Jad Mordechaj:
Das Vermächtnis der Toten
Sabine Gebhardt-Herzberg
Nur eine Handvoll der
Juden, die im Warschauer Ghetto gekämpft hatten, überlebten das Ende des
Krieges.
Yehuda Wengrower, einer der Überlebenden von Mila 18, hatte sich vor Durst nicht
mehr beherrschen können und von den Abwassern in der Kanalisation getrunken. Er
starb kurz nach der Ankunft der Flüchtlinge im Wald von Lomianki, wo er begraben
liegt.
Cywia Lubetkin gründete mit ihrem Mann Jitzchak
Cukierman und anderen Überlebenden des Holocaust zusammen im Jahr 1948 den
Kibbuz Lohamei haGetaoth im Galil sowie den gleichnamigen Kibbuzverlag. Zu dem
Kibbuz gehören auch ein großes Museum und ein Studien- und Dokumentationszentrum
speziell über das Schicksal der Juden während des Nationalsozialismus -
insbesondere in Warschau und Wilna - sowie den Ghettoaufstand. Beide starben in
ihrem Kibbuz - Cywia Lubetkin 1978, Jitzchak Cukierman 1981 - und sind dort
begraben.

Simcha Ratajzer organisierte nach dem Krieg die
Auswanderung europäischer Juden nach Palästina. Er selbst reiste im November
1946 nach Palästina aus. Yisrael Gutman emigrierte nach dem Krieg nach Palästina
und war lange Zeit Leiter von Yad Vaschem in Jerusalem. Marek Edelman blieb in
Polen, studierte in Warschau Medizin und arbeitete als Herzchirurg in Lodz.
An das einstige im Kern der polnischen Hauptstadt
gelegene Ghetto sowie an den zugleich verzweifelten und heldenhaften Aufstand
der jüdischen Kämpfer erinnern heute nur noch wenige Relikte: ein altes Haus
oder Reste davon, einige Fragmente der Ghettomauer, ein Stück Straße, Denkmäler.
Zahlreiche Besucher aus aller Welt kommen täglich hierher, um in den Stadtteilen
Muranów und Mirów die - häufig in Hinterhöfen versteckten - Spuren des einstigen
Warschauer Ghettos aufzusuchen.
Die
aus den Trümmern wieder aufgebaute ehemalige Gesiastraße wurde nach Mordechaj
benannt: Ulica Mordechaja Anielewicza.
Anlässlich des vierten Jahrestages des
Ghettoaufstandes wurden Mordechaj Anielewicz, Josef Kaplan und Tosia Altman in
das Goldene Buch der K.K.L. eingeschrieben.
In der Nummer 18 der Zeitschrift des
Schomer haTzair in Polen, "Mosty", vom Jahr 1947, wurde folgende
Gedenkansprache abgedruckt:
"Gedenke Volk Israel
deiner tapferen und edelmütigen Söhne und Töchter, die in den Tagen der
Vernichtung und des Verlorenseins unbeugsam auf dem Weg des Kampfes auf Lehen
und Tod die Fahne des Protestes in den Ghettos hochhielten, wo immer sich auch
die Ghettos befanden.
Gedenke Volk Israel
deiner heldenhaften Söhne und Töchter, unbekannter Kämpfer, die mit Tränen und
Blut den Feindeshass gelöscht haben, und die in den Wäldern und Feldern mit
Sicheln den Kampf geführt haben.
Gedenke Volk Israel
deiner Söhne und Töchter, Menschen mit wunderbaren Herzen und Seelen, die in
langen Reihen in die Lager und Krematorien marschierten, und die sich nicht
trennten, weder im Leben noch im Tod. Säugling und Greis, Vater und Mutter, Sohn
und Tochter, Bruder und Schwester haben den Namen Israels geheiligt. In ihren
Herzen wohnte der Glaube, dass der Tag der Abrechnung und der Befreiung kommen
werde.
Gedenke Volk Israel
der tapferen Leute, der Mitglieder der Chalutz- und der Schomrim-Bewegungen, die
als Letzte an den Ghettomauern gefallen sind. Mögen ihre Namen stolz erklingen.
Mögen ihre Heldentaten in alle Ewigkeiten nicht vergessen werden.
Gedenke Volk Israel
Beweine nicht den Lichtschein der Jugend, die Stärke des Geistes, die Sehnsucht
nach Befreiung und die Aufopferung für die Würde des Menschen und des Volkes auf
dem Altar des Kampfes. Das Blut unserer Brüder, die nach Rache schreien, soll
nicht zur Ruhe kommen, bis der Tag kommt, an dem das Volk die öde Erde und das
verödete Land befreit und die Fundamente der bösen Welt fallen. Möge die Trauer
nie verstummen. Mögen das Verlangen nach Rache und der Schmerz nie vergehen".
 |
|
In Israel trägt ein Kibbuz Mordechaj zu Ehren
seinen Namen - Yad Mordechaj, in dem man eine große von dem israelischen
Bildhauer Natan Rapaport geschaffene Statue von Mordechaj errichtet hat, mit
einer Handgranate in der Hand, bereit zum Werfen.

Über den Trümmern des Bunkers Mila 18 wurde ein Denkmal zu Ehren der
dort gefallenen - oder soll ich sagen: ermordeten? - Kämpfer errichtet. |
 |
|
Auf der Fläche des einstigen
Häuserblocks Milastraße 18 (heute gegenüber dem Haus Milastraße 1) wurde eine
mit Sträuchern, Bäumen und einem kleinen Zaun umgebene Rasenfläche angelegt,
inmitten derer sich ein mit Gras bepflanzter kleiner Hügel erhebt, zu dem einige
Stufen hinaufführen. Man betritt die Anlage von der Zamenhofstraße aus und geht
über einen weißen Plattenweg zu dem Hügel, auf dem einige Steine aus dem alten
Haus Milastraße 18 an die Kämpfer erinnern, die hier ihr Leben verloren, und an
Mordechaj Anielewicz, ihren Kommandanten. |
Das Buch kann bei Sabine Gebhardt-Herzberg,
per
e-Mail
oder per Post bestellt werden:
Sabine Gebhardt-Herzberg, Hornfischer Straße 6, 90453 Nürnberg
"DAS LIED IST GESCHRIEBEN
MIT BLUT UND NICHT MIT BLEI"
- Mordechaj Anielewicz und der Aufstand im Warschauer
Ghetto
Neuer Preis 9,95 Euro / ISBN 3-00-03643-6
Mordechaj Anielewicz:
Kommandant des Aufstandes im Warschauer Ghetto
Was wissen wir über ihn? Was wissen wir über sein Leben, seine
Familie, seinen Charakter, seine Träume? Nicht vieles, was wirklich gesichert
ist. Dafür gibt es umso mehr Legenden...
Warschau war die größte jüdische Gemeinde in Europa:
Die Situation der polnischen Juden vor dem
Zweiten Weltkrieg
Vor dem Ausbruch des
Zweiten Weltkrieges gab es in Polen ein reges jüdisches Leben. Damals lebten rund zwei Drittel
der jüdischen Weltbevölkerung in Europa. Drei Viertel
der europäischen Juden waren in Osteuropa beheimatet. 3,35 Millionen von ihnen -
fast zehn Prozent der insgesamt 33 Millionen Polen - lebten allein in Polen...
Der junge Wächter:
haSchomer
haZa'ir
Die zehn Regeln des Schomer, von Alef bis Jud...
Weitere Artikel:

haGalil onLine 12-02-2004
|