war, zu verlegen; er wollte sie dort als Geiseln halten, und benötigte diese mit -

/538/AE 176

als "Sicherheitskoëffizienten" im Hinblick auf seine geplanten Verhandlungen mit Eisenhower.

Wenn ich dies so recht bedenke, dann muß ich mich heute fragen, ob er mir dieses wirklich befahl, oder ob ich es mir nur einbilde. So kindisch und bar jedweder Realität, inhaltslos, planlos, ja dumm scheint es mir, daß der Chef der Deutschen Polizei, der Oberbefehlshaber der SS, mir solches befohlen haben könnte; "mich als Sicherheitsgarant für seine Verhandlungen mit Eisenhover".

Freilich, nur Schellenberg, der damalige Nachrichtenchef des Reichssicherheitshauptamtes, mag alle seine diesbezüglichen "Trümpfe" gekannt haben.

Aber ich muß den Befehl ganz zweifelsfrei erhalten haben, denn ich fuhr im anschluß daran ja über Prag – Linz – nach Innsbruck.

In Linz erzählte ich meinem Vater vom "Hubertusfrieden"; mir glaubte er, daß Himmler es mir gesagt hatte; aber Himmler glaubte er keinen Buchstaben das langen Wortes.

In Bixlegg erlebte ich einen ziemlich knalligen Bombenangriff. Es war der 17. April 1945, denn just in dem Augenblick, als ich im Orte war, rauschte der Bombensegen der ersten Angriffswelle herunter. Der Angriff galt dem dortigen Schwerwasserwerk, wie man

/539, 540/AE 177

mir später erzählte. Der Ort wurde so ziemlich "zur Sau gemacht". Ich hatte mich an einen Toreingang zu einem Garten gelegt mir die Nase in die Erde gesteckt, da die herumzischenden Bombensplitter zu solch einer Praxis zwangen.

Nachdem einige Wellen ihre Last abgeworfen hatten, wurde es mir zu dumm und da mein Wagen, wie durch ein Wunder noch fahrbereit war, haute ich ab.

/Nachdem einige Wellen ihre Last abgeladen hatten, wurde es mir zu dumm und da mein Wagen wie durch ein Wunder nach fahrbereit war, haute ich ab; denn ich hatte mich inzwischen an einen Toreingang zu einem Garten gelegt, die Nase in die Erde gesteckt, da die herumzischenden Bombensplitter zu einer solchen Praxis zwangen. Durchgestrichen/

Als ich auf meiner Rückfahrt wieder durch Linz kam, hatte auch diese Stadt inzwischen einen Angriff abbekommen. Und in Prag sagte mir der Staatssekretär K. H. Frank – einen anderen Polizeibefehlshaber traf ich nicht mehr an, sie hatten ihre Dienststelle verlassen und offenbar andere Stellungen bezogen, daß ich nach Berlin nicht mehr durch könne, der Ruße sei "durchgestoßen".

Ich erfuhr, daß Kaltenbrunner in Altausse war und bekam Befehl, mich bei ihm zu melden. Der Himmler-Befehl kam nicht mehr zur Ausführung

Im Aussseer-Land angekommen sollte ich im Gebirg in Partisanenkampf machen. Waffen und Munition waren ja in genügender Menge vorhanden. Aber Kaltenbrunner gab mir nach wenigen Tagen Befehl, auf Engländer und Amerikaner nicht zu schießen. Einen großen Teil der

/541/AE 178

Männer, welche man mir an den Hals hing, hatte ich schon vorher entlassen, da sie für das Gebirge untauglich waren. Nachdem aber ringsum nur Nordamerikaner waren, konnte ich gemäß dem erhaltenen Befehl, den ich quittieren mußte, nichts anderes machen, als das Partisanenkommando aufzulösen. Ich begab mich mit meinem Adjudanten auf die Reise; wir wollten das Hannover‘sche erreichen, aber da hatte ich Pech. Ich fiel in amerikanische Gefangenschaft, aus der ich mich dann erst Anfang Januar 1946 selbst entließ; das heißt mit Genehmigung meiner gefangenen Offizierskameraden, türmte ich. Es war ein SS-Gefangenlager, in dem etwa 300 Angehörige aus vielen Divisionen stammend, gefangen gehalten wurden. Als SS-Leutnant "Eckermann" wurde ich dort verhört und karteimäßig erfasst.

Ich war so dann als Waldarbeiter in der Forstverwaltung Miele im Kreis Celle bei Hannover tätig, als selbständiger Holzhändler und zuletzt als Hühnerzüchter. Hier nannte ich mich Otto Henninger, aus Breslau gebürtig.

In den Maitagen des Jahres 1950 trat ich abermals die Reise an und gedachte über Südamerika nach Ostasien zu fahren. Nach mancherlei Schwierigkeiten – ich beschrieb meine Nachkriegserlebnisse an anderer Stelle detaillierter – gelangte ich nach

/452, 453/AE 179

Argentinien. Da verblieb ich denn auch. Nach zweijährigen Dortsein ließ ich meine Familie, welche ich Altaussee lebte, nachkommen.

Zehn Jahre war ich in diesem schönen Land. Während der meisten Zeit als technischer Angestellter, zuletzt bei der "Merzedes-Benz-Argentina" tätig. Zwischendurch führte ich die einem entfernten Verwandten meiner Frau, gehörende Granja, ein landwirtschaftlicher Betrieb, als Administrator. Im Norden Argentiniens, in der Einsamkeit des urweltlichen Aconquija-Massivs, einem gewaltigen Gebirgsblock, dessen mehrere Spitzen bis auf fünftausendfünfhundert Meter ragen, ging ich meiner Arbeit nach. Ich hatte dort hydrologische Studien zu betreiben und bis auf fünftausendzweihundert Meter Höhe hatte ich wiederholt dienstlich zu tun. In eintausendsechshundert Meter, in Rio Potreso, an der Grenze von Tueumän und Catamarca, lebte meine Familie.

Je höher wir steigen, umso weiter wird unser sonst so begrenzter Blick. Und in dem Schweigen der Pampa, konnte ich dann das mit meinem inneren Blick Geschaute, verarbeiten.

Am 11. Mai 1960 fuhr ich wie täglich von Hause fort, zu meiner Tagesarbeit. Zurück kam ich freilich nicht mehr, denn ein israelisches Kommando hatte mich bei meiner Rückkehr von meiner Arbeitsstelle gestellt, Widerstandsunfähig gemachte und auf eine Quinta, welche an der Nordstrecke lag, gebracht. Von dort aus wurde ich, ohne daß ich Widerstand leisten konnte, mit einer Viermotorigen Maschine von Argentinien herausgeflogen und nach Israel gebracht.

/7 ½ Zeilen gestrichen, unleserlich/

Natürlich war es für mich nicht gerade

/544/AE 180

angenehm; so etwas ist für den Betroffenen nie ein Honiglecken, dies ist klar, aber ich wurde korrekt und anstöndig behandelt. Ich hatte mir auf alle Fälle das Gegenteilige vorgestellt.

Am 11. April 1961 fing der Prozess gegen mich an.

Es ist Mitte August und die Plädoyers der Anklage und Verteidigung gehen dem Ende entgegen.

Die Anklageschrift gegen mich beinhaltet 15 Anklagepunkte.

In vier Punkten bin ich des Verbrechens gegen das jüdische Volk, eine Straftat gemäß Abschnitt 1(a) (1) des Nazi und Nazihelfer (Bestrafungs-)Gesetz 5710-1950 und Absatz 23 der Criminal Code Ordinance 1936, angeklagt;

In sieben Punkten, des Verbrechens gegen die Menschlichkeit, eine Straftat gemäß Abschnitt 1(a) (2) des Nazi und Nazihelfer (Bestrafungs-)Gesetz 5710-1950 und Aabschnitt 23 der Criminal Code Ordinance 1936;

In einem Punkt, des Kriegsverbrechens, eine Straftat gemäß Abschnitt 1(a) (3) des Nazi und Nazihelfer (Bestrafungs-)Gesetz 5710-1950 und Abschnitt 23 der Criminal Code Ordinance 1936;

/545/AE 181

sowie in drei Punkten, wegen Mitgliedschaft in einer feindlichen Organisation, eine Straftat gemäß Abschnitt 3(a) des Nazi und Nazihelfer (Bestrafungs-)Gesetz 5710-1950.

Auf die Frage des Gerichtspräsidenten, ob ich mich im Sinne der Anklage schuldig bekenne, habe ich zu allen 15 Punkten erklärt: "nein, im Sinne der Anklage nicht."

Und die Frage meines Verteidigers, ob es stimme, daß ich eine Erklärung unterschrieben hätte, mich freiwillig vor einem israelischen Gericht zu verantworten, habe ich mit "ja" beantwortet.

Die nächste Frage meines Verteidigers, ob ich diese Erklärung freiwillig abgegeben hätte, beantwortete ich mit "nein".

Bis zum 6. Juli dauerte die Verlesung der Anklage und das Hören der Anklagezeugen; sowie die Verteidigung.

Vom 7. Bis zum 24. Juli stand ich im Kreuzverhör des Generalstaatsanwaltes Dr. Hausner.

Mein Verteidiger Dr. Servatius sagte mir, daß es das längste Kreuzverhör in der Geschichte der Juristik gewesen sei.

Und ich ahbe gelegentlich des Kreuzverhörs meine Befriedigung zum Ausdruck gebracht, daß es einmal so

/546/AE 182

lange und gründlich war und das mir Gelegenheit zur freien und offenen Rede gegeben wurde, da dies meine bisher einzige Möglichkeit gewesen sei, vor aller Öffentlichkeit, dem in langen 1 ½ Jahrzehnten auf meine Person abgeladenen Unwahrheiten – durch die Praktiken der Zeugen in den Nachkriegsjahren vor den alliierten Militärgerichten und durch eine gewisse Publiuistik entgegentreten zu können.

Daß, wozu sich damals glaubte verpflichtet sein zu müßsen, gemäß den mir erteilten Befehlen zu machen, habe ich zugegeben, alle anderen Beschuldigungen habe ich von mir gewiesen.

Auf die Frage meines Verteidigers bezüglich meines Schuldigkeitsgefühls habe ich im Gerichtshof folgendes gesagt:

/547/AE 183

"Es ist heute eine der schwersten Fragen, die Frage über das Schuldgefühl; und ich glaube, daß ich bei der Beantwortung hier wohl einen Unterschied, zwischen einer rechtlichen Betrachtung und der Beleuchtung von der Seite der menschlichen Schuld heraus, machen muß.

Erstens:

Bei den mir vorgeworfenen Taten, handelt es sich um die Mitwirkung bei der Deportation.

Da dieses damals eine politische Anordnung war, bin ich des Glaubens, daß Schuld im rechtlichen Sinne, hier doch nur derjenige empfinden kann, der die Verantwortung für die politische Entscheidung trägt; denn:

Wo keine Verantwortung, da ist auch keine Schuld.

Und das Ergebnis meines Nachdenkens ist daher, daß hier die Verantwortung im Rechtssinne zu prüfen sei.

Solange das menschliche Zusammenleben in politischer Hinsicht, noch keiner globalen Lösung entgegengeführt ist, solange ist Befehl und Gehorsam die Grundlage jeder staatlichen Ordnung.

Kein Staatswesen kann im Ernstfall auf Spione und Verräter aufgebaut werden.

/548/AE 184

Zur höheren Sicherheit, bedient sich die Staatsführung eines bindenden Mittels. Des Eides.

Die Verantwortung aber, das Gewissen, muß die Staatsspitze haben.

Und es wurde uns ja dauernd gepredigt, in Wort und in Schrift: "Vertrauen zur Führung".

Bei einer guten Staatsführung hat der Untergebene, der Befehlsempfänger, Glück;

Bei einer schlechten Unglück.

- " -

Ich hatte kein Glück.

Denn:

Das damalige Staatsoberhaupt gab den Befehl zur Vernichtung der Juden.

Und:

Meine Mitwirkung an der Deportation ergab sich aus der Tatsache, daß der damalige "Höhere Gerichtsherr" der SS- u. Polizeigerichtsbarkeit, der ich unterstand, Himmler,

Die Deportationsbefehle an meinem Gerichtsherren, dem C.d.S.u.d.SD, gab.

Dieser beauftragte mit der Durchführung meinen unmittelbaren Vorgesetzten, den SS-Gruppenf. und Gen.ltnt. der Polizei, Müller.

/549/AE 185

Von ihm erhielt ich sodann die Befehle, soweit ich zufolge des Geschäftsverteilungsplanes meines Referates, dafür zuständig war.

Die Strafordnung der SS- u. Pol. Gerichtsbarkeit besagt, daß suf Ungehorsam der Tod stehe;

Die Verschlußsachenanweisungen, die Geheimhaltungsvorschriften staatswichtige Sachen betreffend, hatten ihre Zuchthaus- u. Todesstrafeprpgraphen.

Ich hatte von mir aus, alle legalen Möglichkeiten ausgeschöpft, um eine andere Dienstverordnung zu erhalten; ja, meine Versetzung vom SD zum Geheimen Staatspolizeiamt im Herbst 1939, erfolgte gegen meinen Willen, gemäß erhaltenem Befehl.

Ich hatte zu gehorchen.

Ich war Uniformträger.

Es war Kriegszeit. –

Ja, selbst als das Jahr 1950 herankam, und ich mich mit dem Gedanken trug, aus Deutschland nach Übersee zu fahren, habe ich dieses nicht wegen eines Schuldgefühles im Sinne der Rechtssprechung getan, sondern wegen der politischen Lage und aus familiären Gründen.

/550/AE 186

Meine Stellung ist die gleiche, wie die von Millionen anderen, die zu gehorchen hatten.

Der Unterschied ist nur der, daß ich einen viel schwereren Auftrag hatte, den ich befehlsgemäß durchzuführen hatte.

" –

Alle Beteiligten, die behaupten, man hätte sich mühelos, bzw. ohne große Gefahr, der Erfüllung eines Befehls entziehen können, geben keine Einzelheiten für ihren eignen Fall an.

Man sagt, die Möglichkeit besteht immer, sich zu drücken und eine Krankheit vorzuschützen.

Ein General hat hier große Möglichkeien. Ein Untergebener hat solche Möglichkeiten nicht.

Denn: wenn festgestellt wird, daß die Krankheit ein Vorwand ist, wird das seine Folgen haben.

Außerdem steht solches Tun, gegen den Fahneneid.

" –

Himmler sagt beispielsweise in der Posener-Rede auch nur bezüglich der SS-Generäle, daß sie versetzt werden können, wenn sie sich nicht fähig fühlen. Aber: wenn der Befehl aufrecht erhalten wird, ist er zu befolgen.

/551/AE 187

Ein Mann in einer kleineren Stellung kann sich nicht entziehen;

Besonders nicht, wenn er höchster Geheimnisträger ist.

Er konnte sich selbst erschießen dies ist wahr.-

" –

Diejenigen, die davon sprechen, man hätte sich der Ausführung der Befehle widersetzen können, erkläen selbst meist, sie hätten von Vernichtungen von Menschen nichts gewußt.

Waren also keine Geheimnisträger.

Die SS- u. Pol. Gerichte legten an die unteren Stellen einen sehr scharfen Maßstab an, und würden bei offener Befehlsverweigerung ein entsprechendes Urteil erlassen haben müßen. –

Zweitens:

Die Schuld im ethischen Sinne, ein Schuldbekenntnis vor seinem inneren "Ich", dies ist eine ganz andere Sache.

Sie liegt in Regionen, welche den Paragraphen einer Rechtsordnung entrückt ist.

/552/AE 188

Hier hat jeder mit sich selbst zu rechten und zu richten.

Ich tat es für meine Person, und tue es noch.

. –

Abschließend verbleibt mir die Feststellung und das Bekenntnis:

"Ich bedaure und verurteile die von der damaligen deutschen Staatsführung angeordneten Vernichtungstätigkeit gegen die Juden."

Ich selbst aber vermochte auch nicht über meinen eigenen schatten zu springen;

Ich war lediglich ein Werkzeug, in der Hand stärkerer Kräfte,

Und eines unerfindlichen Schicksals."

/Unerschriftkürzel 6-7-61

(zum Ende der Verteidigung) gestrichen/

Diese Erklärung gab ich am Ende der Verteidigung ab, ehvor das Kreuzverhör seinen Anfang nahm.

/553/AE 189

15 –

Und indem ich selbst mit mir zu Gericht sitze, sagen mit viele innere Stimmen vieles.- Hätte ich meine Geschäfte niederlegen können? Hätte ich mich einfach weigern können, weiter zu arbeiten?

Wäre dieses Meuterei gewesen?

Was heißt aber Meuterei gegen Mord?

Meuterei steht gegen Fahnen und Diensteid!

Was ist staatlich befohlener Mord und was ist der Eid?

Gehört das Halten des Eides noch zu dem Bereich ethischer Werte? Zur Einheit der Ethik?

Gehört es wenigstens noch zum Rande der Moral?

Was ist sschon Moral?

Daß Moral ein Teil der ethischen Werte sei, kann ich nicht mehr glauben!

Es sei denn, der Eid wäre eine Nötigung; eine Verpflichtung, gegebenenfalls zum Hehler des Staates zu werden.

Da scheint also etwas nicht in Ordnung zu sein. Denn die meisten Staaten egal, welcher Staatsform verformten und verformen in ihrer zu Kriegszeiten an den Tag gelegten Tyrannis, das logische Denken der Geister.

Sie verlangen von ihren Befehlsempfängern im Namen der Heiligkeit des Eides, die Zuerkennung ethischer Wertungseinstufung für Heldenmut, Opferbereitschaft, Gehorsam und Disziplin.

Und auf Grund dieses Verlangens befehlen sie Mord, Tod und Vernichtung.

/554/AE 190

Darüberhinaus ermuntert der Staat im Kriege mittels einer bereitgehaltenen Serie von Auszeichnungen, seine Befehlsempfänger zur Verübung der vom ihm befohlenen Verbrechen. Er benebelt die Gehirne seiner Befehlsempfänger mit Kreuzzugsphrasen, Befreiungsparolen, Hingabe und Verteidigungsbereitschaft.

Die Mordwerkzeuge werden auf beiden Seiten unter Anrufung stärkerer Kräfte und Mächte gesegnet, denn jede Seite verübt seine Verbrechen für eine sogenannte "gerechte" Sache.

Und solange werden alle ethischen Wertgefühle sophierend seziert, bis sie in jene Moralstufen eingezwängt werden können, dennen der Staat dann sein Sanktum verleihen kann.

Durch solche Umwertung vereist die Staatsführung nun auch den Geist und den Willen seiner Befehlsempfänger, nachdem er dessen Handlungsfreiheit längst paralysiert hat.

Da scheint also wirklich etwas nicht in Ordnung zu sein.

Was also ist Wahrheit und was ist Recht?

