NACHRICHTEN AUS AUSCHWITZ
Das Internationale Auschwitz Komitee veröffentlicht
"Nachrichten aus Auschwitz." Was genau geschah vor sechzig Jahren in Auschwitz?
Was geschah 1944, dem schlimmsten Jahr in der Geschichte des
Konzentrationslagers, an einem bestimmten Tag?
25. Januar 1945:
Zwei Tage vor der Befreiung von Auschwitz
Seit Tagen ist Auschwitz menschenleer. Zum ersten Mal seit
seinem Bestehen bleibt die weiße Schneedecke über den Lagerstraßen liegen: Es
gibt kaum mehr Häftlinge, die darüber laufen. Die meisten Baracken liegen
verwaist da. Doch in einigen gibt es noch Leben: Die SS hat die Kranken und
Schwachen zurückgelassen, als Auschwitz vor einer Woche evakuiert wurde: Noch
immer jedoch ist das Leben dieser letzten Auschwitz-Häftlinge bedroht. Draußen
wie drinnen herrschen Minustemperaturen. Wer noch ein bisschen Kraft aufbringt, muss sich hinauswagen, um etwas
zu Essen für sich und andere - noch schwächere Häftlinge zu besorgen. Viele sind
auch dazu gar nicht in der Lage. Zwischen den Baracken liegen Leichen auf der
gefrorenen Erde.
Und es ist gefährlich, die Blocks zu verlassen, denn immer
wieder kehren einzelne SS-Leute oder auch ganze Gruppen zurück und töten die
Überlebenden. Mindestens 300 Häftlinge sind so noch nach der Evakuierung zu Tode
gekommen.
Alle, die in Auschwitz zurückgeblieben sind, fürchten, dass
auch ihnen dieses Schicksal droht: dass sie am Ende alle erschossen werden
sollen.
Aber es hilft nichts: Sie müssen hinaus, sonst werden sie
verhungern.
An diesem Morgen hört die junge Polin Wanda, dass es im
Nachbarabschnitt in einer Küche Kartoffeln gibt. Sie ist nach dem Warschauer
Aufstand nach Auschwitz gekommen und hochschwanger. Trotzdem macht sie sich mit
einer russischen Freundin namens Katia auf den Weg. Sie kommen am
Häftlingskrankenbau der Männer vorbei, einige der dortigen Insassen schließen
sich den Frauen an. Die Küche ist verschlossen. Wanda ist trotz ihres dicken
Bauches immer noch behände und flink. Sie steigt mit Katia zusammen durch ein
Fenster ein. Die Frauen raffen soviel Kartoffeln zusammen, wie es nur geht, und
geben sie nach draußen weiter. Plötzlich hören sie auf deutsch "Raus!" Als sie
die Küche verlassen, stehen sie zwei SS-Leuten gegenüber, die mit Gewehren auf
sie zielen. "Ich ging ganz langsam auf sie zu. Ich wusste, ich muss einfach
weitergehen, nicht zu langsam und nicht zu schnell. So ging ich einfach Schritt
für Schritt. Dann hörte ich plötzlich einen Schuss. Katia fiel neben mir tot zu
Boden. Warum sie auf mich nicht geschossen haben, weiß ich nicht. Ich ging
einfach weiter, bis ich wieder in meinem Block war."
Katia ist nicht das einzige Opfer an diesem Tag: Am Nachmittag
befiehlt eine Abteilung des Sicherheitsdiensts SD allen Juden in den
Lagerabschnitten BIIe und BIIf, ihre Baracken zu verlassen. Einige Häftlinge
können sich in Löchern verstecken, die sie zuvor unter den Bodenbrettern der
Baracken gegraben haben. Vor den Blocks stehen schließlich 150 Frauen und 200
Männer. Der SD erschießt einige von ihnen und zwingt die übrigen zum Abmarsch.
Alle, die das Marschtempo nicht einhalten können, werden auf der Stelle getötet.
Aber dann ergeht plötzlich der Befehl an die Häftlinge zurückzukehren. Die
Männer vom SD verschwinden. Wahrscheinlich ist es ihnen wichtiger, die eigene
Haut zu retten, als die letzten Häftlinge zu ermorden. Die Front ist sehr nahe.
Noch zwei Tage bis zur Befreiung von Auschwitz. Immer noch zu spät für viele
Häftlinge.
Weitere Nachrichten aus Auschwitz
Niechaj na wieki bedzie krzykiem rozpaczy i przestroga dla
ludzkosci to miejsce, w którym hitlerowcy wymordowali okolo póltora miliona
mezczyzn, kobiet i dzieci, glównie Zydów z róznych krajów Europy.
Napis na pomniku w obozie Birkenau, który powstal w roku 1967
z inicjatywy Miedzynarodowego Komitetu Oswiecimskiego/Auschwitz
hagalil.com 25-01-2005
|