[Zeitzeugen] [Gedenken] [Geschichte und Diskurs] [Erinnerung] [Nationalsozialismus] [Entschädigung] [Webausstellungen] [Suchformulare] [Literatur]
schoah.org

Wir versuchen auf diesen Seiten alle Dienste kostenlos anzubieten und sind somit auf Unterstützung angewiesen, denn leider wird haGalil im Rahmen der Bundesmittel zur Bekämpfung von Rechtsextremismus und Antisemitismus, trotz mehrfacher leitlinien-konformer und fristgerechter Antragstellung, in keiner Weise unterstützt. Wir müssen Sie deshalb bitten, haGalil auch weiterhin mit Ihrer ganz persönlichen Spende zu unterstützen. Schon zwanzig Euro helfen, haGalil zu erhalten; wenn's zweihundert sind, finanzieren Sie die Information für weitere Leser gleich mit.

haGalil e.V., Münchner Bank BLZ 701 900 00, Konto Nr. 872 091.
Sie finden weitere Angaben zu Überweisungen aus dem Ausland, zu Lastschriftverfahren, Spendenquittungen etc. auf den Seiten des haGalil e.V..

 

Entrance haGalil
Search haGalil
Jahaduth: Jüdische Religion
Jüd. Kalender
Forum Judaicum
Spenden Sie mit PayPal - schnell, kostenlos und sicher!

 

Zerstörung:
Die "Große Synagoge" in Nürnberg

10. August 1938 - Zerstörung der Großen *Synagoge in Nürnberg und des angrenzenden Gemeindehauses auf Initiative des Gauleiters *Streicher und der Staatsbehörden. Streicher stellte diesen Akt als den Auftakt zu einer neuen Phase in der Radikalisierung der Judenpolitik dar. (Vgl. <2464> ; sowie <2498> in Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten).

Streicher, Julius
(1885-1946)


NS-Politiker und Verleger, Herausgeber und Besitzer der berüchtigten antisemitischen Zeitschrift Der *Stürmer. 1919 Mitbegründer der antisemitisch-völkischen Deutschsozialen Partei, mit der er 1921 zur NSDAP übertrat; Teilnahme am Hitlerputsch 1923. Ab 1928 Gauleiter in Franken (''Frankenführer''); ab 12. Januar 1933 Mitglied des Reichstags.

Infolge seiner brutalen, oft ins Obszöne gehenden öffentlichen antisemitischen Hetze wurde er im In- und Ausland zum Inbegriff des NS-Radau-Antisemitismus. Laut den NS-Berichten heizten seine reichsweiten hetzerischen Auftritte die antisemitische Stimmung an und führten oft zu *Einzelaktionen.

Noch vor der *Kristallnacht wurde auf seine Initiative hin die große Synagoge in Nürnberg abgerissen. Streicher hatte innerhalb der Parteiführung viele Gegner, wurde jedoch von Hitler in Schutz genommen. Im Gegensatz zu seinem allgemein verbreiteten Image spielte er in der Planung und Durchführung der NS-Judenpolitik, insbesondere in ihren entscheidenden Phasen nach 1939, keine entscheidende Rolle.

Er wurde von dem Internationalen Militärgerichtshof in Nürnberg am 1. Oktober 1946 wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit zum Tode verurteilt und beharrte, anders als viele seiner Mitangeklagten, bis zum Schluss öffentlich auf seinem fanatischen Antisemitismus.

Julius Streicher während der Massenkund-gebung vor dem Abbruch der Nürnberger Haupt-synagoge am Hans-Sachs-Platz, 10-08-1938.

 

Stürmer, Der

Vulgär-antisemitische Zeitschrift der nationalsozialistischen Kampfpresse mit dem Untertitel ''Deutsches Wochenblatt zum Kampf um die Wahrheit''. Sie wurde 1923 von Julius *Streicher in Nürnberg zur politischen Mobilisierung der Massen für den Nationalsozialismus ins Leben gerufen. Das ausschließliche Thema der Zeitung war die Hetze gegen Juden.

Der seit 1924 für den Stürmer arbeitende Karikaturist Philipp ''Fips'' Rupprecht schuf den berüchtigten Typus des ''Stürmer-Juden''. Seit 1927 fand sich auf jeder Seite als Fußleiste das Treitschke-Zitat ''Die Juden sind unser Unglück'', das sich ebenso auf den ''Stürmer-Kästen'' befand, in denen das Blatt ab 1933 in allen deutschen Städten und Dörfern aushing. Eines seiner Lieblingsthemen war die Anprangerung der *Rassenschande . Berüchtigt waren auch die Aufsätze und Karikaturen des Stürmer zum sogenannten *Ritualmord. Die Sondernummer vom 1. Mai 1934 war ausschließlich diesem Thema gewidmet. Die Zeitschrift und insbesondere die öffentliche Aushängung in den Stürmer-Kästen wurde wegen ihrer Obszönität von verschiedenen Teilen der Bevölkerung abgelehnt. Vor allem religiöse Kreise und *Kirchen protestierten gegen Karikaturen, in denen die antisemitische Propaganda mit der Verunglimpfung der Kirchenvertreter einherging.