Eugen Kogan schreibt in seinem buch "Der SS-Staat": "Was aber erst die zwölf bis vierzehn Millionen Vertriebenen zu erzählen wußten, die in den osteuropäischen Ländern vielfach auf die barbarischste Weise "ausgesiedelt" und in plombierten Waggons, in

/555/AE 191

Elendszügen, einzeln, gruppen- und herdenweise nach Deutschland getrieben wurden! Man mache einer Mutter, die ihre Kinder verloren hat, einem Mann, dem die Frau geschändet wurde, Halbwüchsigen, deren Eltern man prügelte, allen, die Tod und Grausamkeit nun am eigenen Leibe erlebten klar, daß dies – in einer proklamierten besseren Welt – eben nichts als die traurigen Folgen vorher begangenen Massenunrechtes seien, die ohne Unterschied Schuldige und Unschuldige treffen. Und man verdeutliche einem Volke, es sei weder Heuchelei noch Feigheit, wenn den Erklärungen von Jalta und Potsdam, daß die "Umsiedlungen" "ordnungsgemäß" erfolgen sollten, nicht Nachdruck verliehen wurde. Mehr Millionen haben auch die Nationalsozialisten nicht durch Osteuropa gezerrt." (174)

Und wenn ich noch die Worte Hiroshima, Nagasaki und Dresden hinzufüge und die Länder Korea, Indochina, Ägypten und Algerien erwähne, dann habe ich dazu weiter nichts mehr zu sagen; höchstens noch dieses: auf der Moskauer Außenministerkonferenz am 20. Oktober 1943 wurde die Eintschlossenheit kundgetan, die Kriegsverbrecher zu bestrafen.

Alliierterseits aber wurde kein einziger Befehlsempfänger wegen der Ausführung erhaltener Befehle vor Gericht gestellt und bestraft. Von den

/556/AE 192

Befehlsempfängern, ebenfalls ganz zu schweigen.

Zweierlei Maß!

Zweierlei Recht!

Nationalistischer Egoismus allenthalben; hüben und drüben. Ende des II. Teiles

Adolf Eichmann /Unterschrift/

6-9-61

/557/AE 1

Quellen zum Teil II.

Frankreich

Dok. 440, (T 385)

Dok. 229, (N 36)

Dok. 955 (T 387)

Dok. 86

Dok. 309 (N 37)

Dok. 445

Dok. 1071

Dok. 441 (N 39)

Poliakov "Rot" Seite 118 – 121, Dok. V-3, 15, 16.

Dok 1209

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Dok. 333

Dok. 694 (T 401)

Dok. 54

Dok. 113

Dok. 54

Dok. 485, 486, 1166, 459

Dok. 1211 (T 411)

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Dok. Prozess VI (IG-Farben) NI 500

Dok. Prozess IV, Ahnhift S. 8080

/559/AE 3

Dok. 585 (T 419)

Dok. 58, 59

Dok. 699

Dok. 64 (T 438), 65 (T 439)

Dok 142 (T 451) 1348 (T 1028)

Dok. 1164 (T 467)

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Dok. Poliakov "Rot" S. 87, Dok. P5 3688

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Dok. 724 (T 610)

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Dok. 962 (T 612) ?

Dok. 697 (T 473)

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727

561/AE 5

Dok. 820

Dok. 821

Dok. 822

Dok. 196

Dok. 826

Dok. 875

Dok. 217

Dok. 218

Dok. 960

Dok. 299

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Holland

Dok. 582 (T 521)

Dok. 1627 (T 523)

Dok. 1359 (T 529)

Dok. 325

Dok. 594 (N 47)

Dok. 325

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Dok. 589 (T 543)

Dok. 1356 (T 544)

/563/AE 7

Dok. 725

Dok. 463 (T 556)

Dok. 1439 (T 571)

Dok. 1353 (T 577)

Belgien

Dok. 753 (T 512)

Dok. 759 (T 514)

Dok. 760 (T515)

Dok. 761 (N 49)

/564/AE 8

Dok. 1604 (T 615)

Dok 1073

Dok. 3 (N12)

Dok. 1446 (T 519)

Italien

Dok. 1604 (T 615)

Dok. 1600 (T 616)

Dok. Zeugenaussage Kappler v. 27.6.61 im Militärgefängnis zu Gaeta (Italien) Übersetzung aus dem Hebräischen; (S.2+3+5)

/565/AE 9

Dok. 299 (liegt bei den Frankreich-Akten)

Dok. 954 (T 618)

Dok. 1274

Dok. 964 (T 623)

Norwegen

Dok. 1622

Dok. 1621

Dok. 491

Dok. 198 (T 604

/566/AE 10

Dänemark

Poliakov "Rot" S. 102, Dok. NG-S121

Dok. 1074 (T 579)

Dok. 251 (T 585) ?

Dok. 1636

Dok. 757 (T ?)

Dok. 816 (T 584) ? Seite 2

Dok. 1077 (T 587)

Dok. 1078 (T 588)

/567/AE 11

Slowakei

Dok.1527 (T 1073) S. 5 Abs III.

Dok. 1266 (N 65)

Dok. 543

Dok. 1526 (T 1102)

Dok. 1267 (T 1057) ?

Dok. 1268 (T ?

Dok. 837 (T 1078)

Dok. 92 ?

Dok. 1270 (T 1079)

Dok. 1015 (T 1081)

Dok. 836 (T 1087)

Dok. 839 (T 1089)

/568/AE 12

Dok. 626

Dok. 627

Dok. 369 (T 1101)

Dok. 1016 (T 1106)

Dok. 499

Dok. 370

Dok. 514 (N 67) Seite 5

Griechenland

Dok. 998 (T 956)

Dok. 344 (T 958)

Dok. 1000 (T 959)

Dok. 1001 (N 54)

/569/AE 13

Dok. 424 (T 960)

Dok. 426 (N 55)

Dok. 427 (T 966)

Dok. 241 (T 963)

Dok. 425 (T 961)

Dok. 237 (T 962

Dok. 429 (968

Dok. 1343

Dok. 176 (T996)

Jugoslawien

Dok. 33 (T 887)

Dok. 423 (T 898

Dok. 1339

Dok. 1340 (T 888)

Dok. 642 (T 870)

Dok. 645 (T 873)

Dok. 643 (T 871)

644

/570/AE 14

Dok. 647 (T 874)

Dok. 648 (T 875)

Dok. 649

Dok. 650 (T 878)

Dok. 651 (T879)

Dok. 1044 (T 880)

Dok. 1045 (T 881)

Dok. 1162 (T 882)

Dok. 170 (T 883)

Dok. Poliakov, Rot, S. 350/51, 448

Dok. 170 (T 883)

Dok. 652 ( 884)

Dok. 654 (T 886)

Dok. 647 (874)

Dok. 1244, S. 3

Dok. 658 (T 902)

Dok. 87 (T 903)

Dok. 661

Dok. 1074 (T 906)

Dok. 1081 (T 907)

Dok. 656 (T 921)

/571/AE 15

Rumänien

Dok. 472 (T 1001)

Dok. 92 (?)

Dok. 573

Dok. 1225

Dok. 1227 + Dok. 404

Dok. 840 (T 1002)

Dok. 83 (T 1013)

Dok. 99 (T 1014)

Dok. 181

Dok. 561

Dok. 562 (N 60)

Dok. 477

Dok. 194 (T 1032)

Dok. 178 (T 1029)

Dok. 92

Dok. 987 (T 1042)

Dok. 224 (T 1044)

Dok. 484 (T 1052)

/572/AE 16

Bulgarien

Dok. 92

Dok. 1023 (T 926)

Dok. 1024

Dok. 1026 (T 930)

Dok. 1028 (T 931)

Dok. 1030 (T 934)

Dok. 1033

Dok. 420 (T 944)

/573/AE 17

Zeugenaussage v. Thadden, 1961, S. 10.

Dok. 1021 (T 1145

Dok. 801

Dok. 813 (T 1155)

Zeugenaussage v. d. Bach Zdersky 1961

Dok. 679

Dok. 114 (T 1211)

Dok. 1124 (N 70)

Dok. 675 (N 73)

Dok. 216 (N 72)

Dok. 366 (T 1182)

Dok. 213 (T 1186)

Dok. 681 (N 75)

Dok. 374 (N 76), Dok. 1314 (T 1158)

Dok. 180 Dok. 1315 (T 1159)

Dok. 158 (T 1193)

Dok. 678 (T 1193)

/574/AE 18

Dok. 529

Dok. 630 (T 1199)

Dok. 631 (N 79)

Dok. 632 (T 1200)

Dok. 114

Dok. 870 (T 1226)

Dok. 385 (T 1208)

Dok. 992 (N 80)

Dok. 680

Zeugenaussage Krumey 1961, S. 9, 10, 12, 13.

Dok. 797

Dok. 677

Dok. 848

Dok. 772

Dok. 640

Dok. 162 (N 86)

/575/AE 19

Dok.156 (T 1217)

Dok. 976 (T 1218)

Dok. 154 (T 1219)

Dok. 1441 (T 1222)

Dok. 155 (T 1223)

Dok. 387

Dok. 388 (T 1230)

Dok. 525

Dok. 212

Dok. 871 (N89)

Zeugenaussage Winkelmann 1961, S. 6.

Dok. 376 (N 90)

/576/AE 20

Dok.221 (

Dok. 44, (Seite 3.)

Dok. 973 (T 1247)

Dok. 853 (T 1237)

Dok. 1297 u. Zeugenaussage Winkelmann 1961 und Dok. 411 (Seite 12, Punkt 142)

Dok. 511 (T 1245)

Dok. 377 (T 1242)

378

Zeugenaussage Six (1961)

– " - Winkelmann (1961)

Dok. 1169

Dok. 27 (Vermerk zu meiner Beförderung durch Six)

Eugen Kogon: "Der SS-Staat". S. 403/404

Europäische Verlagsanstalt 1946

Fünfte Auflage

Zu Teil III, Schreiben des Pastor Achenbach an mich.

/577/

Götzen Teil III.

Inhalt

Teil III 72 Seiten

(Unterteilt in 14 Abschnitte)

Adolf Eichmann

6-9-61

/578/AE 1

III. Teil

"Denn Frieden und Glücksgefühl und die Freude, werden der Inhalt ihres Ganzheitslebens sein. Denn die Ganzheit kennt nur das Gute." (Seite 67)

/579/AE 2

Teil III:

In sich ausgeglichene Naturen mit unkompliziertem Einfühlungsvermögen, sind in außergewöhnlichen Zeiten, mit zunehmenden Außergewöhnlichkeitsgrad, sicher immer seltener. Es sei denn, "sie hätten ihre Jahre bereits erreicht." Junge Menschen wiederum befinden sich noch im Stadium der Formung und mangels vergleichender Möglichkeiten aus der Erfahrung, wird diese Formung durch die Umwelt vollzogen und von Individuum mehr oder weniger kritiklos akzeptiert. Mancher der mittleren Jahrgänge hingegen, sieht sich im Zustande der eigenen Umkrempelung, der Einordnungsversuche seines inneren "Ich", zur außergewöhnlichen Umwelt, und er sieht sich den geistigen Einflüßen dieser Umwelt, den handlungsmäßigen Einwirkungen dieser Umwelt, auf sein inneres "Ich", mit den verschiedenartigsten Reaktionen, gegenüber.

Das sinnlich wahrnehmbare und aufgenommene Tagesgeschehen, "der Tagesablauf", wird von dem, der nicht allzu gleichgültig "in den Tag hinein lebt", zu vergleichenden Vorstellungen in den Stunden der "Abschaltung", in den Stunden der Muße, weiterverarbeitet. Oft ungewollt und nicht in konzentrierter, bewußter Arbeit, aber, wie man zu sagen pflegt, "man kommt nicht

/580/

Bemerkung für den Zensor:

Diese schriftstellerische arbeit kann nicht mit der Waage der Rechtsparagraphen gewogen werden.

Unterschriftkürzel

/581/AE 3

davon los"; "es läßt einen nicht aus"; "es geht einem nicht aus dem Sinn".

Und die eigene Haltung, die eigene Reaktion zum Geschehen des Tages, wird dabei einer geistigen Selbstbeobachtung unterzogen, wobei mein äußeres "Ich", mit meinem inneren "Ich" – man könnte es auch Gewissen nennen – eine Art Zwiegespräch hält und mein inneres "Ich", auf Grund dieser "Unterhaltung", dann seine Position bezieht. Eine Position, die ich für mich als "beruhigend" oder als für mich "beunruhigend" registriere. Und je nach diesem, meinem psychischen Zustand, spüre ich dann ein Mitschwingen des physischen Befindens.

Klätzt ein Mensch – wie ich zum Beispiel - die innere Ruhe und eine gewisse innere, beschwingte Ausgeglichenheit, oder, um ein geflügeltes Wort aus meinen Vorkriegsjahren zu gebrauchen, die "innere stille Heiterkeit", über alles, dann wird er – und ich spreche aus gründlicher Erfahrung – alles daran setzen, nun die innere Unordnung, wieder zur Ordnung zu gestalten, zumindest, es zu versuchen.

In welche innere "Hexenküche" ein Mensch jedoch im praktischen Leben kommen kann, dessen eigene Handlungs-

/582/AE 4

Freiheit durch höhere Gewalt gebunden ist, gibt dieses Kapitel wieder. Mit einem Beispiel will ich es im allgemeinen umschreiben:

Ein Blatt Papier; darauf Eisenfeilspäne gestreut.

Kreuz und quer liegen diese kleinen Eisenstückchen im wirren Durcheinander.

So sieht es bei mir aus, wenn mit die innere ruhe fehlt, wenn ich vergeblich bemüht bin, Ornung in die Dinge meines Innenlebens zu bringen.

Fahre ich nun aber mit meinem Magnet unter dieses Blatt Papier, dann ordnet sich im Bereich des magnetischen Kraftfeldes sogleich dieses Durcheinander an Eisenfeilspänchen zu einer – fast möchte ich sagen militärische ausgerichteten – Ordnung.

Was nützt mir aber allen Ordnenwollen, wenn meine Erkenntnis nicht in Handeln umgesetzt werden kann, wenn ich diesen Magneten nicht bedienen darf, ja wenn ich selbst sogar nur ein solcher Eisenfeilspan bin, der in dieses Kraftfeld eingeordnet ist. Wenn mich stärkere Kräfte daran hindern, gemäß meinem Willen zu handeln und darüber hinaus, gemäß einer staatlichen Befehlsgebung, mein Handeln teilweise sogar in dem Entgegengesetzten zu

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meinem inneren Wollen zu stehen hat; zu einem Wollen, daß gemäß der Wahrnehmung meines Gefühlssinnes, aus den Bereichen der ethischen Werte zu entspringen habe, will ich als Individuum, innere Ruhe und inneren Gleichgewichtszustand für mich, alleine schon aus der mir triebhaft zukommenden Egoistik heraus, buchen können.

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(1)

Ich bin weder Philosoph, noch Physiker. Aus Lust und Liebe zur Sache beschäftigte ich mich nach Art interessierter Laien, zuweilen sowohl mit der einen, als auch mit der anderen Materie. Es bereitete mit Vergnügen und es war lehrsam zugleich. So wie der Briefmarkensammler von Zeit zu Zeit seine Sammlung durchstöbert. Gerne kaufte ich mir ab und an ein besonders empfohlenes Werk, welches sich mit diesen Fächern befaßte, und dann konnte ich so recht wie ein abseitiger Büchernarr darin schwelgen. Es war für mich das gleiche, wie Sonntagvormittaggottesdienst, für fromme Kirchenbesucher; ein verlangendes Suchenwollen nach dem absolut Gültigen, nach den wahren Dingen, nach dem höheren Sinn des Seins. Wohl wissend, daß ich nur bis zu einer sehr bescheidenen Grenze werde vordringen können, aber ein jedes Wenige nur an neuen Erkenntnissen, befriedigte mich schon zutiefst. Dieses neugierige Wissenwollen haftet mit viele Jahrzehnte schon an, und vielleicht gehe ich recht wenn ich sage, solange ich überhaupt zurück denken kann. Freilich in diesen beiden besonderen Fächern lag das beginnende rege Interesse, erst in späteren Jahren und wurde oft durch längere Pausen unterbrochen; sei es durch die hastende Schnelllebigkeit des beruflichen Alltags, die jedwede Muße zur Sammlung raubte, oder auch gar zeitweilige Unlust, hervorgerufen durch dörperliche Müdigkeit und Schlappheit, ketztlich besonders zur Zeit der argentinischen Sommer.

Schon mein Religionslehrer in der Linz a/Donau, legte den Grund für meine zeitweilige besondere

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>Kantvorliebe<. Der evangelische Pfarrer – gebürtiger Ostpreuße – war in Sachen des >Königsbergers< geradezu Spezialist und es ist erstaunlich daß es ihm gelang, in unseren Bubengehirnen ein solch mitgehendes Interesse zu wecken, für eine Materie, welche gar oft selbst den Erwachsenen langweilt. Er Jedenfalls brachte es lebensnahe, mit vielen Beispielen aus dem Tagesleben eine Buben, gewürzt.

Mein Jugendfreund, heute Prior eine Prämonstratenserklosters in Deutschland, liebte damals, wenn ich es so recht betrachte, die >Philosophie aus der Technik<. Aus seinen zahlreichen Brückenbau-Konstruktions-Skizzen, muß er die Ästhetik und Ethik das Schöpfungswillens mit erschaut haben; denn immer neue Entwürfe und Ideen gebar er, und wir freuten uns beide über die Schönheit der Linie. Wir besuchten in jener Zeit gemeinsam eine höhere technische Schule. Er trat dann zum geistlichen Stande über. Ich freute mich sehr, von ihm, zu Händen meines Verteidigers, in das Gefängnis nach Israël freundliche Grüße geschickt zu erhalten. Und ich bedanke mich für sein freundliches Gedenken, und weiß daß ich eine antwort auf meine Arbeit von ihm bekomme. Sei sie positiv oder negativ, gleichermaßen sei er dafür bedankent. Ja, mein lieber Frater Bernadus, da magst Du mal sehen, wie es einem Menschen ergehen kann. Solches hätten wir uns nicht tträumen lassen, als wir das letztemal in der abtei Hinsdorf beisammen waren und noch viel weniger früher im Schloße zu Traun, oder in der >Höheren< in der Goethestraße, in Linz.

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Der Krieg war ausgebrochen. Ich kaufte mir die >Kritik der praktischen Vernunft<; in Reclam-Ausgabe, denn so konnte ich diese >Kritik< in meinem Waffenrock bergen. Nicht aber könnte ich sagen, ich hätte Kant selbst in reiferen Alter zu jeder Zeit gänzlich verstanden, denn dazu reichte mein Verstehen zuweilig nicht aus. Ich bemühte mich, daß in mir aufzunehmen, was ich durch ihn nun auch zu erkennen können vermeinte, um danach mein Leben zu leben.Mit der Philosophie erging und ergeht es mir so, wie mit dem Bund, an dem sehr viele Schlüßel hängen; und immer suchte und suche ich einen passenden, für verschlossene Türen, zu finden. Manchesmal passt solch ein Schlüßel sofort, ein anderesmal muß ich auch langmächtig suchen. Zuweilen muß ich mit, und auch ohne Geschick, selbst noch ein wenig dran feilen.

