NACHRICHTEN NACH AUSCHWITZ
Das
Internationale Auschwitz Komitee
veröffentlicht "Nachrichten nach Auschwitz." Was genau geschah
vor sechzig Jahren mit Überlebenden von Auschwitz? Noch waren die meisten nicht
befreit, noch vegetierten sie in anderen Konzentrationslagern, bedroht von
Krankheit, Hunger und Tod. Für viele kam der 8. Mai, der Tag der Befreiung zu
spät. Viele von ihnen starben kurz danach. Jeder Tag zählte, um ihr Leben zu
retten.
6. Mai 1945:
Die Befreiung des Konzentrationslagers Ebensee
Um 14. 50 kommen die Amerikaner am Lagertor von Ebensee an. Es
ist ein Außenlager von Mauthausen in Österreich. Sie erleben eine
unbeschreibliche Szene von Freude und Begeisterung. Die Häftlinge umarmen und
küssen sich. Es sind diejenigen, die noch stehen können. Viele von ihnen sind zu
schwach dafür. Auch Adam Zlobnicki, der zuvor Häftling in Auschwitz war. Er ist
vollkommen abgemagert. Die Befreiung kommt für ihn in letzter Sekunde.
Es ist nicht das letzte Lager, das die Amerikaner befreien. Die Häftlinge von
Stutthof in der Danziger Bucht müssen noch weitere vier lange Tage ausharren. In
allen Lagern, auch hier in Ebensee in Österreich, hat sich die Lage der
Häftlinge in den letzten Tagen dramatisch verschlechtert.
Den Amerikanern begegnet in Ebensee nicht nur ungeheurer Jubel, sondern auch
unvorstellbares Leid: Leichenberge liegen überall. Von den sechzehntausend
Häftlingen, die sie im Lager vorfinden, sind nur noch etwa 9000 fähig, sich auf
eigenen Beinen zu halten. Der Rest liegt in den sogenannten Todesblocks,
abgemagert auf Haut und Knochen. Manche wiegen nur noch 25 Kilo, sie sind so
dünn, dass ihre Hüftknochen die pergamentene Haut durchstoßen. Viele von ihnen
stammen wie Adam Zlobnicki aus Auschwitz. Sie sind seit Februar 45 in Ebensee.
Die SS hatte sie in einem unsäglichen Todesmarsch zu Fuß von Auschwitz bis nach
Ebensee gehetzt, über sechshundert Kilometer. Vollkommen ausgehungert und
erschöpft waren sie in Ebensee angelangt. Die Lebensbedingungen für die
Häftlinge waren hier von Anfang an extrem hart.
In riesigen Fabrikhallen unter der Erde, in denen ursprünglich Raketen
produziert werden sollten, schufteten die Häftlinge. Diese Pläne des
Rüstungsministers Albert Speer wurden nie verwirklicht. Stattdessen produzierten
die Häftling Motorenteile für Panzer. Ihre Verpflegung war vollkommen
unzureichend. In den letzten Kriegsmonaten aber verschlechtert sich die Lage der
Gefangenen dramatisch. Es findet keine medizinische Versorgung statt. Viele
verhungern. buchstäblich. Besonders schlimm trifft es die Neuankömmlinge aus
Auschwitz.
An diesem sechsten Mai sind die meisten Häftlinge dem Tod näher als dem Leben.
Der amerikanische Kommandant meldet am gleichen Abend an seine Dienststelle:
"Die Bedingungen im Lager waren erbärmlich. Ca. dreihundert starben jeden Tag
durch Verhungern und vernachlässigte Krankheiten. Sie lebten in Schmutz und
Gestank und waren in einem Stadium, in dem ihre eigenen Toten zu essen eine
vernünftige Sache war."
Kaum vorstellbar, dass diese ausgemergelten Gestalten einen Tag zuvor einen
letzten Mordversuch der SS abgewehrt haben. Die Gefangenen sollten sich in einem
unterirdischen Stollen versammeln, den die SS dann sprengen wollte. Aber die
Häftlinge weigerten sich. Sie weigerten sich so lange, den Appellplatz zu
verlassen, bis ihre Bewacher aufgaben und das Lager verließen. In den Stunden,
bis die amerikanischen Truppen Ebensee erreichten, erschlugen die Gefangenen
über fünfzig Funktionshäftlinge: Rache und unendlicher Zorn entladen sich.
Dann bricht der Jubel aus. Freiheit auch für Adam Zlobnicki. Er wird nicht nach
Hause nach Warschau zurückkehren. Nein, er geht nach Auschwitz. Und wird dort
sein ganzes Leben lang bleiben. Adam wird beim Aufbau der Gedenkstätte von
Auschwitz mit dabei sein und dort arbeiten bis zu seinem Tod. Er wird mit jungen
Menschen aus aller Welt zusammen treffen und berichten, wie es war. Er wird
über die Lagerstraßen gehen und versuchen, nicht an Auschwitz zu denken. Warum
er das tun wird? Weil er lebt und die anderen nicht: Er tut es für seine toten
Kameraden.
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hagalil.com 06-05-2005
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