Dokumentation:
Zeitzeugnisse zum Aufstand im Warschauer Ghetto
Vornotiz
Im April 2003 fand in Berlin eine Veranstaltung zum Gedenken an
den Aufstand im Warschauer Ghetto statt. Die BesucherInnen mussten allerdings
lange warten bis die für das Podium geladenen Überlebenden zu Wort kamen.
Im Rahmen
der nicht enden wollenden einleitenden Grußworte wurde die Gedenkveranstaltung
von den VeranstalterInnen, den Gruppen "offene rechnungen" und "IG
Farben-Bündnis", als Plattform für ihre Positionen für den zu dieser Zeit
laufenden Irakkrieg genutzt. Die umfangreiche Geschichte der
Instrumentalisierung der Shoah wurde um ein unrühmliches Kapitel erweitert.
Diese als Gedenkveranstaltung deklarierte Inszenierung wurde in keiner Weise den
Beiträgen der Überlebenden und den historischen Ereignissen gerecht. Deshalb
dokumentieren wir das von Ingrid Strobl geführte Podiumsgespräch, das auf der
Veranstaltung einen deutlichen Bruch mit deren Eröffnungspart darstellte.
Der von
den VeranstalterInnen vorgenommenen Zwangsunterwerfung eines Teils der
Geschichte der Shoah unter ein aktuelles politisches Thema, lässt sich durch
eine politische Sicht auf den Widerstand begegnen. Die Vielfältigkeit des
jüdischen Widerstands blieb zumindest in den langen Statements der
VeranstalterInnen unerwähnt. Dass in der historischen Situation 1943 im
Warschauer Ghetto und auch in der Zeit, die dem Aufstand voraus ging,
verschiedenste politische und kulturelle Initiativen, Organisationen und
Einzelmenschen sich zum gemeinsamen Widerstand entschlossen, ist eine
Besonderheit, die den jüdischen Widerstand in dieser historischen Situation
auszeichnet. Widerstandsbündnisse von Jugendorganisationen wie Betar bis haShomer Hazair, um nur zwei
polare Positionen zu nennen, entstanden auch in anderen Ghettos, oft begleitet
von grundlegenden Debatten und Auseinandersetzungen.
Ein
sozialgeschichtlicher Blick auf die Gesamtheit des spirituellen, kulturellen und
bewaffneten Widerstands zeigt uns Einzelne, Familienmitglieder, ganze Familien
und Gruppen, die auf verschiedensten Ebenen ein Netz schafften, in die der
Aufstand in Warschau und auch die Aufstände und Versuche in anderen Ghettos
eingebettet waren.
Auf dem
Podium führte Ingrid Strobl ein Gespräch mit Jadwiga Garonska (Warschau), Teresa
Wieczorek (Warschau), Jerzy Piekielny (Lodz) und Ludwik Hoffmann (Lodz) aus
Polen. Im Rahmen des Projektes OR (Licht) drucken wir dieses Gespräch ab. Wir
danken den TeilnehmerInnen.
Tanja
Kinzel/Gudrun Schroeter
Das Podiums-Gespräch:
Geschichte wird von
Menschen gemacht
Bild-Dokumenation:
Das Warschauer Ghetto
hagalil.com
29-07-2003
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