Man sagt, es sei der Philosophie trotz jahrtausenderlanger Bemühungen noch nicht gelungen, eine allgemein anerkannte Linie zu finden, die alle philosophierenden Geister einigen könnte. Denn bisher gab es zu jeder Erkenntnis >wenn< und >aber<. Der eine äußerte seine Bedenken sanft und voll Kummer, andere wie Schopenhauer zum Beispiel, zogen zuweilen auch forscher vom Leder. Solcher Gerede aber vermag offenbar den Pilosoph nicht aus seinem Gleichmut zu bringen. Denn was bereits allgemein anerkannt würde, so argumentiert er, habe mit eigentlicher Philosophie nichts mehr gleich, da es ja dann ein allgemeines wissenschaftliches Erkennen, bindendes Gültiges, sei. Freilich dachte ich oft, mein Gott, wie schön müßte

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es sein, dem Sucher nach letzten gültigen Dingen, wahres Wissen geben zu können. Aber es ist nichts als höchstens ein Glauben an ein vermeintliches Erkennen, je nach Vorstellung des einzelnen. Glücklich ist schon derjenige zu nennen, der sich ein Weltbild zurecht bauen kann, darin aufgeht und seine innere Befriedigung aus dieser Vorstellung erhält und dieses für sich als vorläufig gültig betrachtet.

Das Suchen nach Wahrheit, daß wird ein Ende nie haben; denn nichts hat ein wahres Ende im Sein.

Würde ein Ende es geben im Sein, und wir wüßten darum, dann wären wir satt von der Wahrheit und traurig zugleich.

Und ohne dem Hunger nach der Wahrheit, würde keiner mehr suchen. Und das menschliche Leben aber, wäre um vieles noch schwerer.

Heute verwirft er, was gestern nach Gültigkeit hatte.

Und heutiges Erkennen, wird morgen vervollkommt.

Dies ist das Werden.

Ein Ende jedoch findet er nie auf die Frage: was ist die Wahrheit der Dinge?

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(2)

Nicht sehr zahlreich so denke ich, sind die Fälle denen das Schicksal eine solche Konzentration des Schauerlichen vor Augen geführt hat, wie gerade mir. Und es hat mich bis jetzt obendrein all dieses als Mensch überlesen lassen.

Den Krieg mit seinem Grauenhaften und das Nachkriegsgeschehen; vor allen, dann auch die Mühen des Existenzkampfes in Übersee, weniger die physischen Belastungen durch Klima und all des Ungewohnten – dies trifft auf Tausende zu – als vielmehr die psychische Last, bedingt durch die Anonymität der Person; die Entführung aus Argentinien schließlich, und den darauf folgenden Monsterprozess gegen mich.

Ich habe mich selbst oft gefragt, wie ich dies alles habe überstehen können, ohne selbst Hand an mich zu legen, um endlich alles mit dem gnädig zudeckenden Tuch einer freiwilligen und gewollten Daseinbeendigung als Mensch, zu verhüllen.

Aber dadurch, hätte ich Schuld zugegeben, die ich nicht hatte noch habe. Und in dem Maße ich mich in die Philosophie flüchtete, wurde meine Neugierde, mein Wissenwollen, immer größer als die mich umfangen haltende augenblickliche Not; stets gewann ich sodann an Abstand von dem Leide des Alltages, und nichtig erschienen mir meine persönlichen Sorgen. Und ich erkannte, daß es für mich kein Ende gäbe und ebenso wenig ein Nichts. In fernen, fernen Endlichkeiten wird die Zeit sich wieder im Raume verlieren; aber ich weiß zugleich, daß für mich abermals neue >Zeiten< bereit sind. Und dann erkenne ich, wie die gebundene Enge des Augenblicks mich verläßt. Das Leid des Tages

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Flieht, nur ich bleibe umstrahlt vom belebenden Glanze, mich ewig beschützender Sonnen.

(3)

Ich war von Kindheit an, in protestantischer Erziehung aufgewachsen. Und als ich längst schon in der SS, ja fast drei Jahre schon im Sicherheitshauptamt war, hing ich noch immer in konservativer Verharrung dem Glauben meiner Väter an.

Erst im Laufe des Jahres 1937, meldete ich aus freiem Willen und aus eigenem Antrieb, meinen austritt aus der evangelischen Kirchengemeinde, bei irgend einer Gerichtsstelle in Berlin-Neuköln an. Es waren keine politischen Überlegungen; ich konnte ganz einfach den Inhalt der Bibel nicht mehr als daß gläubig für mich betrachten, was sie vorgab vermitteln zu können, nämlich die gültige Wahrheit der letzten Dinge. Ein zürnender und rächender Gott war mir unvorstellbar geworden; solches schien mir zu menschlich, keinesfalls göttlich.

Und je mehr ich damals forochte, umso lockerer war das Gefüge, was ich bis dahin als etwas Fundamentales betrachtete. Ich glaubte zu erkennen, das daß, woran ich bis dahin glaubte, das Ergebnis der streibaren, rechthaberischen und eifernden Kirchenväter der ersten Jahrhunderte der neuen Zeitrechnung war die sich , welche jenes, welches Christentum genant ist, zurechtphilosophierten.

Sei es das Trinitätsdogma oder die Vielzahl

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der anderen Dogmen. Sei es der Streit um die Göttlichkeits- oder Menschlichkeitsthese Christus betreffend, mit dergleichen mehr.

Auch die Luhter-Melanchthon‘sche Reformierung dieses philosophischen Gebildes fußte weitgehend auf dem Geistesgut der klassischen Philosophen des alten Griechenlands, ebenfalls vermischt mit anderen Religionsphilosophien. Und nachdem auch die evangelische Kirche kein Wissen vermitteln konnte, sondern die Seligmachung im Glauben verkündete, glaubte ich, daß es sicherer und einfacher sei, wenn ich mich küftig allein mit meinem Herrgott zusammen fände, ohne mich der Vermittlung evangelischer Pastoren zu bedienen, zumal auch sie den menschlichen Schwächen unterworfen watren, genau so, wie auch der Protestantismus selbst Menschenwerk ist.

Daran hat sich bei mir bis heute nichts geändert und wird sich nichts ändern.

Außerdem hat auch die Luther-Melanchthon‘sche Lehre genügend Unheil über die Menschen gebracht. Oder sollte ich mich irren, wenn ich z. ? die Geschichte des dreißigjährigen Krieges betrachte?

Als ich während des Prozesses gegen mich in Jerusalem vereidigt wrude – als Zeuge in eigener Sache – sollte ich nach üblicher Gepflogenheit, mit der Hand auf die Bibel den Eid leitsten. Meiner Überzeugung gemäß erklärte ich, daß ich auf die Bibel nicht schwören werden, sondern bei Gott, denn ich sei gottgläubig;

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Dieses stimmt, denn das bin ich. Aber ich vermag nicht zu personifizieren. Ich glaube an eine allwaltende und allmächtige Schöpfungskraft, Lenker dessen was war, was ist und was kommt. An "das Gott"! Und ich der Mensch, bin gemäß dessen Wollen und dessen Toleranz ein Mitfließendes im Fließen des Werdens, in unserem Sein.

--

Ich bekam von einem protestantischen Pastor i.R., Paul Achenbach einen Brief, den er am 11. September 1961 schrieb. Er lautet u.a.:

"An den Angeklagten Eichmann, z.Zt. Israel.

… Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß Ihre Auffindung in der weiten Welt für Sie persönlich zugleich Gottes Gericht, aber wenn es zu einem Schuldbekenntnis käme, auch Gottes Gnade bedeuten könnte.

… Ihre moralische Schuld haben Sie, soweit ich sehe, nicht geleugnet. Sie suchten dieselbe aber wohl zu verkleinern.

… Wenn ich mich jetzt mühe, Ihnen innerlich ein weinig weiterzuhelfen, dann tue ich das, im Angesicht der Ewigkeit, vor der sie stehen.

… Ein offenes, wahrhaftes, aufrichtiges, alles umfassendes Geständnis vor Menschen, wird auch von Gott in der oberen Welt aufgenommen. Ein solches kann nicht nur für Sie, sondern auch für unser unter Gottesgericht stehendes zweigeteiltes deutsches Volk, ungeahnte Auswirkungen haben – im Blick auf Begnadigung von Gott her." (175)

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Des weiteren spricht der Schreiber von einer Studienreise, die ihn nach Israel führte, von seinem Besuch im Gerichtssaal während des Prozesses gegen mich, vom "jüngsten Gericht" und vom Teufel als Ankläger und anderes mehr.

Ich habe darauf folgendes zu sagen:

"An den Pfarrer Achenbach, z.Zt. Bad Krozingen.

Ich wüßte nicht, daß ich Sie darum gebeten hätte, sich meinethalben abzumühen.

Ihr versuchter Druck auf mich, meinerseits Schuld zuzugeben (worum Sie den Inhalt Ihres Briefes nach zweifellos die rechtliche Schuld meinen, da Sie an anderer Stelle, von moralischer Schuld sprechen), wo solche nicht vorliegt, weise ich als eine namaßende Nötigung Ihrerseits, zurück.

Ich darf Sie sowohl auf mein Schlußwort, als auch auf das Kreuverhör meines Verteidigers, im Falle des Zeugen der israëlischen Anklage, des evangelischen Probstes zu Berlin, Grüber, hinweisen.

Ich empfehle Ihnen ein eingehendes, einschlägiges Quellenstudium, eher Sie predigend Ihren Mund zur Nötigung öffnen. Ich fürchte, daß sonst Ihr "Teufel" am "Jüngsten Tage" sich darüber freuen könnte, daß Sie sich wegen versuchter Verleitung eines Angeklagten zu falscher Aussage, schuldig gemacht haben.

Ihre inquisitorischen Eigenschaften, sind mir nichts Neues, wenngleich ich wahrheitshalber

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Feststellen muß, daß gottlob nicht alle protestantischen Geistlichen so sind, wie Sie, wo keine rechtliche Schuld vorliegt, laße ich /2 Zeilen gestrichen, unleserlich/ mich auch durch Sie nicht dazu zwingen, solche zuzugeben, nur wenn es Ihnen so paßt."

(4)

Ich sagte, daß ich freiwillig zur SS gestoßen sei. Dies stimmt auch. Und die Gründe die mich bewogen, nannte ich schon.

Welch eine Fülle innerer Kämpfe standen mir noch bevor. Ich konnte es auch nicht annähernd ahnen. Einem Schwimmer war ich vergleichlich, der in ein Tang- und Schlingpflanzengewässer gerät und nunmehr bestrebt ist, herauszukommen aus diesem Durcheinander, um wieder klare Wasserbahn zu gewinnen.

Das Gewässer war – zum Vergleich – für mich die SS; das Durcheinander in daß ich geriet, war jenes Konglomerat, welches die damalige >Weltanschauung< in Wirklichkeit bildete. Da die Grenzen des Gedanklichen dieser Anschauung ich möchte einmal sagen, auch mit den Grenzen und Interessen des >Reiches< endeten, würde man diese trefender und genauer mit >Reichsanschauung< zu bezeichnen heben.

Und hätte ich in jener Zeit den Rat meines Religionslehrers befolgt und in diesem Gedanken-Durcheinander, zum Zwecke der Gewinnung einer freien Gedandenbahn, Kant‘sche Erkenntnisse weiter bedacht, wer weiß, wie sich meine innere Konfliktstellung ausgewirkt hätte. Ich weiß, es ist müßig mit >hätte< und >wenn< zu bedenken, denn Tatsache ist, ich tat es ja nicht. Eine Weile versuchte ich noch, Kant‘sches Fordern meiner damaligen national-

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Sozialistischen Überzeugung anzupassen, und ich muß sagen, es ging eine zeitlang recht gut. Freilich immer nur in dem bescheidenen Rahmen des auffassenden Vermögens meines Gehirnes.

Dann aber kam der Augenblick, wo es zum Sprung kam und jegliches Einpassenwollen vergeblich war; jene Zeit, wo selbst ein wenig Sophisterei, deren ich mich – wie könnte ich es leugnen – zur abrundung des Ganzen oftmals bediente, hier nicht mehr half.

Es waren die Zeiten, in denen mein Chef mich als Berichterstatter zu den verschiedenen Tötungsstellen befahl.

Ich aber ließ es, dies muß ich sagen, in der Folgezeit an jener Gesinnungsethik fehlen, die man füglich von einem Menschen hätte erwarten können, der sich mit solchen Gedankengängen überhaupt schon befaßte. Aber, es ist nachher stets leicht zu reden und zu rechten, denn da waren es auf der anderen Seite auch wiederum äußere Bande, denen ich mich zu unterwerfen hatte. Denn abgesehen vom Eid, den ich getreu zu erfüllen bestrebt war, hatte mich meine zuständige Behörde nach meiner Versetzung im Spätherbst 1939, über das Wehrmeldeamt zur Kriegsdienstleistung bei der Geheimen Staatspolizei verpflichten lassen.

Einer solchen Verpflichtung hatte ich mich zu beugen, denn solches war damals, - wie heute in ähnlichen Fällen, - gültiges Gesetz, dem der einzelne sich auf legalem Wege nicht zu entziehen vermochte.

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Aber wie sah nun mein Schlingpflanzengewässer, das damalige Konglomerat meiner Anschauungen, mit dem ich mich abplagen mußte innen, aus. Ein Schuß nationaler Egoismus, verment noch mit Selbstsucht. Dazu kam etwas romantischer Idealismus, auch fehlte zuweilen ein wenig vernünftige, nüchterne Sachlichkeit nicht, um die Dinge gegenständlich zu sehen. Im übrigen ging sie bald auf, im kollektivistischen Denken und noch vorhandene individualistische Tendenzen wurden diesem, gemäß dem geschworenen Gehorsam, nach und nach geopfert. Die Unvernunft der Staatsführung sah ich zuweilen, wenn sie ihre besonderen Blüten trieb und flüchtete mich, weil ich mit meinem Idealismus nicht mehr weiter kam, endlich und letztlich in einen materillen Naturalismus hinein. Die Grundtendenz aber wurde trotz allem stets pessimistischer. Meine persönlichen Lebensanschauungen dievergierten zwar mit einem Teil der gepredigten offiziellen >Weltanschauung<, aber allmälig nahm ich so ziemlich dann alles vorläufig einmal in mir auf, was sich so bot. Freilich, eine bedingungslose innere Aufnahmebereitschaft und ein fanatisches Wollen für alle nationalsozialistischen Ziele konnte ich nicht aufbringen, denn dazu reichte es in einem Herzen voll Zweifel, wohl nie.

Meine klare innere Anfangslinie nach meinem Kirchenaustritt konnte ich nicht mehr in ihren Konsequenzen weiter verfolgen. Ich arbeitete zwar in mir und an mir, wie der "Schopenhauer‘sche Bergsteiger", der den ungesicherten Berpfad ohne Bergführer erarbeitet, dafür aber das Gefühl der Freiheit bekäme. Und es ist sicher, daß es mir in normalen Zeiten gelungen wäre,

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hier auch die von mir stets erstrebte, ausgeglichene innere Ruhe und Sicherheit zu erlangen.

Aber ich war in eine außergewöhnliche Zeit und in außergewöhnliche Umstände hineingestellt worden, wofür bisher Gültiges und Praktiziertes nicht nicht erprobt war.

Meine persönliche Arbeit an mir, wurde überlagert und verdrängt durch totale staatliche Maßnahmen von einer Art die ich verwarf, und denen ich selbst, gegen meinen Willen, unterworfen war. So kam es zur Spaltung zwischen meinem inneren Ich, mit dem ich nur noch zu einem kleinen Teil meiner Führung dienlich war, und zu meinem äußeren Ich, welches ich fast gänzlich der Führung hingab, denn es war Krieg. Ich trieb eine Art gewollte und bewußte Schizophrenie.

Dieses Gespaltensein wurde ausgelöst durch mein Nichtverstehenkönnen, im Hinblick auf die Art der Behandlung von unbescholtenen Zivilisten durch die damalige deutsche Staatsführung, ihre Anmaßung gegenüber den Zivilisten ausländischer Staatsangehörigkeit in sonderhordt, und danach das Nicht mehr mit kommen können bezüglich staatslicherseits befohlenen Massenmordes an den Juden.

Da ich jedoch damit nicht direkt befaßt war und mein Handeln an der Mitwirkung der Deportation weder meinem Willen entsprach, noch von mir aus abgestellt werden konnte, ich solches überhaupt nicht einmal zu beeinflußen vermochte, lagen meine Hemmungen, der Hauptsache nich bei meinem inneren Ich.

Mein äußerer Mensch, zwar ohnedies gebunden, gehorchte eidgetreu der Staatsführung, denn Deutschlands Feinde hatten sich, so wurde es uns gepredigt und wir sahen es auch, zum Ziel gesetzt, mein Vaterland zu vernichten. Und gemäß meiner damaligen Auffassung über Fahnen- und Diensteid, kam für mich nur der legale Weg im Hinblick auf Änderung meiner Kriegsdienstverwendung in Frage. Denn der Vernichtungswille unserer damaligen Feinde, appelierte auch trotz der Tollheiten der eigenen Staatsführung, an mein damaliges vaterländisches Gewissen.

Der Fehler, abgesehen vom grundsätzlichen, war, daß mich meine damalige Führung an einen für mich vollen ungeeigneten Platz stellte, den ich von mir aus nicht zu wechseln vermochte, es sei denn, über den Weg der Desertation. Den Weg aber lahnte ich ab.

Dies alles aber schuf in mir eine innere Zerrissenheit; das gerade Gegenteilige von dem, was ich als Gleichwertig, ja besser noch als den verlorenen Jugendglauben, fast schon vermeinte, mir erarbeitet zu haben.

Dieses Vermeinen lag in den Jahren 1937 bis Ende 1939-

Aber ab dieser Zeit sank die Kurve der inneren ruhe sehr steil nach abwärts. Und wäre ich um diese Zeit noch in einer Kirchengemeinschaft gewesen, so hätte auch diese an meinem inneren Zustande nicht zu ändern vermocht, noch an meiner äußeren Bedingung.

Es war die Zeit nach dem ich zum Geheimen Staatspolizeiamt versetzt wurde.

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Dabei hatte ich noch nicht einmal mit jenen charakterlichen Hemmblöcken zu kämpfen, wie Neid, Habgier, Grausamkeit, Haß oder Rache. Davor war ich dank meiner Jugenderziehung und dank der Tatsache, daß ich die Arbeit an mit selbst, zu keiner Zeit gänzlich aufgab, gefeit.

Dafür aber sah ich den Tod an allen Ecken und Enden jetzt, in seinen furchtbaren Formen.

