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Biographische Angaben zu Ferdinand Bruckner:
Das Wesen der Tragödie

Ferdinand BrucknerDer heute nahezu in Vergessenheit geratene österreichische Dramatiker Ferdinand Bruckner (eigentlich Theodor Tagger) war in der späten Weimarer Republik einer der prominentesten und umstrittensten Bühnenautoren. Sein Werk umfasst expressionistische Lyrik, neusachliche Zeitstücke aus den 20er Jahren, Historiendramen aus den 30er Jahren, politische Widerstandsstücke aus dem Exil und ein Spätwerk, in dem Bruckner sich mit dem Wesen der Tragödie auseinandersetze.

Neben dem dramatischen Hauptwerk publizierte Bruckner einen Roman, mehrere Erzählungen sowie zahlreiche Essays, Rezensionen und theoretische Schriften. Seine Tage- und Werknotizbücher und die umfangreiche Korrespondenz mit bedeutenden Zeitgenossen sind weitgehend erhalten.

Ferdinand Bruckner wurde am 26. 08. 1891 in Sofia als Theodor Tagger geboren und wuchs in Wien, Graz und Berlin auf. Nach der Trennung seiner Eltern, eines österreichisch-jüdischen Geschäftsmanns und einer französischen Übersetzerin, verbrachte er seine Jugend in den drei Metropolen Wien, Berlin und Paris. Während seines Studiums der Musik am Conservatoire de Paris, dem Wiener Konservatorium und an der Berliner Hochschule für Musik veröffentlichte er bereits Aufsätze, Rezensionen und Gedichte in Zeitschriften. Beeindruckt vom expressionistischen literarischen Umfeld in Berlin wandte er sich um 1916 von der Musik zum Schreiben. In den folgenden Jahren publizierte er unter anderem die Novelle Die Vollendung eines Herzens sowie die Gedichtbände Der Herr in den Nebeln und Der zerstörte Tasso. Er gründete 1917 die Zeitschrift Marsyas, welche in exklusiver Aufmachung Texte zeitgenössischer Autoren wie Döblin, Hesse, Kafka und Stefan Zweig sowie Originalgraphiken enthält. 1920 heiratete er Bettina Neuer; zusammen gründeten sie 1922 das noch heute existierende Renaissance-Theater in Berlin. Nach anfänglichen Erfolgen führten Fehlschläge und finanzielle Probleme dazu, daß Tagger 1928 das Theater an Gustav Hartung übergab. Er arbeitete fortan als Dramaturg und schrieb unter dem Pseudonym Ferdinand Bruckner die Schauspiele Krankheit der Jugend, Die Verbrecher und Elisabeth von England, die aufgrund ihres großen Erfolges den Namen Ferdinand Bruckner berühmt machten und ein Rätselraten um den unbekannten Autor auslösten. 1930 lüftete Tagger das Pseudonym; 1946 änderte er seinen bürgerlichen Namen offiziell in Ferdinand Bruckner.

Im März 1933 mußte Bruckner mit seiner Familie über Österreich und die Schweiz nach Paris emigrieren. Dort entstand sein antifaschistisches Schauspiel Die Rassen, das Gustav Hartung bereits im November 1933 am Zürcher Schauspielhaus mit großem Erfolg uraufführte. In den folgenden Jahren im französischen und ab 1936 im US-amerikanischen Exil bearbeitete Bruckner vorrangig Stoffe aus Geschichte und Kultur der Gastländer; nach Kriegsbeginn thematisierte er in Schauspielen wie Denn seine Zeit ist kurz und Simon Bolivar den Kampf für Freiheit und Menschenrechte. Trotz vielfältiger Versuche fand Bruckner im amerikanischen Exil kein Echo beim Publikum. Der einzige größere Erfolg blieb die Aufführung seiner englischen Bearbeitung von Lessings Nathan der Weise für Piscators Studio Theater in New York 1942. Durch zahlreiche Vorträge und Artikel sowie durch seine Arbeit in mehreren Vereinigungen von Exilschriftstellern engagierte er sich für die europäische Exilkultur.

Sofort nach Kriegsende orientierte er sich wieder nach Europa: Die Schauspiele Die Befreiten und Denn seine Zeit ist kurz wurden bereits im September 1945 in Zürich und Bern aufgeführt. 1953 ließ er sich wieder in Berlin nieder und arbeitete als dramaturgischer Berater am Schillertheater. Sein vielschichtiges Spätwerk, vor allem seine 'klassische' Tragödie Pyrrhus und Andromache, wurde wohlbeachtet, die großen internationalen Erfolge der späten 20er und frühen 30er Jahre stellten sich allerdings nicht mehr ein. Bruckner starb am 05.12.1958 in Berlin.

hagalil.com 18-04-2004

 

Jüdische Weisheit
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