Der kurz vor dem Abbruch der Synagoge gerettete "Judenshtain" aus der 1499 zerstörten Synagoge.

 
Die ebenfalls kurz vor dem Abbruch der Synagoge gerettete Gedenktafel (aus dem Jahre 1909) für den "Judenshtain".

 

Einzelaktionen gegen Juden

Antijüdische Ausschreitungen, *Boykott jüdischer Geschäfte, *Friedhofsschändungen und andere Gewalttätigkeiten, meist von Aktivisten und Ortsgruppen der NS-Parteiorganisationen (insbesondere der *SA , aber auch der *SS und der *Hitlerjugend ) durchgeführt oder angestiftet; oft aus eigener Initiative, zum Teil aber auch als Reaktion auf verschärfte antisemitische Hetzpropaganda der Partei- und Regierungsführer, vor allem von *Streicher und *Goebbels.

Am krassesten war zunächst die Welle von Gewalttätigkeiten und willkürlichen Festnahmen durch SA und SS in den ersten Monaten nach der Machtergreifung (vgl. Zeittafel, März 1933 , sowie <1>, <5>, <41>). Von der Machtergreifung bis in die Kriegsjahre kam es zwischen den verschiedenen Staats- und Parteistellen vielfach zu Kompetenzstreitigkeiten über die Rolle der Einzelaktionen.
In bestimmten Situationen wurden Einzelaktionen jedoch von der Regierung sowohl aus Rücksicht auf die Reaktion des Auslandes unterbunden - besonders angesichts der erstarkenden *Boykottbewegung gegen das Dritte Reich - aber auch aus innenpolitischen Erwägungen, wenn man eine Störung der öffentlichen Ordnung befürchtete. So führte etwa die neue Welle der Gewalt im Sommer 1935 dazu, daß Hitlers Stellvertreter Rudolf *Heß , Reichsinnenminister Wilhelm *Frick und auf Drängen von Hjalmar *Schacht schließlich auch Hitler selbst diese Einzelaktionen verboten (vgl. Zeittafel, Juli - August ).
Der von der Partei und meist auch von der Regierung zunächst initiierte und dann wieder unterbundene ''Druck von unten'' führte zu dem offiziell gesteuerten *Boykott vom 1. April 1933 und der darauffolgenden Gesetzgebung (vgl. Zeitafel 1.-3. und 7.4.1933 ); zu der ''neuen antisemitischen Welle'' im Frühjahr und Sommer 1935 (vgl. Februar 1935, Juli 1935 , Juli - August 1935 ) und zu den darauffolgenden *Nürnberger Gesetzen. Die neu entfesselte Welle der Gewalt im Frühjahr und Sommer 1938 (vgl. Zeittafel, 12. März 1938 und <2399>, <2427>, 20. Mai sowie September 1938 und <2529>, <2530>) gipfelte in der *Kristallnacht.
Ähnlich brachen in den ersten Kriegsmonaten an mehreren Orten antijüdische Aussschreitungen aus, trotz des ausdrücklichen Verbotes der *Gestapo vom 7.9.1939 (vgl. Zeittafel; <2986>, <2993>). Auch während des gesamten Krieges gab es vereinzelte Auschreitungen, vor allem *Friedhofsschändungen. Letztere dauerten auch nach der offiziell vollendeten ''Entjudung'' Deutschlands im Sommer 1943 weiter an.

Bibl.: Schwarzbuch; Wildt, Violence against Jews in Germany 1933-1939; Kershaw, Popular Opinion and Political Dissent,S.234f; Bankier, Die öffentliche Meinung im Hitler-Staat, Kap. 2 und 4; Kulka, Nürnberger Rassengesetze, S. 608-621; Wildt, Judenpolitik des SD.

Verweise beziehen sich auf:
Otto Dov Kulka und Eberhard Jäckel
Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945
Dokumente zu einem unfasslichen Kapitel deutscher Geschichte
Band 62, Droste-Verlag, Düsseldorf 2004

[BESTELLEN]

Von Nürnberg nach Jerusalem, und nicht zurück:
Meir Schwarz - Porträt eines Nürnberger Juden
Eine kleine, untrennbare Wurzel hält ihn an seinen Geburtsort. Hier trifft er sich mit Jugendlichen, halt Vorträge, spricht über seine Erfahrungen als "jüdischer Schüler in Nazi-Nürnberg", erforscht die Geschichte der Synagogen Bayerns...

Bilder aus der Dokumentation Spuren und Fragmente: Jüdische Bücher, jüdische Schicksale in Nürnberg und aus
Die Juden in den geheimen NS-Stimmungsberichten 1933-1945.

hagalil.com 08-11-2004

 

Jüdische Weisheit
Die bei haGalil onLine und den angeschlossenen Domains veröffentlichten Texte spiegeln Meinungen und Kenntnisstand der jeweiligen Autoren.
Sie geben nicht unbedingt die Meinung der Herausgeber bzw. der Gesamtredaktion wieder.

[Impressum]
Kontakt: hagalil@hagalil.com
haGalil - Postfach 900504 - D-81505 München

1995-2011 © haGalil onLine® bzw. den angeg. Rechteinhabern
Munich - Tel Aviv - All Rights Reserved
haGalil onLine - Editorial