Die einzige Erkenntnis, die ich auf Schritt und Tritt in jener Zeit bestätigt fand war, daß die Welt, in der ich als Erscheinungsform Mensch zu leben hatte, nie und nimmer die beste, sondern nur die allerschlechteste sein mußte, die man sich denken konnte.

Ich hielt das Menschsein für sinnlos, denn so sehr ich auch forschte, ich konnte bei dieser Massenvernichtung der Menschen, auf Freund und auf Feinseite keinen höheren Sinn im Walten der Natur mehr erkennen; ja nicht einmal eine ganz gewöhnliche Nebenabsicht vermochte ich zu erdenken.

Und im Stillen beneidete ich die Träger des gelben Budha-Gewandes, denn dieser versuchten aus der pessimistischen Einstellung zu den "Dingen der Welt", für sich wenigstens noch das Beste herauszuholen, und taten solches offensichtlich – im Gegensatz zu mir – mit Erfolg.

Und wenn ich alles so recht bedachte, was hatte ich noch einige Jahre vorher, für ein sonniges, frohes Gemüt; unbeschwert, optimistisch, ohne irgendwelche Konflikte, --

Meine harmonische Ausgeglichenheit wich

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In zunehmeden Maße der Disharmonie einer inneren Verkrampfung und mir blieb als einziger eruhigender Trost, daß andere, mir noch bevorstehende Welten, auf keinem Falle schlechter sein können, als die von mir jetzt als Mensch zu Durchstehende; eine Welt der aufgezwungenen Komplexe. Aller Voraussicht nach aber – so überlegte ich weiter – weil sich höheres Schöpfungswalten nicht im Negativen verlieren könne, müßten nach meiner Erkenntnis, kommende Lebenswelten daher zwangsläufig bessere sein; denn von allem organischen Leben ist mir keines bekannt, daß vorsätzlich Schlechtes, statt Gutes setzt; ausgenommen der

Mensch. –

Beweisen freilich konnte dieses – mit den guten und schlechten Welten – niemand, aber trostreich war‘s doch. (Und zu meinem Pessimismus gesellte sich während des Krieges ein gehöriger Schuß Fatalismus; welch letzteren ich bis heute nicht abstreifte). Solches ergab dann für mich immerhin einigen Hoffnungsschimmer. Und so sher war ich von solchen Gedanken verhaftet, daß ich für meine Person beispielsweise nur dann während der Bomebenangriffe den befohlenen Unterstaand aufsuchte, wenn ich mich dem, aus Gründen der Disziplin nicht glaubte entziehen zu können.

(5)

Mein Egoismus und meine Selbstsucht, galten in ihrer eigentlichen Bezogenheit und in bewußter Hinsicht zum weitaus übrwiegenden Teile meinem Volk und meinem Vaterland. Es war richtiger gesagt, nationaler Egoismus.

Die Initialzündung hieß "Versailles"; daran läßt

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Sich nichts ändern. Dieser einmal in Umlauf gekommene Motor, wurde durch meine Umgebung weiter angetrieben. Meine haltungsmäßige Einstellung zum Nationalsozialismus, volk und Staat, wurde aus der Situation heraus geformt, die mich umgab.

Die weitere Formung meines Verhältnisses des "Ich" zum "Reich", verlief ab nun in jenem Bereich, indem nach und nach der nationale Stelbsterhaltungsgedanke die Dominante spielte, und der letztlich in der gepredigten These: "Recht ist, was dem Volke nützt", gipfelte.

Selbstsucht leitet den Menschen als einer seiner Haupttriebe, denen er unterworfen ist, von Anfang an. Seit jenen fernen Zeiten, da er als Einzelgänger noch, oder schon Hordenweise, persönlichen Krief und Kampf gegen alles zu führen hatte, um überhaupt sein Leben behalten zu können.

Später, viel später vereinigten sich dan die Menschen teils unter Druck, teils ohne solchen zu einer Gemeinschaft, zum Staat. Sie leisteten dem Stammes- oder Staatsführer Gehorsam; in diesem Kollektiv wurde ihnen ihre Existenz offenbar besser garantiert, als sie solches früher je schaffen konnten. Was das Oberhaupt ihres Gemeinschaftswesen für richtig hieß, war füglich gut, alles andere war schlecht. An dieser Einstellung hat sich bei den verschiedenen Formen des menschlichen Gemeinschaftslebens bis heute im Wesentlichen nichts geändert.

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/602/AE 22

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Die Untergangsprophezeihungen des eigenen Volkes bei nichterfüllter Pflicht, welche von der Staatsführung propagandistisch ausgestreut wurden, glaubte man; auch ich glaubte sie. Und so unrichtig war sie im übrigen auch gar nicht.

Stelbstverständlich wollte auch ich die Unrechtbeseitigung von Versailles; wollte die Beseitigung der vielen katasrophalen Folgen dieses Diktates. Ich gehörte auch zu jenen, die ein großes und freies und starkes Reich erhofften und ersehnten. Dessentwegen hatte ja auch ich damals alle meine Lebensbequemlichkeiten, denen ich nachhängenkonnte aufgegeben. Und ich war der Meinung, daß ein starkes Reich, mit einem geeinten Volk alleine schon die Garanten dafür wären, daß diesem Volk und Reich gegenüber, dann ein anderer als der "Versailler-Respekt", an den Tag gelegt worden wäre.

Aber durch die Nichtachtung alles Nichtnationalsozialistischen, in dem Zertreten jedes anderen Willens und Wollens durch den Unduldsamkeitsfaktor der nationalsozialistischen Reichsregierung, eine Tatsache die ebenso bedauerlich wie schmerzlich ist, entstanden in der Folgezeit notwendigerweise die Komplikationen und Katastrophen, deren Traurigkeit wohl in ihrer Größe, bisher einmalig in der Geschichte dastehen.

Ich glaube, es gab nur wenige, welche der Meinung gewesen waren, die Parolen und Drohungen der Kampfzeitredner, würden nach der Machtergreifung, zur Wirklichkeit werden. Vielmehr

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dachten doch alle, daß die von der Führung nach der Revolution versprochene Evolution , für bare Münze zu nehmen sei. Und daß dann ein friedliches Nebeneinanderregieren im Kreise der europäischen Völkerfamilie anheben würde, nachdem die Einsicht der anderen Seite, zu Konzessionen deutscherseits führen werde, womit dann im Laufe der Verhandlungen alle schwebenden Probleme, auf dem Verwaltungswege ihre Erledigung finden würden.

Ein "tanzender Kongress" sollte fröhliche Urständ feiern.

Aber leider zeigte sich hier die unvernünftige Intoleranz, gepaart mit machthungrigem Ehrgeiz seitens der Führungsspitzen des Reiches. Dies ist eine Tatsache, die nicht zu umgehen ist. Ihr Vorgehen war vergleichlich, den mächtigen Volksbeherrschern der alten und teilweise nicht mittleren Zeiten. Sie bedachten dabei aber nicht genugsam, die mittlerweile außerordentlich fein verästelten Bindungen und Beziehungen in kultureller, wirtschaftlicher und politischer Hinsicht, welche das Leben der Völkerfamilien untereinander regelten und von denen sie abhängig waren; und daß hier eine jede Störung dieser empfindlichen Maschinerie zu Konflikten führen mußte. Vielmehr waren sie von ihrer Macht dämonisch besessen und nicht achtend, das besonders gefühlsgebundenem Denken unserer Zeit. Sie waren stehen geblieben, ja sie schraubten wieder zurück, in das absolutistische Denken der "Herrenmoral".

Es waren rückläufig betrachtet, ohne jede zwingende Notwendigkeit, Hasardeure, die da leichtfertig

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Glück und Freiheit der Natinen in ihnr Spiel warfen. Ich sage rückläufig betrachtet, denn mein damaliges Eigenurteil war zufolge meiner untergeordneten Stellung welche ich in der Hierachie, bekleidetet, ein recht beschränktes.

An Informationsmaterial stand mir freilich mehr zur Verfügung, als den damaligen Durchschnittszeitgenossen, aber Kontakt mit den hohen Führungsstellen hatte auch ich keinen. Meine persönliche Meinung war uninteressant und ist es bis zum Mai 1945 geblieben.

Daß ich zu einem unbedingten Bejaher zu allen Maßnahmen der ehemaligen Reichsregierung geworden wäre, dies erlaubte mit der von mir gepflegte Rest, des über alles hinüber geretteten romantischen Idealismus nicht. Ehner ich mit dem Nationalsozialismus Bekanntschaft machte, war dieser der mich ausfüllende Hang; ja noch mehr, er gab mir jenes Gefühl, welches in mir freudhafte Glücksvorstellungen hervorzuzaubern in der Lage war. Es hatte nichts zu tun mit der Burschenschaftsromantik. Eher noch möchte ich ihn als einen primitiven romantischen Idealismus bezeichnen; ein Zustand, in dem ich mich der Naturschwärmerei, ohne Grenzen und Zügel, frei hingeben konnte und in ihm ein wunderbares Gefühl der inneren Ruhe erlangte. Und ich schäme mich selbst nicht einer Umdrehung der Worte, wenn ich sage, ich hatte den romantischen Idealismus eines Primitiven. Denn ich war damals

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Jedenfalls unverbildeter und glücklicher daran, als später, wo ich mich im Sumpfe der inneren Unfreiheit befand und mich mit einem halben Dutzend und mehr der verschiedenen Anschauungen herumzuschlagen hatte.

In die Reste dieser schönen Erlebniswelt, konnte ich mich dann flüchten und tat es zuweilen auch, wenn ich mich hinten und vorne, nicht mehr auszukennen glaubte, und mit nichts mehr zurecht kam. Es war eine Art Medizinschrank, den ich mir hielt. Und ein Adalbert Stifter und Peter Rosegger, bereiteten mir Genuß. Während all der Jahre in Berlin lag auf dem Schreibtisch meines Privatzimmers, Roseggers reizende Gebirgsheiligenabendbeschreibung "Als ich noch ein Waldbauernbub war". Ich habe sie oft und oft gelesen. Ein völlig anspruchsloses Geschichtchen, aber sollte jemand mit Nein-, Habgier- oder Machtgedanken liebäugeln, dann lese er diese Erzählung; bedachtsam und mit der Ruhe des Bergbauern.

Die jungfräuliche Schönheit des Böhmerwaldes, die wohltuende Stille des Alleinseins in der Welt der Gebirge und die von mir in diese Bereiche hineingelegten und hineingedachten Überlegungen und Vorstellungen über das Werden des Seins im Laufe der Zeiten, und meine eigenen Beziehungen zu diesem Werden, ließen mich mit dem Versenken in diese Welt, alle Doktrinen und mich verdrießendes Gegenwartsgeschehen vergessen.

Selbst heute noch, im Gefängnis zu Israël

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Greife ich zu dieser erprobten Methode zurück; denn das Gefangensein und Gefangenendasein, bringt nun einmal eine solche Fülle von Ungelegenheiten mit sich, daß ich schon oft und oft dem Tag nach der Nacht grau war, der mich ihm auf‘s neue erleben ließ.

Es gibt keinen Zweifel, daß der Tod besser ist, als die Gefangeschaft, aber der Mensch tut gut daran, seinem Schicksal nicht auszuweichen. Und jedenfalls sind die Kräfte aus diesen herrlichen Vorstellungswelten jeweils stark genug gewesen, mich stets noch "auf andere Gedanken zu bringen". Aber ich will ja jetzt nicht von meinen gegenwärtigen Gefühlen sprechen, sondern mich in die vergangene Zeit zurück zu versetzen suchen. –

Daß ich solche "Ausflüge", zur inneren Ruheherstellung, zur inneren Gleichgewichtshaltung benötigte, war sicherlich ein Zeichen, daß da etwas nicht in Ordnung war. Dieses ist sicher. Aber ich konnte daran nichts ändern, denn ich war weder Ursache, noch Wirkung; auch ich war zum Spielball der Zustände geworden. Ich mußte ja selbst oft gegen mein Wollen, gegen meinen Willen gehorchen.

Die meisten der Befehlsempfänger von damals sagten sich – wenn es wieder einmal gegen ihren Strich ging – "Ach was, habe der Teufel den Satansbraten; ich habe meinen Dienst zu schieben und hinter mir die Sintflut". Ich will offen genug sein und zugeben, daß auch ich mich mehr als einmal, hinter dieser Beruhigung auslösen sollenden Pille verschanzte. Nur, es war ohne jede innere Wirkung.

/608/AE 27

Daher verlor ich mich lieber in meine zwar stets konfuser werdenden Betrachtungen. Freilich hatte er etwas für sich, der Standpunkt der Realisten, denn er nahm die Dinge eben entgegen, wie sie sich ihm boten. Ich verfügte aber nicht über die Robustizität des Gefühls, welche dazu vonnöten gewesen wäre. Natürlich konnte auch ich aus meinen schwärmereischen Liebhabereien beraustreten in die Wirklichkeit, auch ich konnte meine tausend Bedenken einmal verlassen und dann zweifelsohne manche Fortschritte feststellen. Es gab da zum Beispiel keine Arbeitslose mehr. Es wurden Werte geschaffen in baulicher Hinsicht; auf dem Gebeite der Produktion, welche wieder angekurbelt war, ob die Art der Arbeit und die Vehemenz mit der sie vorwärts getrieben wurde, im Hinblick auf die Mißtrauenssteigerung, den Neid und die Habgier des Auslandes, vom Vernunftstandpunkt aus diktiert wurde, dieses konnte ich damals nicht beurteilen, denn daran dachte ich nicht einmal. Heute muß ich solches füglich bezweifeln. Wenngleich es ja eigentlich eine innerdeutsche Angelegenheit war und auch geblieben wäre, hätte unsere damalige Führung nicht in ihrer Unvernunft ihren "Justamentstandpunkt" derart säbelrasselnd vertreten; ein Unterfangen, welches unsere Nachbaren kopfstutzig machen mußte. Die Behandlung der Judenfrage, durch die damalige deutsche

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Regierung tat ein übriges, um Abkapselung und den Boykott gegen Deutschland zu festigen.

Und Anfangserfolge verführten die Spitzen des Reiches, zu leichtfertigem und unüberlegtem Tun, präsentiert in immer neuen Forderungen. Gleichwohl mußte endlich auch nach Danzig vom Zaune gebrochen werden. Und diese Stadt sollte zum Schicksal Deutschland und seines Volkes werden.

Schuld an dem ganzen unheilvollen Entwicklungsprozess hatte aber nicht nur die damalige politische Führung, wenngleich sie die entscheidende Verantwortung trug, sondern auch die deutsche Hochfinanz jener Zeit. Sie schürte und trieb genau so, wie die internationale Hochfinanz, dieses steht außer Zweifel.

(7)

Nun, wie die Dinge einmal lagen, gab es vieles, zu dem man bejahend stehen konnte; aber mindestens ebenso vieles geschah, wo einem Menschen wie mir, nur das Eintauchen in andere Welten, die Flucht aus dem Alltag ernöglichte. Dieses ewige Suchen und Dochnichtfinden, zerriß mich mehr, als ich mir davon Erleichterung erhoffen konnte. Und der Schluß: nachdem ich doch nicht entscheiden konnte, dann ganz "untertauchen", im kollektivistischen denken. Im Denken nit der Masse. Die

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Masse war für mich damals die SS. Sie war ferner die gesante NSDAP und will man weitergehen, der Großteil des deutschen Volkes, daß ja im Wesentlichen auch nicht gefragt wurde, und nicht anordnete, und auch nichts abstellen konnte.

Hier im Kollektiv war die Gelegenheit, als Einzelpersönlichkeit zu verschwinden und sich ideologisch gleichzufühlen mit dem Massendenken. Ich fühlte mich nicht unwohl bei diesem Gedanken, denn es lag mir ohnedies, - zu keinem Zeitpunkt meines Lebens, von mir aus ein höheres Maß an Verantwortung zu übernehmen, als ich ein solches zur Existenz meiner Familiie glaubte übernehmen zu müßen. Darüber hinaus aber kein Quäntchen mehr.

Mit irgendwelchem Ehrgeiz oder gar Machthunger war ich nicht ausgestattet. Möglich, daß ich daher auch meistenteils mit allen Kollegen, Kameraden und Vorgesetzten, gut auskam; denn ich war im ihren persönlichen Ambitionen zu keiner Zeit je ein Hindernis gewesen. Möglich, daß ich dieserhalb schließlich auch vier Jahre lang auf meinem Oberstleutnant sitzen blieb, während Kameraden, mit denen ich lange Zeit gleichrangig war, inzwischen zu Generalen befördert wurden.

Möglich, daß ich aus diesem Grunde auch mit dem jüdischen Funktionären, mit denen ich zu tun hatte, gut auskam und

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sie mit mir.

Ich sage "möglich", denn wissen tu ich gar nichts.

Freilich das Kollektiv war nichts anderes als ein militärisch durchgegliedertes Instrument; mehr oder weniger scheint straffste Ordnung und System, allem Kollektiven eigen zu sein. Kritikloses, blindes Gehorchen, Disziplin und Opferbereitschaft. Dafür versprach das SS-Kollektiv im Frieden materiell gesehen eine Sicherung der Existenz, im Kriege den sehr möglichen Tod.

Hat man sich einmal mit dem kolletivistischen Denken abgefunden, dann ist es ein relativ bequemes Leben; ich meine jetzt weniger vom Standpunkt des leiblichen Lebens, sondern ich habe dabei das Inneleben im Auge.

Freilich verlangt ein solches Denken schließlich und endlich eine gewisse Oberflächlichkeitsbereitschaft. Der eine bringt dazu von Haus aus die Neigung mit, dem anderen wird solches, ohne daß es ihm noch recht bewußt wird, anerzogen und der dritte – ich möchte es einmal bildlich ausdrücken – flüchtet sich sogar in diese Bereitschaft hinein, weil er – egoistisch wie er nun einmal denkt – der Meinung ist, dergestalt jeder inneren persönlichen Problemstellung, mit all den zermürbenden Zweifeln, die ihn nie zur Ruhe kommen lassen wollen, entrinnen zu können. Das weltliche Kollektiv nach Art der SS, verlangte die befohlene Arbeitsleistung und die Bejahung

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zur "Weltanschauung des Nationalsozialismus". Da diese aber noch etwas völlig Unausgegorenes, von allen möglichen Erkenntnissen und Vorstellungen Zusammengetragenes war, gab es eigentlich so recht auch keinerlei geistige oder "weltanschauliche" Aufsicht, die Vertiefungen in diesem Bekennen hätte feststellen oder fördern können; die da lenkend und leiten hätte Geistesgut nach bestimmtem Plane vermitteln können. Freilichm da gab es die Ordensbürgen, auch die SS-Junkerschulen. Einmal aber waren diese Einrichtungen, zeitbedingt, auf rein kriegsmäßige Belange abgestellt und zum anderen, waren es Nachwuchsangelegenheiten. Um die Probleme der "Alten", kümmerte sich keiner. Hätte sich schließlich und endlich auch keiner zu kümmern brauchen, da weder ich noch andere, Ammenhilfe verlangten. Aber in dem Maße, in dem die Staatsführung von der herkömmlichen Rechtsnorm – wie sie sagte nur für die Kriegsdauer – abwich und sich nachträglich dazu sogar die Genehmigung durch den Reichstag hatte geben lassen, in dem Maße, konnte der sonst keiner Ammenhilfe Bedürftige, dann sehr wohl nach einer regulierenden Aussprache Verlangen haben, besonders dann wenn er gegen seinen Willen zu einer Behörde versetzt wurde, die soche Rechtsnormab-

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weichungen, in exekutive Bahnen zu leiten hatte.

