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Julius Streicher:
Hassen, Hetzen und Verleumden

Von Erich Weinert

Erich Weinert, geb. 1890 in Magdeburg, Zeichenlehrer, Arbeiterdichter, 1933 Emigration in die Schweiz, 1935 in die Sowjetunion. Spanienkämpfer. 1943 Mitbegründer des "Nationalkomitees Freies Deutschland". 1946 Rückkehr nach Berlin. Starb dort 1953. Das Gedicht "Streicher" wurde 1935 geschrieben.

Man hat den Typ schon irgendwo gesehn,
beim Herrenabend, wo dergleichen Glatzen
im Dunst lasziver Lust an Witzen schmatzen,
die immer sich ums Genitale drehn.
Ich hör ihn förmlich grunzen: Kenn Sie den?

Er sammelt Souvenirs galanter Stunden
im Portemonnaie, von schwarz bis semmelblond,
zum Zeichen dessen, was er schon gekonnt.
Er hat die Welt im Schlüsselloch gefunden;
der Rand des Nachttopfs ist sein Horizont.

Zwar kann uns solches Schweinshirn kaum genieren,
solang es in privater Sphäre schlämmt.
Doch hier, bestallt mit einem Schreckensamt,
darf diese Kotgeburt sogar regieren
und seinen Dreck als Hochziel publizieren!

Das darf sich als Kulturpräzeptor fühlen;
und seine Herrenabendphantasie
darf amtlich sich in fremden Betten sühlen.
Vor dieser penetranten Pornarchie
versagt die Sprache wie die Ironie.

Doch eins sei festgestellt: wer noch der Meinung,
es sei die Tobsucht dieses Schnüffelscheichs
nur Abspiel peripheren Narrenstreichs,
der irrt. Denn diese schmierige Erscheinung
ist das Kulturgesicht des Dritten Reichs!

Julius Streicher war ohne Zweifel die Personifikation des übelsten Antisemitismus. Sein Gesicht war das unverhüllte Antlitz des Dritten Reichs. Hassen, Hetzen und Verleumden, Rauben, Erpressen und Mißbrauchen waren seine Passion. "Der Jude" war sein Feindbild. Niemand hat mehr getan, um das pervertierte Bild "des Juden" zu verbreiten.

Abb.: Julius Streicher
spricht auf seinem Hesselberg


Julius Streicher kam als armer Schullehrer nach Nürnberg. Hier wurde er reich und mächtig, hier wurde er nach dem Untergang des Nationalsozialismus zum Tode verurteilt und gehängt.

In Nürnberg "sammelte" er auch jüdische und antijüdische Bücher, Dokumente, Bilder und Zeitschriften. Es ist ihm zu "verdanken", dass wir heute anhand dieser Bücher jüdisches Leben und Sterben in der Stadt Nürnberg nachvollziehen können.

Dokumentation Spuren und Fragmente: Jüdische Bücher, jüdische Schicksale in Nürnberg

Teil dieser Sammlung ist auch ein Buch von Julius Streicher: "Kampf dem Weltfeind" - Reden aus der Kampfzeit, gesammelt und bearbeitet von Dr. Heinz Preiß. Nürnberg (Der Stürmer), 148 S. mit einem Anhang 'Plakate aus der Kampfzeit' und einem Fotoporträt "Julius Streicher spricht auf seinem Hesselberg".

Das Buch enthält Reden Streichers vom 1. August 1920 in Leipzig bis zum 27. April 1933 im Großen Rathaussaal in Nürnberg. Die Lektüre dieser "Reden aus der Kampfzeit" offenbaren einen Mann mit einem, selbst für die Geschichte der nationalsozialistischen Bewegung, ungewöhnlich negativen Charakter.
Der Frankenführer Julius Streicher (12.2.1885 Fleinhausen - 16.10.1946 Nürnberg) stach durch Lebenslauf, öffentliche Tätigkeit und Privatleben unter den Nazi-Führern hervor. Er war der wütendste und wüsteste Antisemit des Jahrhunderts. Unermüdlich und ohne irgendwelche Hemmungen griff er alles an, was ihm "jüdisch" erschien. Er hasste mit gleicher Leidenschaft den einzelnen jüdischen Menschen wie das jüdische Volk und alles, was es je hervorgebracht hatte. Seine Besessenheit, seine Brutalität, seine Geld- und Machtgier, seine sexuellen Perversionen waren berüchtigt - weit über Nürnberg und Deutschland hinaus.

1925 ernannte Hitler ihn zum Gauleiter der NSDAP in Franken. Streicher ist oft wegen Beleidigung, übler Nachrede, Religionsvergehen, Aufreizung usw. vorbestraft worden, zum Teil mit Geld-, zum Teil mit Freiheitsstrafen. Doch nichts schien ihn aufhalten zu können. Mit seiner Hetzschrift 'Der Stürmer' schuf Streicher, der ehemalige Volksschullehrer und "Schriftsteller" aus der Baaderstr. 15/111 (1933) sich eine ideologische und finanzielle Machtbasis.
Er hatte bis in die höchsten Parteikreise hinauf erbitterte Gegner. Doch Adolf Hitler, mit dem zusammen Streicher am 9. November 1923 am Sturm auf die Feldherrenhalle in München teilgenommen hatte, hielt stets seine schützende Hand über den Frankenführer.
Am 1.10.1946 wurde Julius Streicher durch den Internationalen Militärgerichtshof zum Tod durch den Strang verurteilt, am 16.10.1946 wurde das Urteil vollstreckt. Seine letzten Worte sollen gewesen sein: Jetzt haben die Juden ihren Purim!"

Bilder aus der Dokumentation Spuren und Fragmente: Jüdische Bücher, jüdische Schicksale in Nürnberg und aus Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945.

hagalil.com 10-11-2004

 

Jüdische Weisheit
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