NACHRICHTEN NACH AUSCHWITZ
Das
Internationale Auschwitz Komitee
veröffentlicht "Nachrichten nach Auschwitz." Was genau geschah
vor sechzig Jahren mit Überlebenden von Auschwitz? Noch waren die meisten nicht
befreit, noch vegetierten sie in anderen Konzentrationslagern, bedroht von
Krankheit, Hunger und Tod. Für viele kam der 8. Mai, der Tag der Befreiung zu
spät. Viele von ihnen starben kurz danach. Jeder Tag zählte, um ihr Leben zu
retten.
31. März 1945:
Ostersonntag in der kalten Hölle von Dora Mittelbau
Es ist immer noch kalt in diesen letzten Märztagen,
aber hier in Dora
Mittelbau im Harz ist es eisig. Die kalte Hölle nennen es die Häftlinge.
Es sind ausgemergelte Gestalten, die in den unterirdischen Katakomben von Dora
modernste Maschinen bedienen, um neue Raketen zu bauen. Denn immer noch halten
die Nationalsozialisten fest an ihrem Traum vom Endsieg. Ein bisschen erinnert
die Szenerie an Chaplins Film "Moderne Zeiten". Eine grausame Karikatur ist es,
denn die Menschen schleppen sich mit letzter Kraft dahin, immer bedroht vom
Terror der SS, von Krankheit und Hunger. Tatsächlich haben es die
Nationalsozialisten geschafft, die Hölle von Auschwitz direkt hierher nach Dora
Mittelbau zu importieren. Seit Oktober 1944 stellen die Häftlinge hier die
V-Raketen her, die als letzte Wunderwaffe Hitlers dienen sollen. Ihre
Arbeitsbedingungen tief in den Bergwerksstollen, in den gigantischen
unterirdischen Produktionshallen, waren schon immer mörderisch. Beim Ausbau der
Stollen waren Tausende von Häftlingen ums Leben gekommen. Viele von ihnen hatten
monatelang kein Tageslicht mehr gesehen. Aber als dann die Produktion anlief,
normalisierte sich die Lage ein wenig. Die Häftlinge erhielten normale
Unterkünfte in überirdischen Baracken.
35 000 schufteten hier in einer letzten gigantischen
Anstrengung der Rüstungsindustrie. Aber im Januar 1945 kamen noch einmal 15 000
Häftlinge dazu, die meisten aus Auschwitz. Kurz vor der Befreiung hatte die SS
sie auf Todesmärschen erst in das Konzentrationslager Groß-Rosen und von dort in
ungeheizten Zügen nach Dora Mittelbau geschickt. Etwa fünfhundert Menschen
hatten diesen Transport nicht überlebt. Als sich in Dora die Türen der Waggons
öffneten, fanden die entsetzten Mithäftlinge nur noch die erfrorenen Toten.
Die Überlebenden befanden sich in einem erbärmlichen
Zustand. Aber sie mussten arbeiten. Wer das nicht mehr konnte, kam in ein
Krankenlager. Dort wurden die Häftlinge nicht versorgt, sondern gingen
jämmerlich zu Grunde. Sechstausend Menschen sind in den letzten zwei Monaten
gestorben. Und jeden Tag in diesem März sterben mehr.
Nicht nur an Hunger und Erschöpfung. Auschwitz hat
auch sein Terrorsystem mit nach Dora importiert. Nicht nur die Häftlinge sind
nach Dora gekommen, auch ein paar hundert SS-Leute aus Auschwitz: Allen voran
der ehemalige Kommandant des Stammlagers von Auschwitz Richard Baer. Seit 1.
Februar ist er der neue Kommandant von Dora Mittelbau. Alle wichtigen Positionen
besetzt er mit seinen Leuten. Sie üben gnadenlosen Terror aus. Jeden Tag werden
Häftlinge wegen angeblicher Sabotage erhängt: Dreißig, vierzig, fünfzig Menschen
an einem Tag. Die Hinrichtungen sind öffentlich, oft in den Produktionshallen
tief unten im Berg. Qualvolle Hinrichtungen sind das. Die Opfer werden langsam
stranguliert.
Die Häftlinge leisten tatsächlich Widerstand. Von
den 300 V1- und V2-Raketen, die in diesem März Dora verlassen, sind ein Drittel
Ausschuss, sie funktionieren nicht.
Aber in diesen letzten Märztagen, an diesem Ostersonntag, erlahmt die Kraft der
Häftlinge immer mehr. Es geht nur noch ums nackte Überleben. Die Luftangriffe
der Alliierten verstärken sich, aber für die Häftlinge von Auschwitz, von Dora,
ist noch lange keine Befreiung in Sicht. Die SS lässt sie nicht entkommen. Sie
wird sie mit sich schleppen, immer weiter, bis es kein weiter mehr gibt.
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hagalil.com 31-03-2005
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