Aber die Kardinalforderung war eine einzige und sie hieß: gehorchen.

Einjeder hat in Zeiten des Krieges irgendwie zu gehorchen, gleichgültig wo er hingestellt wird; dies ist überall so.

Ein Loslösen aus diesem Kollektiv, so etwa wie seinerzeit aus dem Kirchenverband, solches gab es jetzt nicht mehr. Ich hätte es jedenfalls auch solange nicht getan, als Feinde mein Vaterland kämpfend bedrohten. Das einzige war ich tat, waren meine Bemühungen, an einer anderen Stelle des Kollektivs eingesetzt zu werden. Etwa an der Front oder wenigstens in der allgemeinen Polizeiverwaltung. Es war zwar ein Kollektiv, aufgebaut auf dem "Führerprinzip". Aber das verpflichtende sture Gehorchenmüssen in allen Dingen und das Warten auf die jeweiligen Befehle und Anordnungen, nahm jeden Persönlichkeitswert, beziehungsweise ließen ihn einmal zufolge des Zwanges und im Verlaufe der Gewohnheeit, unter dem Einfluß des Trägheitsgesetzes, zur Verdrängung gelangen.

Mir war es recht so, denn nun ich ohnedies nicht mehr Herr meines Willens war, bedeutete soches für mich die einzige Zufluchtsmöglichkeit um den ohnhin fruchtlosen Problem- und Komplexlösungsversuchen, aus dem Wege zu gehen.

Ich habe die Erfahrung gemacht, daß wenn man schon in einem grausamen Gegenwartsgeschehen schicksalsbedingt leben muß, und nicht recht

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Regulator sein kann,sondern Regulierter ist, dann die kollektive Einordnung immer nich leichter zu ertragen ist, da anders das Einzelwesen mit "sich und den Schwierigkeiten", überhaupt nicht mehr fertig werden kann. Freilich erfährt das individuelle Denken eine Zurücksetzung zugunsten des Gruppenbewußtseins, dieses aber ist in Zeiten des Krieges, für den sensiblen geist eher von Vorteil, weil ihm Denkvernachlässigung und Verantwortungsaufteilung, vor der Wucht des seelischen Druckes einen gewissen Schutz bietet.

Das Kollektivumfangene Bewußtsein, eingespannt in Forderungen und Befehlen verliert zwar an Persönlichkeitswerten, aber auf diese verzichtet der einzelne oft ohnedies mit tausend Freuden, denn nur im Fortfall all der vielen seelisch beslatenden Punkte, kann das Individuum überhaupt noch bestehen. Es sei denn, es hadele sich um Menschen denen ein Abweichen von der Rechtsnorm, häheren Sinn, oder überhaupt nur einen Sinn oder irgend eine Verpflichtung bedeuten würde. Solche aber glaube ich, sind doch nur in einer verschwindenden Minorität vorhanden.

Ich fand aber das Kollektivverhaftetsein in Anbetracht der Umstände und Zustände noch als das einzig Lindernde und nahm daher alle kollektivbedingten Nachteile in Kauf. Es ging mir so, wie dem im technischen Kollektiv lebenden Zeitgenossen,

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dem das elektrische Licht plötzlich ausgeht. Solch ein in der Masse Verhafteter stellt dann lediglich fest, ob es nur bei ihm alleine ausging, oder ob er dasselbe im Nachbarhause auch feststellen kann. Ist er nicht alleine das Opfer der Verdunkelung, dann wird er zwar murrend und schimpfend feststellen, daß diese ewigen Störungen eine eminente Schweinerei seien, er wird sich aber schließlich resignierend in sein Schicksal fügen, in der Überlegung, daß er soch machtlos ist und als Einzelmensch nichts mit Erfolg dagegen unternehmen kann. Er wird sich auch erkundigen, warum dieses notwendig sei, oder wieso es entstehen konnte; ja er wird unter Umständen Vorschläge machen, wie solch Unliebsames, künftig in Fortfall kommen könnte, er wird auf den Schaden hinweisen, der durch solche Maßnahmen entsteht, und was dergleichen noch mehr sein mag. Das Resultat solcher Bemühungen, hat man bei seinem zuständigen Elektrizitätswerk ja mehr als einmal gesehen.

Da könnte man nun einwenden, schön, dann trete ich aus diesem technischen Kollektiv aus, kaufe mir eine Petroleumlampe und bin frei. Bescheidener zwar, aber dafür unabhängig.

Ja, in normalen Zeiten ist solches ganz schön und gut. Aber in Kriegszeiten gibt es eben weder Petroleum noch Kerzen, in den Städten; und der eventuellen Absicht, seinen

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Wohnsitz auf das Land zu verlegen, um freier leben zu können, ist ebenfalls ein Riegel vorgeschoben, durch eine mehr oder weniger straffe Einschränkung der Freizügigkeit für jedermann, für die Dauer des Krieges.

Nun, es gab auch einige wenige, die warfen den Laden hin und machten überhaupt nicht mehr mit; sie stellten sich gegen das System. Die Folgen sind ja bekannt; das Ergebnis ebenso.

Während meiner SD-Hauptamtzeit bis 1938 fiel mir öfter Freimaurerliteratur über Giordano Bruno, dem ehemaligen Dominikanermönch, der im Jahre 1600 wegen Ketzerei den Scheiterhaufen besteigen mußte, in die Hände. Seine pantheïstische Lehre widersprach den Prinzipien der damaligen Kirche.

Abgesehen davon, daß ich kein "Giordano Bruno" war, hätte eine allfällige öffentliche Opposition meinerseits, - etwa gegen die Art der Lösung der Judenfrage, - das gleiche Ergebnis insoferne gezeitigt, als ich verschwunden und unschädlich gemacht worden wäre; ein anderer Befehlsempfänger wäre an meine Stelle gerückt.

Es ist natürlich heute ein leichtes Reden, "der Mensch ist stets Herr seines Willens; Wahrung der Persönlichkeitswerte; etwas Gesinnungsethik" und dergleichen mehr. Auch mir schwebte einmal die Freiheit des Individuums vor; auch ich stand einmal gegen jede geistige Versklavung. In Wunsch- und Tagträumen

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Konnte ich mich zeitweilig daran berauschen. Aber dann mußte ich erkennen und konnte sagen, versuche es einmal jemand in der Praxis. In Mitten eines mörderischen Krieges, unter einer totalitären Staatsführung als Befehlsempfänger.

Welch ein Unterschied ist hier zwischen Theorie und Praxis. /19 Zeilen gestrichen, unleserlich/ Das willensmäßige Wollen des Einzelnen, nämlich die Verwirklichung des in ihm seienden Sittengesetzes, stößt bei dem Versuch der praktischen Anwendung, in Konsequenz des Erkennens, auf eine unüberwindliche Mauer. Denn durch Umkehrung der Werte seitens der Staatsführung, wurde das Umkerungsergebnis zum neuen, "sittlichen Gebot" erhoben. Was aber ist sittliches Gebot, wenn es durch die Staatsführung zu etwas Variabelen gemacht werden kann, und den politischen Wünschen der Staatsführung untergeordnet wird, statt daß es umgekehrt wäre und die Führung des Staates sich diesem Gebot unterwerfe

Was also ist Recht?

/Die Staatsführung zwingt seine Exekutive, das Einzelwesen zu vergewaltigen. Und welchen wesentlichen Schutz hätte der Befehlsempfänger, wenn er gemäß seinem Gewissen überhaupt handeln könnte. Und was noch wichtiger, welchen praktischen Erfolg hat das Wollen des einzelnen Befehlsempfängers, wenn er nach seinem Gewissen nicht handeln kann, da die Staatsführung pare gebietet. Was nützt bloße Erkenntnis und der Wille allein, wenn die Tat keine Wirkung zeigt? – gestrichen/ Und niemand kann sagen, daß solches nur in totalitären Staaten geschehe. Auch die westliche Hemispäre lieferte und liefert Beispiele genug.

--

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Kaum aus anderen Gebieten bezieht der nicht an Konfessionen Gebundene, soviel ihn befriedigendes Material gegen Willkär, Unvernunft und Abweichungsbestrebungen von der Gesetzesnorm, wie gerade aus dem Gebiete des materiellen Naturalismus, wenn er die Dinge von einer höheren Warte aus besieht.

Der Blut- und Bodengedanke, das Weiterleben im Blute der Nachkommen,das Geborgensein im Schoße der Sippe, sind solange keine schlechten Gedanken, solange sie nicht von Überheblichkeitsvorstellungen begleitet sein. Aber trotzdem können auch sie den geist, der mehr wissen will, der suchend weiter treibt, nicht befriedigen; ich sagte schon einmal, es sind Werte innerhalb des Geviertes der Grenzen des Reiches, Gültigkeit habend. Fragestellungen Logos und Leben im Sinne einer allwltenden Ordnung, und damit solche nach dem höheren Sinn allen organischen Lebens überhaupt, finden damit keine Beantwortung. Es sei denn mit Sophisterei; damit kann ich ja schließlich sehr vieles beantworten; aber es kommt dann oft einem Trugschluß recht nahe, wenn es nicht solch einer ist. Als kleinliche, menschliche Torheit muß der im materiellen Naturalismus auch nur kurz und flüchitg Hineinsehende, beispielsweise alle Rassenvorurteile und Rassendiskriminierungen bezeichnen.

Man frug mich einmal während des Prozesses gegen mich, ob ich Antisemit gewesen sei.

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Ich konnte diese Frage frei und gerade heraus mit einem Nein beantworten und dafür Beweise erbringen. Wäre ich es gewesen, dann hätte ich sicher dafür auch meine "Gründe" gehabt und dann würde ich solches auch erklärt haben. Natürlich war ich – und dieses sagte ich auch – für eine Lösung der Frage zwischen Wirtsvolk und Gastvolk, nun die Komplikationen durch eine gezielte Propaganda seitens des Wirtsvolkes auf eine Spitze getrieben wurden, die angeblich nicht mehr sang- und klanglos aus der Welt zu schaffen war, und da diese Angelegenheit schließlich zu eienm unverrückbaren Dogma erhoben wurde.

Aber einmal schwebte mir eine politische Lösung vor und zum anderen hatte ich keiner Rassenvorurteilsgefühle.

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(9)

Ein Walten schuf das all und im All manifestierte sich das Walten; und dem Menschen kommt im Geschehen des Seins weder eine bevorzugte Sonderstellung zu, noch ist er das "Ebenbild Gottes", er kann es nicht sein, denn dazu fehlt ihm die Allmacht.

Die Natur ist das Sein und der Menshc ist darin ein kleines Partikelchen. Kaum erst von der Natur geschaffen, schon maßt er sich an, korrigierend tätig werden zu wollen. Nein, dieses ging gegen meine Überzeugung.

Verlautete man seinerzeit Solche Gedankengänge,

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etwa die "Blutschutzgesetze" betreffend, in Verbindung mit materialistisch- naturalistischer Überlegung, dann konnte ich hören, daß es ein Abschwenken in transzendentale Welten wäre und ein Verlassen der staats- und gegenwartsbejahenden Lienie. Natürlich stand auch ich auf dem boden des Gegenwartsbejahenden und in vielen Dingen auch konnte ich von einer Staatsbejahung sprechen, schon aus Gründen der Selbsterhaltung meines Volkes. Aber die Tötung von Zivilisten, die konnte ich allen nationalsozialistischen Bekenntnissen zum Trotz, in keiner Form ordnend unterbringen.

Unreife Geister waren am Werk, um einer Häufung von Begriffen und Vorstellungen, den Klang von Ewigkeitswerten aufzudrängen. Aber selbst nach einem gewonnenen Kriege, hätten diese zusammengebrauten Postulate, einer umfassenden Art Renaissance bedurft und unr unter Erarbeitung gänzlich neuer und innerlich auch wirklich befriedigender Ziele, hätte man von einem etwaigen Weiterbstand dieser Bewegung überhaupt sprechen können. Wenngleich ich auf der anderen Seite der Überzeugung bin, daß es der damaligen Staatsführung sogar gelungen wäre, selbst Zivilistenmord, durch entsprechende psychologische Beeinflussung, bei dem Zeitgenossen moralischen Druck solange zu kompensieren, solange der einzelne noch nicht in jenes

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Lebensalter einer abgeklärten Überschau eingeteten sein würde, die ihn vor propagandistischer Vernebelung feit.

Die Masse wäre ihr auf jeden Fall erlegen. Man hat es ja anderwo praktiziert und erlebt.

Solche Gemeinschafts-Systeme aber sind als naturwidrig abzulehnen. Und man sage nicht, das nationalsozialistische System würde einen Einzelfall darstellen. Der Beispiele sind viele. Ja ich möchte behaupten, daß die wenigen Fälle, in der Geschichte, wo dem einzelnen Gemeinschafts-System solches nicht nachzuweien ist, weil es ihm an entsprechender Gelegenheit dazu gefehlt hat.

Es ist einer der menschlichen Urtriebem der Kampf aller gegen Alle und er wird solange dauern, bis sie nicht alle eines Tages "in ein und denselben Topf gesteckt werden".

Das einzige, worüber ich mich wundere ist, daß sich zu diesen eigentlich doch recht überlebten System, selbst Nobelpreisträger und die übrige Crème der Wissenschaften bekannten und bekennen; ihnen folgten und folgen; von geringen Ausnahmen abgesehen.

Freilich, es ist schwer, wenn man in einem Atemzuge damit bedenkt, daß es selbst einem Platon nicht gelang den Tyranen Dionysios, zur Verwirklichung seiner Staatsführungsreformvorstellung zu gewinnen. Und auch Platon mußte erkennen, daß die Staatsführung mächtiger ist als selbst der Weise und daß sie auch dessen ethisches Handelnwollen paralysieren kann.

Nein, es ist richtig: ändern kann

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der einzelne einen Zustand, den auch das Wollen der Masse im guten Glauben mit herbeigeführt hat, nur in den allerseltensten Fällen. Wenn man nun selbst ein Teilchen solch einer Masse war und das Sein dazu beitrut, daß ein solcher Zustand eintreten konnte, den man später für verhängnisvoll erkennen mußte, dann macht sich solch einer mit Recht Selbstvorwürfe. Es nützt zwar auch nichts, denn Geschehenes läßt sich nicht ungeschehen machen und man konnte die Zielrichtung nicht ahnen. Und wenn nun jemand, - dem unter der Diktatur im Rahmen des Kollektivs, Funktionen übertragen waren, die er auszuführen oder auszuüben hatt – nun plötzlich nach Zerschlagung der kollektivistischen sicherheit alleine und ganz auf sich selbst angewiesen ist, dann tritt eine ebenso plötzliche Leere ein. /2 Zeilen gestrichem unleserlich/Ein Zustand in dem er logischen Denkens oder Handelns noch weniger fähig ist und in welchem er nach der Überwindung des ersten Schockes, nach Überwindung jenes Zustandes, in dem er sich unterhalb jeder Lebenswillensgrenze befindet, alles Unheil und alles Ursächliche, daß zu diesem Unheil führte durch vergleichende Überlegungen, jawohl auch vermischt mit Trugschluß und anderer Sophisterei, in seiner gesamten Ausschließlichkeit, zuerst einmal den Feinden zuschiebt, und nur sie alleine verantwortlich macht, für das Herausreißen seines Volkes, aus der existenzsichernden Geborgenheit, und schlechterdings

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für alles Negative, zu dem sie, seine eigene Regierung zwangen.

Erst viel später, bei nüchternerer Betrachtung erkennt er, daß die Feindseite nicht schlechterdings für alles und jedes Negative verantwortlich gemacht werden kann und langsam bekennt er sich zu einer etwas objektiveren Betrachtung der Dinge, und gibt unter dem Druck seiner inneren Fragestellung nach vermeintlichem Recht und Unrecht, daß auch nach außen hin zu, was er bezüglich dieser Überlegungen, gefühlsmäßig oder erkennend, schon zur Zeit der Macht seiner eigenen führer empfunden hat.

Aber erst ganz zum Schluß, beschäftigt er sich mit der Haltung seiner eigenen Persönlichkeit. Hier aber ist für ihn die Differenzierung der Wertungsgruppen, was vermeintliches recht und was Unrecht war, noch bedeutend schwieriger, da jetzt die Ausgangspunkte seiner Betrachtungen von einer Unzahl Faktoren beeinflußt werden, die ihn gewissensmäßig beschäftigten und jetzt erst recht beschäftigen. Sie reichen von der wirklichen oder vermeintlichen Verpflichtung, der er unterworfen war, bis in das Gebiet der Psychologie hinein. Ganz besonders dann, wenn es sich um eine Kollektivangelegenheit, politischer Natur handelt. Die frage der Willens- und Handlungsfreiheit ist hier nicht nur ein Berg, hinter dem er sich verstecken kann. Sie ist auch ein sehr reales und entscheidendes Faktum.

Einfacher freilich müßte eine jede solche Betrachtung bei ehemaligen Befehlsgebern sein.

Eines ist richtig: es läßt sich annehmen, daß im Verhältnis zur Masse aller Beteiligten nur in den selteneren Fällen

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eine Übertretung des sittlichen Gebotes, in Handlungen welche zur Kriegszeit geschehen, vom befehlsempfangenden Einzelindividuum initiativ und von sich heraus ausging. Die Staatsführung selbst war es, die solches befahl; das Staatsoberhaupt; der eigene Polizeichef; der unmittelbar vorgesetzte Gerichtsherr. Diese befahlen.

Ich selbst stehe auch heute, nach wie vor – bezüglich meines Falles – auf dem Standpunkt, daß mich eine Schuld im juristischen Sinne, in keinem Falle trifft.

Und dies ohne jede Sophisterei!

