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Die Lager und Gedenkstätten

Die Schule am Bullenhuser Damm

In der Schule am Bullenhuser Damm (Hansestadt Hamburg) wurde ein Außenkommando des KZ Neuengamme eingerichtet.

20 jüdische Kinder im Alter bis zu 12 Jahren wurden hier im April 1945 erhängt, um die an ihnen ausgeführten Tuberkuloseexperimente nicht bekannt werden zu lassen (vgl. den Auszug aus dem Tagebuch von Ruth Bains Hartmann im Rahmen des Nachworts).

Gedenkstätte für die Kinder vom Bullenhuser Damm, Bullenhuser Damm 92, 29539 Hamburg, Tel. 040-783295, geöffnet Montag bis Donnerstag 9-16.30 Uhr, Freitag 9-14 Uhr, Sonntag 10-17 Uhr; Gruppenführung nach Anmeldung.
SS-Ärzte:
Dr. med. Kurt Heißmeyer, Dr. med. Karl Gebhardt...


A104-70 Erich Hartmann
Bullenhuser Damm, Gedenkstätte Rosengarten

Aus dem Nachwort zu "Stumme Zeugen"
Erich Hartmanns Fotografien aus Konzentrationslagern

... Wir waren einen Monat lang in Polen, und ich glaubte, an den Tatorten der tiefsten Unmenschlichkeit der Nazis gestanden zu haben, aber ich hatte mich geirrt. Kurz nach unserer Rückkehr wurden wir von einem Beispiel ihrer vollen ungezügelten, unglaublichen Tötungswut geradezu überflutet, in einer kleinen Gedenkstätte in Hamburg.

Ruth Bains Hartmann, meine Frau, schrieb in ihr Tagebuch: "Jedesmal, wenn man glaubt, in die entferntesten Tiefen der menschlichen Grausamkeit geschaut zu haben, öffnet sich eine weitere Tiefe. Nach all dem Fürchterlichen, nach all den Orten des menschlichen Leidens durch Menschenhand, die ich erlebt hatte, wie konnte ich mir Schlimmeres vorstellen?"

In einem Hamburger Industriegebiet, nicht weit von einem der vielen Kanäle, die die Stadt durchziehen, befindet sich ein kleiner Rosengarten. Er ist unregelmäßig angelegt, und ein Holzzaun trennt ihn auf einer Seite von einer vielbefahrenen Straße, auf der anderen vom Spielplatz eines Kindergartens, auf dem an einem Wintermorgen bunt gekleidete Kleinkinder begeistert in kalten Pfützen spielten, bis eine Lehrerin sie zu weniger gefährlichen Spielen veranlaßte.

Weiter hinten befindet sich der Spielplatz der Bullenhuser-Damm-Schule, während der Nazizeit ein Außenlager von Neuengamme, dem Konzentrationslager in der Nähe von Hamburg. Heute heißt sie »Janusz Korzak-Schule«, benannt nach dem Leiter des Warschauer Waisenhauses, der freiwillig seine Kinder in die Gaskammer von Treblinka begleitet hatte.

Ein paar Tage vor Kriegsende brachte die SS zwanzig jüdische Kinder, zusammen mit zwei französischen Ärzten und zwei Holländern, ihren Betreuern, alle KZ-Häftlinge. Im November 1944 waren diese Kinder, zehn Jungen und zehn Mädchen (die Nazis waren immer methodisch), alle zwischen fünf und zwölf Jahre alt, von Auschwitz nach Neuengamme transportiert und für medizinische Experimente von dem SS-Arzt Kurt Heißmeier benutzt worden. Er infizierte die Kinder mit dem TBC-Bazillus, der sie sehr krank machte, dann wurden ihre Lymphdrüsen zur Analyse herausoperiert.

In der Nacht des 20. April 1945 – die britischen Truppen waren nicht weit von Hamburg entfernt – brachte die SS diese Kinder zusammen mit den vier Erwachsenen in den Heizraum im Schulkeller und erhängte sie. Erhängte sie. Die jüngsten waren fünf Jahre alt.

Millionen Menschen starben in Auschwitz. Man kann nicht einmal versuchen, sich nur eine Million vorzustellen; die Wirklichkeit dieser Millionen von gequälten Leben und fürchterlichen Morden kann man kaum erfassen. Die Gräßlichkeit, zwanzig Kinder zu erhängen, kann man sich eindringlich vorstellen. Einige dieser Kinder können nicht älter als drei Jahre gewesen sein, als sie von ihrem Zuhause in Italien, Frankreich, Polen, Holland, Jugoslawien gewaltsam weggerissen wurden, hunderte von Meilen in verschmutzten Waggons transportiert wurden, von ihren Familien getrennt, methodisch und lange gequält und dann vernichtet, in einem Keller aufgehängt. Das kann man sich vorstellen; sie können für Millionen stehen:

  • Marek James, sechs Jahre alt, aus Radom in Polen.
  • H. Wassermann, ein achtjähriges Mädchen aus Polen.
  • Roman Witonski, sechs Jahre alt, und seine fünf Jahre
  • alte Schwester Eleonora, aus Radom in Polen.
  • R. Zeller, ein zwölfjähriger Junge aus Polen.
  • Eduard Hornemann, zwölf Jahre alt, und sein Bruder
  • Alexander, neun Jahre alt, aus Eindhoven in Holland.
  • Riwka Herszberg, ein siebenjähriges Mädchen aus
  • Zdunska in Polen.
  • Georges André Kohn, zwölf Jahre alt, aus Paris.
  • Jacqueline Morgenstern, zwölf Jahre alt, aus Paris.
  • Ruchla Zylberberg, ein achtjähriges Mädchen.
  • Edouard Reichenbaum, zehn Jahre alt.
  • Mania Altman, fünf Jahre alt, aus Radom in Polen.
  • Sergio de Simone, sieben Jahre alt, aus Neapel.
  • Marek Steinbaum, zehn Jahre alt.
  • W. Junglieb, ein zwölfjähriger Junge.
  • S. Goldinger, ein elfjähriges Mädchen.
  • Lelka Birnbaum, ein zwölfjähriges Mädchen.
  • Lola Kugerman, zwölf Jahre alt.
  • B. Mekler, ein elfjähriges Mädchen.

Angesichts der Abscheulichkeiten von Treblinka, von Sobibor und Belzec, von Dachau, Birkenau, Kulmhof und all den andern, kann man Zorn, Wut, Trauer, Besorgnis, Ekel und Angst um die Menschheit empfinden, doch im Rosengarten hinter der Bullenhuser-Damm-Schule kann man nur weinen.

Die schwache Wintersonne schien auf das helle Grün der ersten Blätter der Frühlingsblumen unter den schlafenden Rosenbüschen. Dann zog eine schwarze Wolke heran und eiskalter Regen fiel auf den Garten hinab, wo ich stand und die Namen an den Gedächtnistafeln las, die den Zaun entlang stehen.

So wie die Morde an diesen Kindern für die Morde an Millionen stehen, so spricht die Tafel im Gedächtnisgarten für alle Orte des Terrors und des Todes:

HIER STEHST DU
SCHWEIGEND
DOCH
WENN DU
DICH WENDEST
SCHWEIGE NICHT.


A 105-71 Erich Hartmann
Bullenhuser Damm, Gedenktafel für ein ermordetes Kind

Siehe auch:
Below, Ortschaft ca. 10 km nördlich von Wittstock, südlich der Mecklenburgischen Seenplatte.

Armes Deutschland:
Gedenken nur noch gegen Eintrittsgeld

In Deutschland war man viel zu sehr damit beschäftigt seinen "Anstand" und seine "Betroffenheit" im eigens dafür errichteten Berliner Stelenfeld zu zelebrieren, als die Times of London Pläne zur Einführung von Eintrittsgeldern an den Kassen der deutschen KZ-Gedenkstätten meldete...

Eintrittsgelder im KZ:
Schamlos und frech!
Deutschland zelebriert "Anstand und Betroffenheit" im eigens dazu errichteten Stelenfeld - und kassiert an der Kasse zum KZ...

Nach dem größten Massenraubmord der Geschichte:
Ausgeplündert und auf Almosen angewiesen

Warum sind denn praktisch alle jüdischen Gemeinden in Deutschland von heute mittellos und "reich" nur noch an Schulden?...

[Eisenbahnschienen] [Stacheldraht]

Erich Hartmanns Photographien aus Konzentrationslagern:

Stumme Zeugen
... immer noch sucht mich, bald häufiger, dann wieder selten, ein entsetzlicher Traum heim...

hagalil.com 16-07-2007

Zeitzeugen:
Die Erinnerung der Überlebenden
Wenn wir nicht mehr da sind...

Hilfe:
Esra

Die Folgen für die Überlebenden, die zweite und die dritte Generation...

 

Mit eigenen Augen:
Visionen aus den Inferno
Vielleicht habe ich versucht, mich beim Malen zu befreien...

Ghetto Warschau:
Meines Bruders Hüter

Erzählt in der Sprache der Bilder. Für Jugendliche...

Brief von Leo, 1942:
Wenn du erwachsen wirst...
Meine geliebte Hanicka, Jirinka, Gretinka und Jirka ! Heute um 6 Uhr abends habe ich Deinen Brief vom 9. dieses Monats erhalten und um 1/2 7 wurde ich vorgeführt und es wurde mir eröffnet, daß ich um 1/2 7 morgen früh hingerichtet werde...

Hans Krasas Brundibar:
Die Kinderoper aus Theresienstadt
The Children'S Opera from Theresienstadt - jiddisch...

 

Ein Gerechter aus den Völkern der Welt:
Kennen Sie Willi Bleicher?
Nein? Nie gehört? Das wundert mich nicht. Wie sollten Sie auch? Die großen historischen Vorabendserien der letzten Jahre beschäftigten sich ja auch vornehmlich mit den Tätern des Nazi-Regimes...

 

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