" –

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Ich gehörte nicht zu jenen, welche nach dem verlorenen Krieg nun alles von heute auf morgen von sich warfen und sich opportunisische lauthals zur demodratischen Umerziehung und Entnazifizierung behkannten und sich als unfreie Verführte hinstellten. Ich halte selbst heute noch die Form, wie solches durchgeführt wurde, für einen Unfug, den sehr Schlaue, nicht geboren haben mochten. Ganz abgesehen davon, daß das Verhalten gewisser Mächte nach 1945, due Meinung aufkommen lassen konnte, als habe man den Teufel mit dem Belzebub vertrieben. –

Eine Flucht in die Philosophie alleine, hätte mich keinesfalls restlos befriedigt, auch benötigte einen guten Schuß an Tatsachen, die geeignet waren mein Vorstellungsgebäude, welches sich mir jetzt neu zu errichten hatte, zu stützen. Es war anfänglich ein schwaches Gebäuse, daß durch nationalistische Anwandlungen immer wieder zusammenbrach oder zusammen zu

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Brechen drohte. Meist waren esVorgänge politischer Natur, just in den Jahren der "Umerziehung" des eigenen Volkes, die mir dann jede Lust nahmen, an mir weiterzuarbeiten und die mich rückfällig werden ließen. Dann aber kamen Jahre gewisser Ruhe und ich fand keine allzugroßen Anstoßsteine; es waren die Jahre der ersten erfolgreichen Versuche, den Schritt in den Weltenraum zu tun, es waren die Jahre in denen sogar den Raketen einmal ein anderes Ziel gegeben wurde, als dichtbewohnte Städte der Erdbevölkerung.

Und in dem Maße ich mich immer intensiver mit meinen Gedanken befaßte, erhielt mein geplantes Gebäude, ohne daß es mir so eigentlich recht zum Bewußtsein kam, jedenfalls ein Fundament, daß meinen ansprüchen, die ich keinesfalls sehr hoch schraubte, genügte. Ich brauchte es jetzt nur noch zu festigen und auf dieses Fundament mein neues Gebäude zu bauen.

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" –

Will ein Mensch sich ein Haus bauen, dann muß er zu allererst einmal zusammenkratzen, was er an Geld oder Geldeswert hat, um dafür den Baugrund und das Baumaterial zu kaufen; denn nur die wenigsten Menschen können solche Auslagen als Nebenauslagen ansehen, die sie mühelos bestreiten können.

Dem kleinen Mann genügt ein bescheidenes Häus‘chen, denn seine Mittel sind beschränkt. Er kann es ja später, im Laufe der Zeit immer noch besser ausbauen. Er kann es vergrößern, durch Anbau oder Aufstockung. So, wie es ihm seine Vorstellung

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Und Möglichkeiten gestatten werden. Er hat inzwischen mit dem Spaten einige Probeaushebungen vorgenommen; er weiß wie das Erdreich beschaffen ist und wie er daher glaubt fundamentieren zu müßen. Auch umzäunt er seinen Bauplatz; er kapselt sich ab. Es ist ja nicht nötig, daß ihm alle Nachbarn zuschauen; sie würden ihn auch nur unnötig stören. Er beginnt jetzt einen kleinen Plan, oder auch nur eine Skizze zu fertigen und dann gedenkt er danach Ziegel für Ziegel zu setzen, nachdem das Fundament tragfest geworden ist. Ein Dach über den Kopf; Fenster und Türen werden eingepaßt und schon kann der Mensch, wenn Not am Mann ist, einziehen, denn die meiste weitere Arbeit, wird sich ohnedies jetzt im Inneren des Hauses abspielen. Sie ist bei fast jedem Wetter zu machen. Der äußere Verputz ist gegen die Unbilden der Witterung auch noch nötig, wenngleich nicht für alle klimatischen Zonen von gleicher Bedeutung.

Meine Frau und meine erwachsenen Söhne wollten in Argentinien ein Haus bauen. Eich hatte damals etwas freie Zeit und besuchte die Fachleute. Ich kam aus dem Stauenen nicht mehr heraus, was da alles zu beachten wäre und mit was man rechnen müßte. Wie sich die Kosten verteilen würden und welche gesetzlichen Bestimmungen vorgesehen seien. Die für mich zum Teil unverständlichen Fachwörter, komplizierten und verwirrten die Dinge immer mehr.

Ich sagte mir, bei solchen Schwierigkeiten kommen voraussichtlich weder meine Frau, noch meine

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Kinder, zu Lebzeiten zu einem Haus. Da setzte ich mich eines Tages hin, und machte eine Skizze. Im Maschinenbau wäre sie sicherlich irgendwie noch gnädig akzeptiert worden aber jeden Baupolier hätte sie in hellste Verzweiflung gebracht.

Dann fundamentierten und mauerten meine Söhne, und ich mit ihnen, und ich glaube in Jahresfrist stand der Rohbau fertig da. Nicht tagtäglich konnten wir arbeiten, dazu hatten wir keine Zeit. Samstags und Sonntags und sonst, wenn jeder gerade mal Zeit hatte. Und es ist nach Meinung der Fachleute, ein recht solides und fest gebautes Haus geworden.

Genauso ging ich mit dem Bau meines neuen Weltbildes zu Werke. Die Arbeiten und Schwierigkeiten waren ganz ähnlich, dem eben geschilderten Hausbau.

Hier stößt man beim Suchen nach der Wahrheit, nach der Gültigkeit der Dinge, nach umfassender Klarheit, auf eine solche Unmenge schulphilosophischer Überlegngen, Vermutungen, Erkenntnisse und Meinungen, daß man zu Anfang schlechterdings zurückschreckt.

Aber nach und nach geben die alten und neuen Weisen daß, was zur Sammlung zuerst vonnöten ist: den Abstand von den Dingen des Tages. Als ich diesen endlich hatte, da konnte ich anfangen zu mauern. Nur eines: bauen mußte ich hier ganz alleine

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Für mich. Mein Weltbildhaus hat sicherlich viele fachliche Mängel und Fehler. Ich habe es daraufhin noch nicht einmal überprüfen lassen. Auch das Haus, daß meine Söhne und ich bauten, hat einige fachliche Mängel, aber sie stören meine Familie nicht, denn die Statik wird durch sie in keinerlei Weise beeinträchtigt und es läßt sich recht schön in diesem Hause wohnen. Es interessiert auch einmal groß, ob sich da und dort, dieser oder jener Fehler eingeschlichen hat; die Hauptsache ist, daß man sich in einem solchen Hause wohl fühlt.

- " -

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-(12)-

Protagoras sagte vor rund 2.400 Jahren, daß er von den Göttern nichts wisse; er könne weder sagen daß es solche gäbe, noch könne er sagen, daß es keine gäbe.

Wir sind in dieser Erkenntnis bis zum heutigen Tage nicht um einen Schritt weiter gekommen.

Der eine glaubt an Gott; der andere nicht.

Wissen tut es keiner.

Ich glaube an einen Gott. –

Ich laß(sic) vor wenigen Jahren in Argentinien eine mich fesselnde Theorie über die Entstehung unserer Welten. Ein belgischer oder französischer Priester stellte sie auf.

Vor einem Zeitraum von etwa fünf Milliarden Jahren explodierte eine Kernbreimasse vorstellungsmäßig etwa in der Größe eines Würfel von mehrern hundert Kilometer Kantenlänge. Der modernen Astronomie und Physik sind solche Katastrophen nichts Neues.

Der Kernbrei wurde "verdampft". Mit gewaltiger Geschwindigkeit wurden diese "Explosionsdampfwolken" in den Raum geschleudert. Nach allen Richtungen stieben sie auseinander und ihre Geschwindigkeit nahm (und nimmt immer noch) zu, je weiter sie sich dem Explosionsherd entfernten. Die Rotation verlieh diesen

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Gasgebilden Form und Gestalt und die Abkühlung hatte Verdichtung zur Folge.

Und unsere Erde, als einer der Planeten unseres Sonnensystems ist ein ganz kleines Partikelchen, ein Stäubchen nur, in der gewaltigen Zahl der anderen Sonnensysteme im Rahmen "unserer Milchstraße", von denen es ebenfalls ungezählte noch gibt.

Soweit die Geschichte.

Nun, solches ist so undenkbar nicht und scheint durchaus verständlich; besonders nachdem der Menschheit selbst es bereits gelungen ist, solche Naturkatastrophen, im kleinsten und bescheidensten Rahmen, in Form von einigen Atombombenexplosionen während des letzten Weltkrieges, und danachfolgen Wasserstoffbombenversuchen, nachzumachen.

Bezüglich der Zeitbestimmung scheint es von seiten der berufenen Fachleute offenbar auch keine die Theorie umstürzenden sachlichen Einwände zu geben. Ja, sie ist darüber hinaus, wie man lesen kann, in etwa sogar kontrollierbar; Verfallszeiten, Halbwertzeiten und Strahlungsverlust; Umwandlung, z.B.: Radium in Blei; sie spielen in solchen Berechnungn mit ein(sic) Rolle. Aber nicht nur irdische Zeugen erzählen von längst vergangenem Geschehen, auch andere Sterne schicken uns laufend die Boten. Das auf uns kommende Licht ferner Welten, wird spektralanalysiert und Meteorteilchen wandern in Laboratorien.

Und so ergibt es sich, daß die Explosion, von der unserer kleine Geschichte erzählte, offenbar nicht einmal die einzige

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ihrer Art ist. Und zwar andere, gewaltigere Naturkatastrophen, den lumpigen zwanzigmillionen Grad Hitze, dem Helfer bei der Geburt unserer Welten, noch spottend. Und wir Menschen, inmitten unserer galaktischen Welten, erahnen supragalaktische Größen, die Bahnen des Raumes durchjagend.

Dies alles bewegt sich im Raum; im All, wie wir es nennen.

Einer bezeichnet als Raum das Insgesamt aller Getgend, in der die körperlichen Dinge auftreten können.

Der andere gibt zu dem Dreidimensionalen des Raumes an sich, die Zeit noch /2 Zeilen unleserlich gemacht/. "Er fließt"; "ununterbrochen und stetig sich ausdehnend."

Wieder andere sehen ihn rechtwinkelig und sie stehen im Gegensatz zu denen, die ihn gekrümmt wissen wollen.

Jene vertreten die Meinung, der Raum sei ein leeres und totes Nichts und er habe keine andere Möglichkeit, als ausgefüllt zu werden.

Und diese wiederum sagen, kein Zweifel, er hat eine Realität, wenngleich auch außerhalb unseres Geistes.

Ich meine, ein Nichts kann weder gekrümmt sein, ein Nichts dehnt sich nicht aus, es "fließt" nicht, ein "Insgesamt der Gegenden" ist immerhin

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auch ein Etwas, und daß(sic) worin etwas auftreten kann, ist folglich kein Nichts.

Ob die mir augenscheinlich bekannten Weltensysteme und darüber hinaus gemäß meiner ahnenden Vernunft weitere Welten auf die Art von stattgefunden(sic) Explosionen, wie eine solche meine Eingangsgeschichte aufzeichnete in dieses Etwas geschleudert wurden, eine Sache, die mir recht einleuchtend ist, und für meinen Hausverstand brauchbar erscheint, oder ob sich die Ordnung auf anderen Bahnen ursächlich vollzog, wird solange sicherlich unbekannt bleiben, bis eines Tages der Mensch diese Welten betreten kann und seine Untersuchungen an Ort und Stelle durchführen wird.

Als vorläufigen Endwert dieser Ursächlichkeit aber sehe ich, der Mensch, nunmehr das "Sein" und empfinde es. Dieses "Sein" unseres Weltensystems hat jedenfalls in einer "Zeit", die vor einer bis zehn Milliarden Jahren zu liegen kommt, konkrete Gestalt angenommen. Ein "Ist" kam durch einen Schöpfungsakt und zieht seine Bahn. /gestrichen: nach den Gesetzen des Makrokosmos/

Und hier setzt man den Beginn unserer "Zeit"; das "Sein" liegt in ihr.

In dieser "Zeit" erfolgt im ununterbrochenen Kräftestpiel der Natur, das sich stets vervollkommnende "Werden" des entandenen "Seins".

Alles "Sein" ist im steten "Werden"; und dieses

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(Irrtümlich ausgelassen)

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(Irrtümlich ausgelassen)

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ist es, was mich ganz besonders interessiert. Hier habe ich also für mein Vorstellungsvermögen etwas "Handfestes, Greifbares". Und ich hüte mich aus Gründen der Vorsicht, mich nicht zu sehr in andere Vorstellungsmöglichkeiten zu begeben, in der Sorge, ich könnte etwas relativ Sicheres dabei verlieren. Ich kümmere mich einfach um andere Seins-Auslegungen nicht mehr.

Es ist ja alles etwas unglaublich Fesselndes und Interessantes, aber wenn ich mir ein Haus bauen will, dann muß ich mich schließlich und endlich auch einmal für einen bestimmten Typ, für eine bestimmte Ausführung entschließen. Oh ja, es gibt eine ganze Menge schöner und herrlicher Formen, aber als "kleiner Mann", kann ich mir schließlich keinen Zwanzig-Zimmer-Palast bauen. Und was hätte ich von einem Palast, wenn nur die vier Wände hochgemauert würden und nicht mehr, weil die Finanzen erschöpft sind. Was nützt mir existieren wollenden Menschen, etwa ein glühender Gasball, eine halbflüßige Feuerkugel oder ein zwar schon fester Körper, der aber beschaffenheitsbedingt, dem organischen Leben keine Existenzmöglichkeit bietet.

/6 Zeilen gestrichen, ersetzt durch Text von Seite gegenüber: Was nützen mir ein halbes Dutzend anderer theorien; sehr schön, interessant aber leider unglaublich kompliziert und schwer zu verdauen./

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-(13)-

Das "Sein" ist ein einziges, großes ununterbrochenes "Werden", solange der Seins-Zustnad anhält; und das "Werden", ein immerwährendes, ineinandergreifendes und fließendes Übergehen von einem Seinszustand, über das Werden, in einen anderen Zustand des Seins.

Und dann war es eines Tages so weit, daß der Seins-Zustand unserer Erde geeignet war, organisches Leben zu geben und zu erhalten.

Pflanze; Tier; Mensch. –

Ob Haeckel, Darwin oder andere auf dem richtigen Wege der Deutung zur Lebenswerdung waren, ist schlüßig bis heute noch nicht bewiesen worden. Mir genügt es zu wissen, daß ich im Akte der Zeugung einem einzigen von etwa 150 Millionen Spermateilchen, welches als erstes das reife Ei im Mutterleibe befruchtete, meinen Eintritt als Mensch in das Dasein zuschreiben kann.

Ich, der Mensch, stamme aus einem gar reichen Hause; denn die Natur der ich angehöre, kann sich unglaubliche Verschwendung leisten; ich brauche mich daher um gar ncihts zu sorgen, sie tut es mit ihrem unendlichen Reichtum für mich. Und für mein "Werden" ist für das ganze "Sein" gesorgt und ein Fallen in´s "Nichts", das nicht existieren kann, ist unmöglich.

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Und Tatsache ist, ich stehe im "Leben" des "Seins"; und das "Leben" ist eine Werdens-Bestimmtheit des "Seins". Und solange aber das "Sein", "Leben" tragen wird, bin ich diesem ewigen Kommen und Gehen, diesem ewigen Stirb und Werde unterworfen. Solange einmal bin ich auf jedenfall unsterblich.

Dies aber ist es, was mich beruhigend an der Sache interessiert.

Und ich vermag nicht einzusehen, daß das Leben eine Last ist – obschon ich zur Zeit im Gefängnis sitze – auch vermag ich nicht zu erkennen, inwieferne man sich "vor dem Tode" fürchten solle, oder infolge einer mjutmaßlichen Endbestimmung alen organischen Lebens, von Angst geplagt sein muß.

Etwas, welches das naturgewollte Schicksal aller Menschen ist, kann nichts Schreckliches sein. Undenkbar ist es für mich, wenn ich den natürlichen Ablauf der Dinge betrachte, das Walten, welches uns Menschen in seinen Plan setzte, könne nur Nutzlosigkeit und Leid, zum Lose des Lebens bestimmt haben.

Freilich, es ist eine weise Vorsehung, die uns Menschen, nicht gerade als Menschen unsterblich werden läßt. Dies ist sehr tröstlich. Aber der Gedanke an die Fülle der Lebensformen, welche ich einem ehernen Naturzwang noch zu durchleben haben werde, stimmt mich heiter, glücklich und froh.

/646-647/ AE: 56

Daß wir als Menschen noch so viel an Leid und Sorge mit uns herumtragen und gegenseitig zufügen, liegt in der Unzulänglichkeit unser selbst. Auch der Mensch ist einer immerwährenden Verfollkommnungsentwickelung unterworfen, solange das "Werden" es vorsieht. Und noch stehen wir Menschen erst am Anfag unserer Formung und vieles, was uns Heutigen noch Ängste und Schrecken verursacht, wird durch den Schleifstein des "Werdens", geglättet.

Das Leid und die Drangsal der Menschen in früheren Zeiten, war vergleichlich, noch ungleich größer als heute. Und in künftigen Epochen werden unsere Nachkommen bei Anlegung des Vergleichsmaßstabes, genau dasselben behaupten, von uns.

Immer kann es und wird es zeitweilige Rückschläge, ja vermeintlihce Rückwärtsentwicklungen geben; doch was tut dieses zur Sache, bei Betrachtung der Ganzheit. Es ist ein trauriges Schicksal für in solche zeiten Hineingeborene; dies ist unleugbar. Und der Mensch sollte versuchen, kraft seines Könnens, dem Rückschlag zu steuern. Er vermag es schon längst /ca. 1 Zeile unleserlich gemacht, ersetzt durch Text von Seite gegenüber: ob er es endlich will, wird die Zukunft beweisen./

Ein gütiges Walten will jedenfalls keineswegs das Verderben. Dies beweist mir ganz deutlich, daß es mir, der ich mit in einem Teil des organischen Ablaufes der Dinge gestellt bin, das Gefühl für Freude und Herzlichkeit gab.

/648-649/ AE: 57

Und unmöglich ist das Wollen des Waltens, daß sein Geschaffenes, in Furcht, Angst, Zittern und Leid gar, verkomme.

So gesehen ist meine Auffassung, welche ich mir von den Dingen mache, freundlich und heiter. /Zusatz von Seite gegenüber, nicht genau plaziert: Und ich vermag nicht den Sartre´schen Standpunkt zu teilen, daß Leben, wie Tod, Absurditäten seien. Zwar gebe ich zu, daß sie unwichtig sind, sowohl Leben sie Sterben, von der Wartes des "Werdens im Sein" aus gesehen, soweit es mich, als Person anbelangt./

Ich habe den Anschluß wieder bekommen an Ruhe und Frieden; Werte, die ich in jüngeren Jahren schon einmal hatte.

Zwar beziehe ich sie jetzt aus anderen Bereichen; doch was tut dies zur Sache. Das Ergebnis alleine ist bestimmend.

Die Zeit dazwischen aber hätte mich mir einsparen können.

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Epikur sagt über den Tod, daß dieser, solange er lebe nicht da sei. Kommt er, ist Epikur nicht mehr da. Und Schopenhauer denkt den Tod nicht schlimmer als die Geburt.

Ich ergänze, halte mich zwischen Tod und Geburt, die ich nicht kenne, und sage, die Hochzeit mit meiner Braut zu feiern ist fröhlich; ein "neues Leben" beginnt dann für beide. Und der Tod tut nichts anderes, er führt mich zu neuen Leben.

/Zusatz von Seite gegenüber: Achtung! nicht neuem Leben, sondern wie ich es schrieb! (Mehrzahl)/

Aber der "Tod" des Organischen ist eine naturgesetzte Notwendigkeit, im Zuge der fortschreitenden "Werdung des Lebens" und dient der Vervollkommnung. Eine Umwandlung ist es zu Neuem, nicht mehr. Wozu also Angst und Besorgnis?

/650-651/ AE: 58

Tausend mal tausend Tode, ziehen mich in tausend mal tausend Leben; in seinen mannigfaltigsten Daseinsformen. Im ununterbrochenen Spiel. Solange, bis aus klimatischen Gründen, die Erde, welche mein jeweiliges Leben trägt und ernährt, mich nicht mehr erhalten kann.

Mit Erreichung der Existenzlosigkeitsgrenze für organisches Leben auf unserer Erde, fällt dieses wieder zurück in andere Formen des "Seins". Und hiermit wird der erste Kreis nun geschlossen, und weitere folgen. Bis abermals eine neue Ursächlichkeit zu neuen Beginnen /Zusatz auf Seite gegenüber: Achtung! Zu neuen Beginnen!!! (Mehrzahl)/ den Anlaß gibt. Denn nichts im All kann ruhen und stehen und alles ist stets im fluß. Und es gibt keinen Tod als solchen, weil es kein Nichts gibt. Denn das Gließen schließt sich in sich, um wieder zu fließen.

-(14)-

Wenn ich so dieses Gebilde betrachte, dann muß ich sagen, es ist eine Zeichnung die mich erfreut. Alles Finstere und Dunkle entschwindet und ich bin glücklich darüber. Einfach, in sich geschlossen, steht es mir stets vor Augen; anders hätte es im Gehetze des Alltags auch wenig praktischen Wert. Denn je mehr Zeit ich aufwenden müßte, um durch scharfsinniges Denken – falls ich mich dazu überhaupt aufraffen möchte – mein Weltbild vor mir zu haben, desto weniger würde es mir für den Hausgebrauch nützen.

So also kenne ich meine Rolle, welche zu spielen, im Ablauf der Dinge

/652/ AE: 59

mir zugedacht ist.

Dies gibt mir jetzt auch den Abstand vom kleinlichen Tagesgeschehen und alles gestern noch Schwere, ist heute entschwunden.

Es ist dies die wahre Freiheit; aus der Erkenntnis geboren, daß kein Menschentand mehr fähig ist, mir meine innere Ruhe zu rauben. Und damit ändert sich gleichzeitig meine Stellung von Mensch zu Mensch; sie wird eine andere. Heutere Aufgeschlossenheit, kein ängstliches Lauern, Vorurteilslosigkeit, kein Neid und kein Haß, sind mit die wichtigsten Pluspunkte. Zwar bin ich nach wie vor Egoist, doch diesmal nicht auf Kosten der anderen. Jetzt nehmen sogar die Mitmenschen, an diesem Egoismus auch für sie gewinnbringenden Anteil. Denn Streitsucht, Hader, Schwierigkeitsbereitung, Mißachtung, Verleumdung und wie die Litanei der Verdrußgründe da lautet, erlebt mangels ausreichender Begründung, Abschwächung in bisher nicht gekannten Größen.

Ich erfuhr in genügendem Maße die Auswirkung einer pessimistischen Weltbildvorstellung; als Gebärmutter vielen Übels kann man sie ruhig bezeichnen.

Und in folgerichtiger Auswertung dieses Erkennens, ist zerfleischender Kampf um souveräne Belange kleiner Sektoren, jene Zusammendrängung beherbergend, die als "mein Volk" genannt wird, von absoluter Unwichtigkeit geworden.

/653/ AE: 60

Es ist mir nationales enghorizontiges Denken und Verharren in demselben direkt zur Last geworden, die mich behindert.

Gegenseitiges Mißtrauen, Vorherrschaftsbestrebung des einen über den anderen, Wertung- und Klassifizierungsgruppen der Menschen, dies alles gehört fortan zum alten Gerümpel.

In Wahrheit, daß(sic) derzeitig immer noch andauernde und beigehaltene(sic) System im Zusammenleben der Völker, kann nur als eine tragische Lage der Menschen auf Erden bezeichnet werden. Und bei Fortdauer derselben, lebt der Mensch, bar jeder Hoffnung und Zuversicht, seine Erdentage dahin, ohne sie in glücklichere Bahnen verbringen zu können.

Denn was nützt dem einzelnen seine ihn befriedigende Weltbildvorstellung und was nützen Erkenntnis vom höheren Sinne des "Seins", wenn jeden Tag Kriegsgesetze in Kraft treten können und die Handlungsfreiheit des einzelnen, starr mit Beschlag gelegt(sic) wird.

Zahlreich sind die durch Jahrtausende erprobten Gesellschaftsformen, mit dem Ziel, mehr oder weniger befriedigende Systematik in das Zusammenleben der Menschen zu bringen. Aber wirklich gerecht werdend für heutige Verhältnisse, scheint nichts von allem Herkömmlichen zu sein. Freilich, wie überall, sind auch hier die Dinge in stetem Fluß. Und es läßt sich annehmen, daß was bei einer Gesamtbevölkerung von rund drei Milliarden,

/654/ AE: 61

ein dringendes Gebot der Stunde wurde, die Menschen zu einer Zeit, wo sie mit einer einzigen Milliarde dahin leben konnten, möglicherweise noch nicht zu interessieren gehabt hat. Und mir will scheinen, als seien Gedanken, die eine globale Lösung behandeln, umstnadsgemäß, glücklich und gut. Denn im "Werden des Seins", drängt alles zum Ganzen.

Warum der moderne Mensch sich einer solchen Lösungsform trotz zwei vernichtenden Weltkriege, bisher noch immer verschloß, dies scheint wie ein Rätsel. Vielleicht ist es eine Verkettung von mancherlei Ursache und Wirkung; und menschliche Starrköpfigkeit scheint mir dabei nicht eine der letzten zu sein.

Nun gut, die Kommenden werden es ändern; ohnedies werden sie nur noch ein bedauerndes Lächerln übrig haben, für unser Verhalten.

Haben wir Heutigen etwa kein mitleidiges Lächeln bezüglich der Haltung unserer Vordern, wenn wir an die Dutzende der deutschen Kleinstaaten denken. Noch Goethe fuhr nur wenige Stunden Postkutschenfahrt und schon war er im Ausland und anderen Gesetzen unterworfen. Dann aber räumte man eines Tages auf mit dieser Miniaturstaaterei. Und warum sollte solches für die gesamte Völkergemeinschaft nicht Gültigkeit haben.

Nach solcher Lösung wird sich von selbst dann ein friedliches Zusammenwirken der Menschen untereinander ergeben. Denn in politischer Hinsicht wird es solcherart zwangsläufig schon, zu einer Neutralisierung des Gegensätzlichen

/technische Bemerkung am unteren Rand unleserlich gemacht/

/655/ AE: 62

kommen. Und dem Alltagsgeschehen wird dann jene Bedeutung zuteil, die ihm billigerweise zur Lebensverbesserung eingeräumt werden muß.

Aufgabe der Länderregierungen, welche dann nur noch provinziellen Charakter haben, wird sein, im Verein mit der Zentrale, die Glücklichermachung der Völker der Erde. Und je eher ist solches erreicht, je mehr für die persönliche Sicherheit und Unabhängigkeit des Einzelmenschen gesorgt und jedwede Vergewaltigung desselben verhindert wird.

Bei gleichbleibender Tendenz aber wird trotz der schönsten Weltbildvorstellungen, die der Einzelne auch(?) haben mag, die Masse unweigerlich in die Daseinsangst der Primitiven so lange zurückfallen, bis ein äußerer, gewaltsamer Anlaß, zu solch einer Lösung dann zwingen wird, falls es sich dann überhaupt noch verlohnt.

/656/ AE: 63

/technische Bemerkung am oberen Rand unleserlich gemacht/

Denn bei ehrlicher Betrachtung der Lage ist es seit langen, langen Zeiten doch so, daß sich jeder selbst der Nächste ist. Trieblich bedingt; ein Urzustand. Alle diesbezüglichen Korrekturbestrebungen haben breiten und dauernden Niederschlag bisher nicht gefunden. Und nur eine Übernationalisierung der Völker, nimmt den nun einmal vorhandenen Urtrieben, wenigstens einen Teil der von Menschen durch die Nationalisierung künstlich geschaffenen, zusätzlichen Tummelplätze. Und solange des bei der Eigenstaatlichkeit, bei dem Unabhängigseinwollen des einen Staates vom anderen bleibt, solange wird der Standpunkt "Jeder ist sich selbst der Nächste", auch im nationalen Sinne, seine unausrottbare Bedeutung beibehalten, und in Zeiten des Kriegszustandes wird die Mehrzahl der Bevölkerung eines Staates auf jeden Fall, willig oder widerwillig, daß(sic) ausführen, was der Staat befiehlt. Geht solches nicht mehr auf gütlichem Wege, dann hat der Staat bereits dafür Vorsorge getroffen, dem Nachdruck zu verleihen.

Und alle sittlichen Forderungen mit denen der einzelne schwanger geht, alles ethische Wollen des einzelnen, bleibt Theorie, die praktisch keinerlei konkreten Niederschlag zu zeitigen in der Lage ist. Denn der Machtapparat des Staates, wälzt alle Erscheinungen handlungsmäßiger Natur, so sie seinem Ziel und seinem Wollen entgegenstehen, nieder.

Egal, ob Demokratie oder Totalitarismus, egal, ob Monarchie oder Republik.

/657-658/ AE: 64

Dies ist in Kriegszeiten jedenfalls die nakte(sic) Wirklichkeit, die durch nichts fort philosophiert, ja nicht einmal fort sophistiziert werden kann.

Es ist für einen Menschen verhältnismäßig leicht, von zu verwirklichenden Sitttengesetzen zu sprechen und dabei auch gegen einen staatlichen Machtapparat, als einzelner /Zusatz von Seite gegenüber: - gleichwohl er um die praktische Erfolglosigkeit weiß - / aufzustehen und lauthals zu sagen: "Hier stehe ich, ich kann nicht anders, als Euch zu sagen, daß(sic), was Ihr macht ist eine große Schweinerei, ihr seid Mörder, Verbrecher und Volksbetrüger und ich schreie es in alle Welt hinaus und ich selbst werde nicht einen Tag mehr für euch tätig sein", wenn der Betreffende entweder sein entsprechendes Alter so zwischen die Fünfzig und Sechzig mindestens, erreicht oder: keine Familie hat, oder: seine Familie wirtschaftlich so gesichert ist, daß seine diesbezügliche Sorgepflicht als unerheblich angesehen werden kann.

In allen anderen Fällen, wird das Individuum sich im besten Falle winden und wenden und letztlich doch die staatlich befohlene "Pflicht" tun. Die wenigen Ausnahmen bestätigen die Regel.

Und nicht zuletzt waren offenbar auch solche Überlegungen mit der Grund, wessentwegen beispielsweise die römisch-katholische Kirche ihren Geistlichen das Zölibat auferlegte. Der Bekennermut und der Wider-

/659/ AE: 65

stand in Zeiten der Bedrohung ethischer Werte, in Zeiten der Glaubensbedrohung, unbeschadet der Konsequenzen für die Person des Bekennenden, und unbeschadet der irdischen Nutzlosigkiet seines Opfers, wird durch solch eine Freiheit von Sorgepflichtbindungen, stärker und hartnäckiger.

Deswegen sagte ich, das Übel müße im Grunde, an der Wurzel, ausgerottet werden. Die Organisationsform, die den Menschen in solche Konflikte bringen kann müßte beseitigt werden. Nicht der Mensch hat sich der Organisationsform im Zusammenleben, anzupassen, sondern die Organisationsform, müßte auf den Menschen zugeschnitten werden. Dieses alleine scheint praktische Nutzanwendung auf Grund der bisherigen trüben Erfahrungen zu sein; das andere ist, glaube ich, Häretisches(?) Geschwätz. Wohl schön für die Stunden der inneren Erbauung, aber was nützt dies, wenn Mord und Vernichtung weiterhin staatlich befohlen werden können.

Und es ist für mich heute ein leichtes reden(sic), wenn ich sage, ich habe für mich mein Weltbild, daß(sic) mich befriedigt, endlich gefunden.

Ich bin inzwischen sechsundfünfzig Jahre geworden, und sehe die Dinge auch des täglichen Lebens anders als früher. Sterbe ich morgen, ist es gut; sterbe ich heute, bueno, dann ist es auch recht. Nicht von unbedingter Wichtigkeit bin ich mehr für die leibliche Existenz meiner Familie. Zur Not wird sie heute auch ohne

/661/ AE: 66

mich, zurecht kommen, Denn rund zwanzig Jahre ist seit dem Geschehen inzwischen alles älter geworden.

Der Soldat der da fiel, er wußte, daß staatliche Hinterbliebenenfürsorge die Seinen vor bitterster Not schützte, denn so besagten es die Gesetze. Der Kriegsdienstverpflichtete aber, der da gegen den staatlichen Stachel löckte und dieserhalb geahndet wurde, wußte, daß sich um seine Familienangehörige niemand kümmern würde. Im besten Falle, im allerbesten, wären sie dem Familienverbande zur Last gelegen.

Und weil die Sorgepflicht, das Sorgefühl um die Seinen ebenfalls trieblich bedingt ist, wird sich auch an der Einstellung des Menschen zu diesen Dingen nicht ändern.

Damit aber wird in Zeiten der Katastrophen auch die Einstellung der Jahrgänge zumindestens zwischen fünfundzwanzig bis fünfzig zu diesen Dingen die gleiche sein, wie wir sie hatten und wie jene sie hatten, die vor uns waren.

Denn noch ist das System der Gesellschaftsordnung dasselbe.

/nach Zusatz von Seite gegenüber, gestrichen, aber noch lesbar: Daher möge die kommende Generation sich für sich zuerst einmal jene Organisationsform zu einem besseren Gemeinschaftsleben zurecht bauen, die solche Komplikationen ausschließt, denn die Weltbildvorstellung, die da beruhigt, die kommt dann ganz von selbst und sie wird in Frieden und Ruhe leben können und die Freude wird der Inhalt ihres lebens sein; denn die Ganzheit kennt nur das Gute./

/660/ Zusatz zu S. 66

Ich sprach von der Sorgepflicht.

Aber warum trägt das Individuum sich denn mit der Sorge; doch nur weil es für sich und den Seinen, Frieden und Nahrung will, dann lebt es in Freude.

Und ob Flora und Fauna, auch dort ist´s das Gleiche.

Um die Freude alleine, dreht sich das Fühlen und Denken der Menschen.

Aber der Sorge des Individuums um sich und den Seinen, haben die Stärkeren unter den Menschen, sich zu allen Zeiten, als mit eines der Haupthilfsmittel, zur Erreichung ihrer eigenen persönlichen Wünsche bedient. Und von den Sklavenhaltern in grauen Vorzeiten als Einzelpersonen bis zu unseren angeblich modernen Gesellschaftsformen als Gemeinschaftsunternehmen, ist es ein und dasselbe. Das bereits ursächlich im Menschen als Hauptquell seines Seins vorhandene Sichfreuenwollen, wurde und wird ausgenützt, unter Versprechung und Gewalt.

Die Ursache, wessentwegen überhaupt organische Einzelwesen existent sind, nämlich sich der durch ein Walten eingesetzten Freude zu bedienen, wird durch menschliches Eingreifen herangezogen, um auf Kosten der Freude anderer, entweder seine Freude mühelos zu erhalten, oder sie mühelos zu vervielfachen.

Solches aber, kann nicht im Sinne der gesetzten Ordnung und Harmonie des Waltens sein, weil es allem uns Bekannten widerspricht; seien es die Prinzipien der Ordnung und Harmonie in den atomaren Welten, seien es diese, der Bewegung der Körper im All.

/662/ AE: 67

Daher möge die kommende Generation sich für sich zuerst einmahl(sic) jene Organisationsform zu einem besseren Gemeinschaftsleben zurecht bauen, die solche Komplikationen und Konfliktstellungen ausschließt, denn die Weltbildvorstellung, die da beruhigt, die kommt dann ganz von selbst.

Und das Hoffen und Sehnen der Menschheit wird sich endlich erfüllen; Frieden und Glücksgefühl und die Freude, werden der Inhalt ihres Ganzheitslebens sein. Denn die Ganzheit kennt nur das Gute. /7 Zeilen bis zum Ende des Kapitels weitgehend unleserlich gemacht/

_________

/3 Zeilen unleserlich gemacht; der weitere Text bis zum Ende der Seite gestrichen, aber noch lesbar: "….. Ich, der ich aus dem Sein einer allwaltenden Ordnung in die hauchartig vorübergehende Erscheinungsform Mensch herausgestellt wurde – so notierte ich mir einmal – erkannte durch der Umwelt Formung, allmälig das "Reich". Denn ich wurde als Deutscher geboren. Ich lernte das "Reich" sowohl als etwas Konkretes, wie auch seinen begrifflichen Sinn zu erfassen; alles, was hier hineinversenkt wurde, und was ich als Nationalist empfand und ersehnte. –

So war es bis zum Jahre 1945./

/663/ AE: 63

/diese gesamte Seite gestrichen, aber weitgehend noch lesbar; obere Hälfte nahezu identisch mit S. 62, untere Hälfte mit S. 67/

kommen. Und dem Alltagsgeschehen wird dann jene Bedeutung zuteil, die ihm billigerweise zur Lebensverbesserung eingeräumt werden muß. Aufgabe der Länderregierungen, welche dann nurnoch provinziellen Charakter haben, ist im Verein mit der Zentrale, die Glücklichermachung der Völker der Erde. Je eher ist solches erreicht, je mehr für persönliche Sicherheit und Unabhängigkeit des Einzelindividuums gesorgt und jedwede Vergewaltigung desselben verhindert wird.

Bei gleichbleibender Tendenz aber wird trotz der schönsten Weltbildvorstellungen, die der Einzelne auchhaben mag, die Masse unweigerlich in die Daseinsangst der Primitiven so lange zurückfallen, bis ein äußerer, gewaltsamer Anlaß, zu solch einer Lösung dann zwingen wird. (x) Fortsetzung siehe die vier Beiblätter 59-62

-(15)-

/3 Zeilen weitgehend unleserlich gemacht, enden mit: meine Verteitigung einen Gefangengruß zu gehen:

"….. Ich, der ich aus dem Sein einer allwaltenden Ordnung in die hauchartig vorübergehende Erscheinungsform Mensch herausgestellt wurde, erkannte durch der Umwelt Formung, allmälig das "Reich". Denn ich wurde als Deutscher geboren. Ich lernte das "Reich" sowohl als etwas Konkretes, wie auch seinen begrifflichen Sinn zu erfassen; alles, was hier hineinversenkt wurde, und was ich als Nationalist empfand und ersehnte. –

So war es bis zum Jahre 1945.

/664/ AE: 68

Aber im Laufe der letzten rund 1 ½ Jahrzehnte, lernte ich langsam und ganz nach und nach, immer wieder zögernd und rückfällig werdend, dann diesen partikularisitschen Gedanken, in das Globale zu formen.

Ich bin der Meinung, daß dieses Sehnen und Hoffen nach einer Vereinigung von Logos und Leben, welches bedauerlicherweise zeitweilig in den verschiedenen Formen, mit verschiedener Vehemenz zum Austragen kommt, nicht nur eine auf uns Deutsche bezogene Angelegenheit, sondern allen Völkern dieser Erde bewußt eigen ist.

Darin aber erkenne ich den Kern aller menschlichen Zwietracht untereinander und mit eine der Wurzel vieler Übel.

Wird aber dieses, dem menschlihcen Wunschgedanken ursächliche Sehnen anstatt sektorenartig in globaler Universalität gedacht, und ihm Ausdruck verliehen, dann tritt an Stelle einer alles zerstörenden Wirkung, ein friedliches Hinstreben nach der Erfüllung der menschlichen Wünsche. Ja, selbst der Hang zu dem nun einmal vorhandenen menschlichen Egoismus geht hierbei nicht leer aus, denn ein jedes Individuum bucht per saldo aus dem friedvollen Nebeneinanderleben, seinen eigenen, ganz persönlichen Vorteil, der ihn mit größeren Annehmlichkeiten als zuvor, in den nunmehr geruhsameren Mittelpunkt seiner eigenen, kleinen, privatpersönlichen Welt stellen läßt.

Ich habe während der letzten Jahre

/665/ AE: 69

teils in der Stille der argentinischen Pampa, teils in der Unberührtheit der zerklüfteten Urwelt des argentinischen Nordens, in seinem Aconquija-Massiv, gelernt, aus zweierlei Dingen die für mich gültige Nutzanwendung zu ziehen.

Ich sah Hölle, Tod und Teufel, weil ich dem Wahnsinn der Vernichtung zusehen mußte; denn ich war als eines der vielen Pferde in den Sielen mit eingespannt und konnte gemäß dem Wollen und den Befehlen der Kutscher, weder nach links noch nach rechts ausbrechen.

Ich habe ferner lebhaften inneren Anteil an den Erkenntnissen genommen, welche der menschliche Geist dem All bisher abgerugnen hat, bei seinen Bemühungen, "die Sterne zu greifen".

In jener Ruhe der argentinischen Gegenden, konnte ich mich so recht in das Walten einer höheren Ordnung hineinvertiefen, soweit dies für mich gedanklich noch möglich war; und zu diesem versuchte ich, mir den Spiegel der Selbsterkenntnis vorhaltend, mein Ich, meine Position als Mensch, in Relation zu setzen. Und ganz von selbst wird dabei der Logos des nationalen Denkens, hineingedrängt in andere Überlegungen, die letztlich in das unbedingte Wollen zur universellen, zur globalen Lösung, münden.

Und ich muß sagen, dieses Ergebnis be-

/666/ AE: 70

friedigte mich tief.

Es ist nicht einmal schwer; es ist eigentlich – wie alles in der Natur – einfach. Die Wiederspiegelung des Makrokosmos im Mikrokosmos und umgekehrt.

Tausendmal gehört; auch erfaßt. Aber ich zog in früheren Jahren nicht die Nutzanwendung.

Freilich, ich stehe damit nicht alleine da; denn die Oberflächlichkeit ist es, welche triumphiert. Sonst gäbe es ja längst schon keine Kriege, Ausrottungen, Haß und Zerstörung mehr.

Mit Beginn der Existenz des materiellen "Seins" unserer Welten, den der Mensch erkenntnismäßig vor runden fünf Milliarden Jahren glaubt ansetzen zu können, steht dieses "Sein" in der "Zeit".

Seit eben dieser Zeit, stehe auch ich, der ich mich augenblicklich im Seins-Zustande des Menschen befinde, in irgendwelchen Lebensformen des "Seins", gemäß einer Ordnung des Waltens.

Fünf Milliarden Jahre mußte ich also warten bis mich eine allwaltende Ordnung, auf einen kurzen Zeitla?? als Daseinsform Mensch "abkommandierte".

Ob ich in diesem genannten Zeitraum schon einmal als Erscheinungsform Mensch gegenständlich und gegenwärtig war, weiß ich nicht. Ob ich in künftigen Äonen wieder einmal zu solch einer "Kommandierung"

/667-668/ AE: 71-72

gelange, weiß ich auch nicht.

Ich glaube weder das eine, noch das andere. Nur eines weiß ich sicher, daß ich nach Beendigung meiner augenblicklichen Lebensform, unzählige andere Daseinsformen des organischen und anorganischen Lebens, als Partikelchen des "Seins" zu durchlaufen habe.

Sechzig Jahre lebe ich als Mensch. Mag sein etwas länger, mag sein etwas kürzere Zeit.

Wie töricht war ich, nur im Sektor "Das Reich", nur im engen, nationalistischen Verharren zu denken.

Es ist ein Wunder, besser gesagt wunderbar, daß ein allgütiges Walten, dem Menschen seines "Sein", als der Güter Höchstes, die Freude gab. Die Freude in ihren tausendfältigen Formen.

Freude nutzend, und wieder teilend, sollte alleine die wahre Lebensafgabe des Menschen während seiner Erdenjahre sein.

Alles andere lohnt wenig und ist so recht bedacht nicht einmal egoistisch. Es ist nur töricht, sonst aber nichts.

/6 Zeilen bis Ende der Seite unleserlich gemacht, ebenso knapp 6 weitere Zeilen auf der neuen Seite oben/

Ende

Adolf Eichmann

6 – 9 – 61

Ich habe die letzten Seiten gestrichen. Falls man glaubt, das eine oder andere davon verwenden zu wollen, habe ich nichts dagegen; mir ist es egal. /Kurzsignatur/

/669/

IV. Teil (Anhang)

"Götzen" Skizzen.

Inhalt 6 Blätter

5 Skizzen als Anhang zur

Illustration

Adolf Eichmann

Haifa, den

6-9-61

/677

/Anhang 1

/durchgestrichen mit der Bemerkung Ungültiger Entwurf

Testament.

Im falle meines Todes bitte ich folgendes:

Ich wünsche, daß meine Leiche von meinen Brüdern aus Israel nach Linz a/Donau, Oberösterreich gebracht wird.

Daselbst ist sie zu verbrennen.

Die Asche ist in sieben Teile zu teilen.

1/7 der Asche soll in das Grab meiner Eltern auf dem Friedhof zu Linz a/Donau, kommen.

1/7 der Asche im Garten des Hauses meiner Frau und Söhne in Buenos Aires, verstreut werden.

Von den restlichen 5/7 gehören jedem, meiner Ehefrau Vera geborene Liebl, und meinen Söhnen: Klaus, Horst, Dieter und Ricardo-Francisco, je ein Siebentel. -

Es soll einem jeden von ihnen dermaleinst, wenn auch sie ihr Erdenleben beendet haben, mit in ihrem Sarg gegeben werden.

/678/

Es mag ihnen zur Beruhigung dienen, dieses zu wissen, und allfällige Angst vor dem Tode, ihnen nehmen.

Denn: der Tod ist nicht schlimmer als die Geburt; und tausendmal tausend andere Leben erwarten noch unser.

Adolf Eichmann

Jerusalem, den fünfzehnten August Eintausendneunhunderteinundsechzig.

(Am 30. Jahrestag meiner Verlobung mit meiner Frau).

Die Adressen meiner Brüder sind:

Otto Eichmann, Linz a/Donau, Bischofstraße 3, Oberösterreich

Dr. Robert Eichmann, Linz a/Donau Bischofstraße 3, Oberösterreich

Dieses Testament ist meiner Ehefrau Vera geb. Liebl über Herrn Dr. Robert Eichmann, Linz a/Donau auszuhändigen. Für die Arbeit, die ich nach meinem Tode noch mache, hatte ich nur Entschuldigung und danken den Personen, die sich darum bemühen.

Adolf Eichmann

15-8-61/

-

/677/

Anhang 1

/durchgestrichen mit der Bemerkung Ungültiger Entwurf

Testament.

Im falle meines Todes bitte ich folgendes:

Ich wünsche, daß meine Leiche von meinen Brüdern aus Israel nach Linz a/Donau, Oberösterreich gebracht wird.

Daselbst ist sie zu verbrennen.

Die Asche ist in sieben Teile zu teilen.

1/7 der Asche soll in das Grab meiner Eltern auf dem Friedhof zu Linz a/Donau, kommen.

1/7 der Asche im Garten des Hauses meiner Frau und Söhne in Buenos Aires, verstreut werden.

Von den restlichen 5/7 gehören jedem, meiner Ehefrau Vera geborene Liebl, und meinen Söhnen: Klaus, Horst, Dieter und Ricardo-Francisco, je ein Siebentel.

Es soll einem jeden von ihnen dermaleinst, wenn auch sie ihr Erdenleben beendet haben, mit in ihrem Sarg gegeben werden.

/678/

Es mag ihnen zur Beruhigung dienen, dieses zu wissen, und allfällige Angst vor dem Tode, ihnen nehmen.

Denn: der Tod ist nicht schlimmer als die Geburt; und tausendmal tausend andere Leben erwarten noch unser.

Adolf Eichmann

Jerusalem, den fünfzehnten August Eintausendneunhunderteinundsechzig.

(Am 30. Jahrestag meiner Verlobung mit meiner Frau).

Die Adressen meiner Brüder sind:

Otto Eichmann, Linz a/Donau, Bischofstraße 3, Oberösterreich

Dr. Robert Eichmann, Linz a/Donau Bischofstraße 3, Oberösterreich

Dieses Testament ist meiner Ehefrau Vera geb. Liebl über Herrn Dr. Robert Eichmann, Linz a/Donau auszuhändigen. Für die Arbeit, die ich nach meinem Tode noch mache, hatte ich nur Entschuldigung und danken den Personen, die sich darum bemühen.

Adolf Eichmann

15-8-61/

/675/

175

1

Anhang 2

P. Achenbach(1) Bad Krozingen (Baden),

Pastor i. R. Hofstrasse 14

11. September 1961

An den Angeklagten Eichmann, z. Zt. Israel.

Gelegentlich einer Studienreise durch Israel hatten evangelische Pfarrer in Deutschland mich beauftragt, bei Herrn Dr Servatius anzufragen, ob auch seelsorgerlich für Sie etwas getan würde. Nach einem Telefongespräch mit Herrn Staatsanwalt Wechtenbruch erhielt ich keine Nachricht mehr.

Von einem Pfarrer, der in Israel lebt und im Blick auf eine gleiche Bitte Ihrer damaligen evangelischen Heimatgemeinde Linz, sich mit Herrn Dr. Servatius ind Verbindung setzte, ergab sich, daß auch er bis zu meiner Abreise aus Israel nichts mehr gehört hat.

Nun weiß ich nicht, ob Sie von diesen Verhandlungen Kenntnis erhalten haben.

Vielleicht haben Sie inzwischen den Wunsch nach seelsorgerlicher Aussprache selbst gehabt.(2) Es bewegt mich aber doch einmal persönlich an Sie zu schreiben. Auf meiner Reise durch Israel war ich auch im Gerichtssaal und folgte einer Verhandlung. Später habe ich durch Rundfunk und Fernsehen an dem fortgang des Prozeßes teilgenommen.

Als ich im Gerichtssaal die Anklagen vernahm und auch den Verteidiger wie die Öffentlichkeit beobachtete sah ich mich im Geist an den jüngsten Tag, dem Gerichtstag Gottes, versetzt. Schon jetzt war ja im Gerichtssaal alles öffentlich zu beobachten. Am jüngsten Tage wird aber unsere Schuld für alle Welt vernehmbar aufgedeckt. Denn wird der Teufel selbst der Ankläger sein. Was wird ein Mensch dann antworten, wenn er nicht den Verteidiger JESUS zur Seite hat. Es wird am jüngsten Tage alles noch so Geheimnisvolle vor Gott offenbar werden. Am Richterstuhl gottes kommt niemand vorbei. Darum ist es gut, wnn amn schon in dieser Welt Schuld erkennt, bereut und soweit es möglich ist wieder gutmacht. Darf ich Sie an einen Liedervers erinnern, den sie wohl aus dem Konfirmanden-Unterricht noch im Gedächtnis haben:

"Wenn der Kläger mich verklagt, Jesus hat mich schon vertreten,

Wenn er gar zu schten wagt, Jesus hat für mich gebeten,

Daß mein Mittler für mich spricht, das ist meine Zuversicht."

Sollte es Ihnen von diesem Gesichtspunkt aus nicht möglich sein, einmal Ihre ganze Schuldfrage an der Vernichtung der Juden von Gott her im Lichte der Bibel und der Ewigkeit zu sehen. Aus zuverlässiger Quelle habe ich gehört, daß Sie einmal ein frommer Junge gewesen sein sollen. Wenn dem so ist, wäre es doch wichtig, sich zu fragen, an welchem Punkt die Weichen Ihres Lebens umgestellt wurden, sodaß Sie trotz Kenntnis der Bibel dem Fanatismus des dritten Reiches verfallen konnten. Wenn amn beabsichtigte die gesamte Judenschaft der Welt auszurotten, dann fanden Ihre Vorgesetzten wohl in Ihrer Person ein willfähriges Werkzeug.(3)

Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, daß Ihre Auffindung in der weiten Welt für Sie persönlich zugleich Gottes Gericht, aber wenn es zu einem Schuldbekenntnis käme, auch Gottes Gnade bedeuten könnte. Ihre Bereitschaft, sich selbst das Leben zu nehmen, hebt Gottes Gericht nicht auf.(4)

Ich bin der Überzeugung, daß kein anderes Volk, als Israel, das Recht hatte nach Ihnen zu fahnden und Sie vor Gericht zu stellen; denn die Juden sind das Volk, an welchem wir Deutsche in einem ausmaß schuldig geworden sind, wie es bisher nie in der Welt vorkam. Gott sucht uns Menschen immer in unserer Schuld. Das geteilte Berlin und Deutschland sehe ich als Gottes Gericht wegen unserer Schuld an Israel.

/676/2

Da Sie nicht nur dem richterlichen Urteilsspruch in Israel entgegesehen, sondern auch dem Richtspruch Gottes über Ihr Leben, Handeln und Tun, sollten Sie ein umfassendes Geständnis der ganzen Schuld(5) vor Gott und Menschen ablegen. Es war ja schon im alten Testament so, daß wer Sünde und Schuld erkannte und im Lichte Gottes bereute, auch Vergebung empfing. Eine Bibel zum Studium wurde Ihnen ja schon, als Sie nach Israel kamen, übersandt.(6) In ihr können Sie ja nachlesen, was Gott zu solchen schweren Verbrechen an Menschen sagt. Ich kann nur hoffen, daß Sie sich noch von Gott und Seinem Wort ansprechen lassen.

Ihre moralische Schuld haben Sie – soweit ich sehe - nicht geleugnet: Sie suchten dieselbe aber wohl zu verkleinern. In Ihren Erwiderungen stützen Sie sich auf den abgelegten Eid. Jeder Eid, auch wenn er scheinbar vor Gott ausgesprochen wird, hat seine Grenze am göttlichen gebot und allgmein gesagt an der Humanität. In der Prozeßführung wird Ihnen ja vom Richter-Kollegium und der Anklage Humanität in einem solchen Maße zuteil, wie man das sonst in schweren Prozessen kaum erlebte.

Wenn ich mich jetzt mühe(7), Ihnen innerlich ein wenig weiterzuhelfen, dann tue ich das im Angesicht der Ewigkeit, vor der Sie stehen. Durch ein klares Bekenntnis und einen ehrlichen inneren Aufschluß für Ihren und unser aller Anteil an dem Furchtbaren, was an dem jüdischen Volk geschehen ist, könnte es vielleicht doch für Sie zu einer Entlastung kommen.

Wenn ich nicht irre, haben Sie sich auch einmal auf den Philosophen Kant berufen, aber gerade Kant hat uns Menschen ja gesagt:

"Das Gewissen des Menschen ist der große Mitwisser Gottes. Es steht immer auf Gottes Seite. Es ist der große Mahner in der Menschenbrust."

Man kann das Gewissen zum Schweigen bringen, aber doch bricht eines Tages die Not auf, sich verantworten zu müssen. Ein offenes, wahrhaftiges, aufrichtiges, alles umfassendes Geständnis vor Menschen wird auch von Gott in der oberen Welt aufgenommen. Ein solches kann nicht nur für Sie, sondern auch für unser unter Gottes Gericht stehendes zweigeteiltes deutsches Volk ungeahnte Auswirkungen im –Blick auf Begnadigung von Gott her haben.

Lassen Sie mich Ihnen noch einige Bibelworte in Erinnerung bringen.

"Wer Israel antastet, tastet Gottes Augapfel an." Sch.2,12.

Auf Grund der Bibel wurde mir folgender Satz bedeutsam:

"Wer Israel liebt wirkt Hand in Hand mit Gott."

Das Ernste ist, daß für jeden von uns persönlich die Stunde des Todes kommt. Dann müssen wir vor Gottes Richerstuhl erscheinen. Unentrinnbar werden wir dann Gott und seinem Gerichtsurteil ausgeliefert sein. Jedem wird die Frage nach Gottes auserwähltem Volk und nach dem, was wir den Juden getan oder diesem oder jenem Bruder getan oder nicht getan haben, vorgelegt werden. Dann kann sich gottes Gericht nicht mehr in Gnade verwandeln. Das ist nur möglich, solange wir auf Erden sind, d.h. wenn wir Buße tun. Buße aber heißt, sich sehen, wie Gott uns sieht. Wer Gnade finden will vor Gott – wer Deutschland liebt und es mit vom Verderben retten will, der stelle sich ein in die Reihen derer, die sich richten lassen und zur Sühne bereit sind. Wer Gott liebt und ihn nicht weiter erzürnen und betrüben will, der kehre heute noch um und bekenne seine Schuld, auf daß die Gnade der Vergebung über ihn kommen kann, und dann den jüdischen Brüdern Liebe und Wohltat gebracht werde, solange es noch für uns Zeit ist.

Seien Sie der Gnade der irdischen Richter, wie des himmlischen Richters befohlen.

Paul Achenbach

(Unterschrift)

Die Hervorhebungen im Brief wurden von Eichmann vorgenommen.

Anmerkungen Eichmanns

zu dem Brief:

(1) Als Antwort; dem Pastor Achenbach:

1.)Er möge sich die Stellen lesen, die mein Verteidiger seinem Kollegen Grüber

anläßlich des Kreuzverhörs vorgelesen hat.

(2) Nicht mit einem protst. Geistlichen.

(3) ???

Frechheit von diesem Achenbach!!

(4) Er soll siicht bekommen, auch nicht verlangt.

(7) Ich habe nicht darum gebeten, daß sich der pensionierte Pastor bemühen möge.

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Jüdische Weisheit
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